30. Januar 2012

1000 Facebook Fans mit Gewinnspiel von Muso Koroni

Liebe Leserinnen und Leser,

dieser Tage hat mein kleines Baby, mein süßer Blog, die 1000er Marke an Facebook Fans überschritten, und ich muss mir fast ein Tränchen der Dankbarkeit aus dem Augenwinkel wischen. Vielen Dank, dass ihr meinen Blog lest, das ist wirklich ganz wunderbar.
Und ja, Facebook will uns natürlich alle nur ausspionieren, um uns mit gezielter Werbung irgendwann Umstandsmode und Sparschäler anzudrehen. Aber Facebook hat sich für den Blog zu einem tollen Medium enwickelt, mit dem ich nicht nur in Interaktion mit euch treten kann, sondern mit dem auch noch mehr Menschen mit der veganen Message dieses Blogs erreicht werden können - und dann kann ich ja fast nicht mehr über Facebook meckern.

Und weil ich gerne feiere, habe ich mir zu diesem Anlass auch einen besonderen Gast eingeladen: die vegane Boutique Muso Koroni! Wer trendige und einfach hübsche Mode sucht, aber nicht nur Wert auf Veganismus, sondern auch auf Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen legt, der ist bei Muso Koroni genau richtig. Hier findet man alles von T-Shirts über Pullover, Schuhe, Accesoires bis hin zu tollen Kosmetik-Produkten - alles vegan, mit einem Fokus auf rein veganen Firmen, Fairtrade und Recycling, auch bei den Verpackungen. In meinen Kleiderschrank ist Muso Koroni schon längst eingezogen: Mein liebstes Stück ist das süße Tofumonster-Shirt, das meine Arbeitskollegin wohl noch mehr liebt als ich - sie verfällt in wahre Verzückung, wenn ich es anhabe. Außerdem habe ich eine Obsession mit den Lippenbalsamen von Crazy Rumors, in meiner Handtasche fliegen mindestens immer zwei dieser süßen Lippenverwöhner herum. Meine allerliebste Sorte ist Apple Chai, da könnte ich reinbeissen (sollte man aber nicht).
Jasmin, die Gründerin von Muso Koroni, hat für Totally Veg! ein kurzes Interview gegeben, und verrät, was Muso Koroni noch so für uns auf Lager hat:

Wie lange gibt es Muso Koroni schon, und was war der Auslöser für die Gründung? Jasmin: Vor einigen Jahren habe ich nach modischer Kleidung gesucht, die nicht nur vegan, sondern auch bio und fairtrade ist. Meine Suche war sehr ernüchternd, da ich nur vereinzelt Onlineshops gefunden habe und das Angebot für VeganerInnen sehr begrenzt war, wenn überhaupt Artikel eindeutig als vegan erkennbar waren. Dann habe ich überlegt, ob nicht auch andere VeganerInnen diese Probleme haben und beschlossen einen eigenen Onlineshop zu starten, wo keine VeganerInnen aufs Etikett achten müssen.

Hast du besondere Lieblinge unter den zahlreichen Angeboten im Shop? Und was wird besonders gerne bestellt? 
Jasmin: Ich liebe die Lippenpflegestifte von Crazy Rumors, die MSM Gesichtscreme und Rhassoul Gesichtsmaske von Raw Gaia und das Peeling von Naturtalent2 - diese Produkte dürfen in meinem Kosmetikschrank nie fehlen! Meine persönlichen Lieblinge sind auch Bestseller, wobei das Shikakai Shampoo von Raw Gaia, die veganen Schuhe von Nae Vegan und die Basics von Earth Positive auch zu den beliebtesten Produkten zählen. 

Man munkelt, du eröffnest demnächst auch ein Geschäft in Wien...? Was wird uns dort erwarten? 
Jasmin: Das stimmt! Nach wirklich langer Suche nach einem passenden Geschäftslokal wird im Frühjahr das erste Geschäft in Wien eröffnet. Neben der Möglichkeit die Produkte auch endlich live zu begutachten, anzuprobieren und zu testen, wird es auch einige Neuigkeiten im Geschäft geben. Durch den größeren Platz kann das Sortiment ergänzt, neue Marken angeboten und eine bessere Verfügbarkeit garantiert werden. So wird es z.B. Yoga Kleidung, Nagelpflege und Nagellacke, und einige neue Modemarken bei Muso Koroni geben.

Was würdest du dir für die Zukunft von Muso Koroni wünschen? 
Jasmin: Ich wünsche mir, dass ich weiterhin vielen Menschen einen Platz bieten kann, wo sie vegane, biologische und fairtrade Produkte finden, so dass die Welt ein Stückchen besser wird.
Weitere Standorte in anderen Städten und Ländern wären noch ein Ziel, sowie eine eigene Kollektion zu produzieren.

Vielen Dank an Jasmin für dieses sympathische Interview. Und extra zum Facebook-Jubiläum gibt es 3 Gutscheine von Muso Koroni à 10 € zu gewinnen. Und so könnt ihr mitmachen:


1. Werde Fan von Totally Veg! auf Facebook. Und dann weiter zum 2. Schritt:
2. Verrate uns dort, was dein liebstes veganes Kleidungsstück ist (Kommentar auf Facebook unter dem Gewinnspielfoto - siehe oben)*
3. Einsendeschluss ist der 10. Februar 2012 - die GewinnerInnen werden ausgelost. Wie immer bei so etwas, der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.


*Für diejenigen unter euch, die keine Fans von Facebook selbst ist, könnt ihr auch ein E-Mail schicken an totallyveg@gmx.at, Betreff: Gewinnspiel

26. Januar 2012

Ab jetzt vegan! Vegan Unterwegs

Natürlich sitzen VeganerInnen nicht nur daheim und knabbern an ihren Sprossen. Nein, wir haben normale Berufe, gehen mit unseren Lieben essen und fahren auf Urlaub. Hier ein paar meiner Tipps, damit das alles noch leichter geht.

 C auf großer Tour - und Picknick muss natürlich sein

  • Vegan in der Mittagspause: Meine Mensa ist furchtbar. Und das sage ich nicht nur so. Ja, es gibt Salat, aber es ist mir mehr als einmal passiert, dass es keinen Essig und auch kein Öl gab, sondern nur klebrige Joghurtsauce. Gemüse wird bis zur Unkenntlichkeit verkocht, und in den Nudeln sind sowieso Eier. Darum nehme ich mir mein Essen mit. Das klingt aufwendig, aber ist eigentlich nur eine Gewohnheitssache - es funktioniert folgendermaßen: Meistens versuche ich, am Abend genug zu kochen, damit etwas für den nächsten Tag bleibt. Sehr gut machen sich als Büro-Essen Nudeln (mit Sauce oder als Auflauf), Chili, Eintöpfe mit Brot, Reisgerichte oder Gemüsepfannen. Alles wird am Abend vorher in entsprechende Behälter gefüllt und am nächsten Tag mitgenommen. Ich esse das meistens kalt, aber wenn ihr eine Mikrowelle habt, geht ohnehin alles. Eine andere Alternative sind Salate (Nudel-, Reis-, Kartoffel-, Bohnensalat), die wir immer am Abend zuvor anrichten - ehrlich, wer möchte in der Früh Gemüse schnippeln? Hier könnt ihr übrigens eine kleine Auswahl an Essen bewundern, das mit mir ins Büro kommen darf. Wenn alle Stricke reissen, tut es ein flottes Brot mit Räuchertofu, veganem Aufschnitt, etwas Mayo und ein wenig Gemüse übrigens auch.
  • Vegan im Restaurant: Ganz ehrlich, am besten, ihr lest euch diesen Post durch. Dort erfährt ihr alle meine Weisheiten über veganes Essen in Restaurants.
  • Vegan im Beruf: Weihnachtsfeiern, Geschäftsessen, Geschäftsreisen... auch hier gibt es allerhand Gelegenheit, ausserhalb der heimischen Küche zu speisen. Hier findet ihr meine Tipps.
  • Vegan auf Reisen: Ich bin eine Weltenbummlerin - wenn auch oft nur im Herzen. Trotz knapper Zeit nutzen M und ich jede Gelegenheit, um wegzufahren und neue Orte zu entdecken. Hier findet ihr meine Berichte - mit dabei sind Stockholm, Malmö, Göteborg, Kopenhagen, Wien, München, London, Prag, Berlin und sogar Disneyland Paris (Tipp: Ganz unten auf der Seite findet ihr den Button "Ältere Posts", mit dem man weiterblättern kann). Ein heißer Tipp vor der Reise ist die Website Happy Cow (auf Englisch), die ein Verzeichnis von vegetarischen, veganen und veggie-freundlichen Restaurants bietet - so wisst ihr gleich, was euch erwartet. Ich hatte auf Reisen noch nie ein Problem, es macht sogar Spaß, andere Restaurants und Speisen zu entdecken. Wenn ihr nicht mit Händen und Füßen kommunizieren wollt, dann lege ich euch den Vegan Passport ans Herz: Der identifiziert euch als VeganerIn in allen gängigen Sprachen dieser Welt! Super, oder?

Meine Lieben, das ist der letzte Teil der "Ab jetzt vegan!" Reihe. Ich hoffe, ihr seid nun gut eingestimmt auf ein veganes Leben. Ja, es ist natürlich mehr dran am Veganismus als die Ernährung - auch Leder, Pelz und Wolle sind gestohlenes Gut und gehören den Tieren selbst und nicht in unseren Kleiderschrank. Ebenso sollen unsere Kosmetikprodukte hautverträglich sein und uns noch hübscher machen, aber bitte ohne die Gräuel der Tierversuche (eine Liste meiner aktuellen veganen Lieblingsprodukte findet ihr übrigens hier). Da die größte und umfassendste Veränderung aber doch das tägliche Happi Happi darstellt, wollte ich euch besonders dafür den wichtigen Startschuss liefern. Ab jetzt dürft ihr selber auf eure vegane Entdeckungsreise gehen -  und ich kann euch versprechen, euch werden ganz wunderbare Dinge widerfahren. Und wenn es mal hakt - ihr wisst ja, wo ihr mich findet (auch auf Facebook haben wir schon eine nette Community aufgebaut - schau' doch mal vorbei!).

    22. Januar 2012

    Ab jetzt vegan! Der soziale Aspekt des Vegan-Seins

    Heute wird es hier ganz privat, denn ich muss euch etwas gestehen: Ich  war eine scheue Veganerin. Die Vorstellung, vor dutzenden anderen Menschen in einem Restaurant nach einem veganen Essen zu fragen, trieb mir die Schweißperlen auf die Stirn. Eine Gastgeberin zu bitten, den Käse von meinen Nudeln fernzuhalten, verursachte mir fast Bauchschmerzen. Ich hatte immer das Gefühl, andere Leute würden mich als komisch, schwierig, verschroben empfinden, ich würde anderen auf die Nerven gehen und ihnen mit meinen Sonderwünschen Umstände bereiten, und alle würden ohnehin nur darauf warten, mit der unsicheren Veganerin ein Streitgespräch anzufangen.

    Heute nehme ich alles ziemlich locker, ich gehe gerne essen, ich fahre auf Konferenzen, und plaudere locker darüber, warum ich eigentlich vegan bin. Was hat sich verändert? Zunächst einmal hat sich meine ziemlich pessimistische Sicht anderer Leute geändert. Ich war, wenn man es sich recht überlegt, in meinem Veganismus eigentlich ziemlich misanthrop: Ständig ging ich davon aus, dass die anderen nur mit mir streiten wollen, mich als Last sehen oder einfach genervt sind. Tatsächlich kommt das in den seltensten Fällen vor. Ich habe dermaßen viele positive Erfahrungen gemacht. Da gab es die Restaurant-Managerin, die sicher 20 Minuten ihrer Zeit investiert hat, um die Köche über Zutaten auszuquetschen, damit ich ein veganes Essen bekam; den Catering-Service, der mich eine ganze Woche lang freudestrahlend bekocht hat; die Arbeitskollegen, die mich an meinem Geburtstag in ein vegetarisches Restaurant ausgeführt und alle bereitwillig Tofu bestellt haben; die gute Freundin, die plötzlich vegane Cupcakes backen wollte; die Verwandte, die Grünkern-Bolognese als neues Familien-Essen etabliert hat. Ich könnte diese Liste endlos fortführen. Ich habe den Fehler gemacht, gegen Hindernisse kämpfen zu wollen, die oft gar nicht da waren. Viele Leute wollen einfach nett sein, sei es aus persönlichen oder beruflichen Gründen, und finden vegane Menschen gar nicht schlimm. Und die meisten Leute denken gar nicht so viel über euch nach. Wenn ihr also bei der nächsten Firmenfeier ein veganes Essen bestellt und denkt, dass euch alle anstarren, dann liegt ihr meistens falsch und nehmt euch etwas zu wichtig (so wie ich mich auch): Vermutlich ist euer Chef viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, als über euch und euren Dinkel-Auflauf nachzudenken.

    Weil meine Weisheiten noch gar nicht am Ende angelangt sind, hier ein paar Punkte, die ich im Laufe meiner veganen Karriere gelernt habe.

    • Eines kann ich euch versprechen: Wenn ihr wie ein veganer Stinkstiefel auftretet, werdet ihr auch so behandelt werden. Trotziges, vorwurfsvolles Verhalten wird vom Universum augenblicklich mit einer Quittung bedacht. Ich sage nicht, dass wir nie mit anderen Leuten diskutieren dürfen oder aufzeigen sollen, was eigentlich falsch läuft mit unserer Ernährung. Aber für alles gibt es eine Zeit und einen Ort. Wenn ihr also ständig auf Konfrontationskurs seid, ist das euer gutes Recht, aber wundert euch nicht über die Reaktionen. Ich bin als Veganerin bemüht, mich super-freundlich zu geben, höflich, interessiert, eine wahre Gesellschafterin also. Das ist zwar manchmal mühsam, hat aber einen pragmatischen Grund: Für viele Leute bin ich die erste und einzige Veganerin, die sie treffen werden. Und an meinem Verhalten wird Veganismus im Allgemeinen gemessen - das ist zwar unfair, ist aber trotzdem so. Als veganer Prototyp will ich nicht verbittert oder aggressiv auftreten, sondern einfach sympathisch. Dann kann niemand sagen "Ich kenne eine Veganerin, aber die ist echt ziemlich schräg drauf", sondern eher "Ich kenne eine Veganerin, die ist ziemlich nett und eigentlich ganz normal". Und natürlich ist es nervig, wenn jeder fragt "Warum bist du eigentlich vegan?" und "Ist ohne Fleisch denn eigentlich gesund?". Aber bevor ihr die andere Person anspringt, weil ihr diese Frage zum 127. Mal hört, überlegt euch folgendes: Für den anderen ist es vielleicht das allererste Mal, dass er sich diese Frage stellt, und dahinter steht womöglich ein ehrliches Interesse. Ihr habt nun zwei Möglichkeiten: Ihr könnt ruhig und geduldig auf die Frage antworten und vielleicht einen Denkanstoß geben, oder ihr könnt dem anderen eine bissige Antwort geben, und euch freuen, dass ihr es dem Fleischesser mal wieder gezeigt habt. Your choice.
    • Speak your own truth: Diesen guten Ratschlag habe ich von Colleen Patrick-Goudreau gelernt. Erzähl deine eigene Wahrheit. Was bedeutet das? Anstatt die Standard-Argumente runterzurattern, warum man vegan leben soll, die China-Study in einem 15 Minuten Monolog vorzutragen, und die neueste Klima-Studie zum Thema Fleischkonsum zu zitieren, könnt ihr den anderen einfach sagen, was eure ganz persönlichen Gründe sind, vegan zu leben. Ich persönlich möchte Massentierhaltung und Ausbeutung nicht unterstützen, und ich fühle mich mit einer veganen Ernährung gesundheitlich einfach viel besser. Über Studien kann man endlos debattieren, aber es kann euch niemand absprechen, dass es euch besser geht, wenn ihr keine Produkte aus Massentierhaltung kauft oder ihr mehr Energie habt durch eine vegane, vollwertige Ernährung. Eure eigene Wahrheit kann euch niemand nehmen, und es wirkt einfach viel authentischer.
    • Anstatt dauernd von anderen zu erwarten, dass sie sich gefälligst um euch kümmern sollen, nehmt euer Schicksal doch selber in die Hand. Wenn ihr eingeladen seid, erwartet nicht, dass die Gastgeberin einen Kopfstand macht, um euch zu verköstigen, sondern ruft kurz an und erklärt, dass ihr jetzt vegan lebt, es aber gar kein Problem ist, weil ihr gerne etwas mitbringen würdet, damit sie nicht noch mehr Stress hat (und achtet dann darauf, genug mitzunehmen, damit alle probieren können). Ja, ich habe weiter oben gesagt, dass andere Menschen euch oft gerne entgegenkommen, aber auch die haben sich manchmal etwas Hilfe verdient.
    • Manchmal geht es nicht ums Essen, sondern um etwas anderes. Wenn ihr unter den ständigen Vorwürfen eurer Mutter leidet, weil ihr den Sonntagsbraten nicht mehr essen wollt, oder unter den Sticheleien eures Freundes, weil der nächtliche Absacker beim Würstelstand nun ausfällt, geht es oft nicht direkt um euer neues veganes Dasein. Essen ist eine furchtbar emotionale Angelegenheit, denn dahinter steht oft der Ausdruck von Zuneigung, Tradition und Sicherheit. Vielleicht hat eure Mutter das Gefühl, dass ihr sie und ihr Leben ablehnt, und euer Freund hat Angst, dass es nun nie wieder wird wie früher. Wenn euch eine dumpfe Vorahnung beschleicht, dass eigentlich über etwas ganz anderes diskutiert wird als über das Stück Fleisch am Teller, hilft es manchmal, das direkt anzusprechen. Die Karten auf den Tisch legen, sozusagen. Dem anderen klar machen, dass ihr nicht ihn ablehnt, sondern einfach nur das Essen. Und wie wichtig euch Veganismus ist, und ihr ein wenig Unterstützung bräuchtet - auch das hilft oft.
    • Kommt Zeit, kommt Rat. Wirklich. Dafür gebe ich euch mein persönliches Ehrenwort. Auch wenn ihr es jetzt furchtbar findet, wie euer Vater über Tofu die Nase rümpft, und eure Arbeitskollegin sich weigert, den leckeren veganen Kuchen zu probieren - es wird anders, bestimmt. Der Mensch ist ein echtes Gewohnheitstier, das sich wirklich mit allem arrangieren kann, nicht zuletzt mit eurem Veganismus. Ihr werdet cooler werden und euer Umfeld auch. Ihr müsst nur ein wenig Geduld haben.

    Jeder ist anders. Während mir die Umstellung auf veganes Essen in meinen eigenen vier Wänden ziemlich leicht gefallen ist, war für mich der soziale Aspekt des veganen Daseins der schwierigste. Ich sehe andere Neu-VeganerInnen, die das aber mit einer Coolness und Selbstverständlichkeit handhaben, die ich mir gewünscht hätte. Es bedeutet also nicht, dass wir bei der Umstellung auf eine vegane Ernährung alle die gleichen Herausforderungen erleben werden. Und ja, jeder wird eine Herausforderung finden, denn darum geht es ja, wenn man sich weiterentwickelt - raus aus der Bequemlichkeit, rein in Unbekanntes, wo ein besseres Ich auf einen wartet. Bei manchen geht es leichter, bei manchen geht es schwerer. Ich schließe mit diesem für mich inspirierenden Spruch:

    "But nothing worth having comes without some kind of fight - Got to kick at the darkness 'til it bleeds daylight."
    Bruce Cockburn, kanadischer Folkgitarrist und Sänger

    19. Januar 2012

    Rückblick & eine süße Überraschung für Euch (E-Book!)

    Bevor die Reihe "Ab jetzt vegan!" weitergeht, wollt ihr sicherlich sehen, was man als vegan lebender Mensch so essen kann. Also, das wanderte in letzter Zeit in meinen Bauch...

     Für einen besonderen Anlass verspeisten M und ich einen Nacho-Salat, bestehend aus Salat, Gemüse, mexikanischem Sojafleisch mit Bohnen und Paprika, Nachos und einer gehörigen Portion Guacamole. Yumyumyum. Einfach super!

     
    An einem faulen Sonntag gönnten wir uns einen Brunch, der übrigens am besten schmeckt, wenn man noch seinen Pyjama trägt. Es gab Baked Beans, meine bewährte Frühstückspfanne, Vollkornbrot mit Avocado und Bio-Cherry-Tomaten, Orangen und für die besondere Dekadenz ein großer Klacks vegane Mayonnaise. Warum kann nicht jeder Tag so beginnen?

    Ich hatte aus einem unerfindlichen Grund Gusto auf Essigwurst. M beäugte mich noch skeptisch, als ich das gute Olivenöl auspackte und vorschlag, Gemüse zur Essigwurst zu geben, aber als ich mich daran machte, eine Vinaigrette zu mixen, schritt er entschieden ein und nahm die Essigwurst in seine erfahrenen Hände. Manchmal ist einfach doch besser: Vegane Wurst (von Vegavita), Essig mit Wasser verdünnt, Zwiebel, Salz, Pfeffer und ein paar Spritzer Kernöl.

    Zum Abschluss dieses Posts gibt es noch eine Vorschau auf ein süßes Projekt, an dem ich momentan arbeite und das euch sicher freuen wird. Im Rahmen dieses Projekts sind auch diese süßen Bengel entstanden: Dalmatiner Cupcakes mit Häubchen - ein vanilliger Teig mit leichter Bananen-Note, durchzogen von süßer Schokolade, dekoriert mit einem fluffigen, cremigen Topping.


    Ihr habt es sicher schon erraten, aber trotzdem: Trommelwirbel! Ich arbeite an einem neuen E-Book! Es dreht sich natürlich alles wieder um vegane Desserts. Das Besondere an diesem Buch ist aber, dass gänzlich auf vegane Fertigprodukte verzichtet wird - also kein Ei-Ersatz, keine Schlagsahne, kein Frischkäse oder ähnliches. Natürlich spricht nichts dagegen, mit diesen Produkten zu arbeiten, aber ganz ehrlich, nach dem Verschwinden der Soyatoo Schlagsahne fühle ich mich immer noch leicht traumatisiert und lebe in der ständigen Angst, dass es wieder passieren könnte. Darum werden in dem E-Book viele köstliche, süße, dekadente Rezepte enthalten sein, deren Zutaten ihr aber immer in jedem (Bio-)Supermarkt bekommt. Außerdem, noch mal einen Trommelwirbel bitte, werden die Rezepte alle neu sein, keines davon ist bisher am Blog zu finden. Einen genauen Zeitpunkt des Erscheinens kann ich noch nicht bekannt geben, aber ich bin fleißig am Backen. Und Vorfreude ist doch auch (fast) die schönste Freude, nicht wahr?

    15. Januar 2012

    Ab jetzt vegan! Gesund & Vegan

    Wer hat es noch nicht gehört: Die besorgt-skeptischen, überwiegend wohlwollenden Fragen von FreundInnen und Verwandtschaft nach der werten Gesundheit. Ist man denn ohne Fleisch fit? Brechen einem ohne Kuhmilch nicht einfach die Knochen weg? Und ohne tierisches Eiweiß Sport machen, geht das überhaupt? 

    Ich bin keine Ernährungswissenschaftlerin und auch die wenigsten von euch sind vermutlich welche. Trotzdem ist es wichtig, dass wir als vegan lebende Menschen gesund bleiben. Die gute Nachricht ist, dass man nicht Ernährungswissenschaften studieren muss, um sich mit einem veganen Lebensstil an bester Gesundheit zu erfreuen. Die schlechte Nachricht ist, dass nicht alles, wo "vegan" draufsteht, auch automatisch gesund für uns ist. 

    Prinzipiell ist die vegane Ernährung eine gesunde Lebensweise, das bestätigt mittlerweile auch die American Dietetic Association, die traditionellerweise eigentlich eher Interessen der Tier-Industrie vertritt. Während eine vegane Ernährung also prinzipiell gut ist, und eine Vorbeugung gegen Zivilisationsleiden wie Herzinfarkte, erhöhten Cholesterinspiegel, und hohen Blutdruck darstellt, sollte der Fokus doch auf ausgewogener, vollwertiger Kost liegen. Je unverarbeiteter ein Lebensmittel, desto mehr Vitamine und Nährstoffe sind nämlich darin enthalten. Was heißt das konkret? Es bedeutet, dass die Grundlage einer veganen Ernährung möglichst unverarbeitete Lebensmittel darstellen sollten - Getreidesorten wie Naturreis, Quinoa, Hirse, viel frisches (und auch rohes) Obst und Gemüse, verschiedenste Hülsenfrüchte, ein paar Nüsse und Samen und natürlich ausreichend Flüssigkeit, vornehmlich Wasser. Es bedeutet, dass wir Vollkornbrot anstatt weißem Toastbrot essen sollten, zu unserem Bohnen-Eintopf braunen anstatt weißen Reis kochen sollten, lieber in frische Äpfel beissen sollten, anstatt Obstsalat aus der Dose zu löffeln, und nicht jede Kartoffel als frittiertes Stäbchen in unseren Mund wandern sollte. Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht gelegentlich Kuchen essen dürfen, der mit weißem Mehl und viel Zucker gebacken wurde, mal einen über den Durst trinken können oder uns einen Tag lang von Pommes und Schokoladenchips ernähren dürfen. Die Grundlage unserer Ernährung soll eine vollwertige Kost darstellen, und dann kann man auch gelegentlich über die Stränge schlagen. Und eines bedeutet es auch: Vegan ist nicht automatisch gesund. Ja, Cola und Pommes sind vegan, und es gibt vegane Schlagsahne und Schokoladensauce und sogar frittiertes veganes Hühnchen, aber das sollte nicht die Basis für uns darstellen. Ich sage es hier so deutlich, weil eine ausgewogene vegane Ernährung unumgänglich ist für unsere Gesundheit, und ich möchte nicht, dass eine einzige Person krank wird durch einen falsch verstandenen Veganismus. 

    Damit sind wir auch schon beim nächsten Thema, und das heißt B12. Was ist so besonders an B12? Man hört öfter, dass dieses Vitamin nur in Fleisch und Milch vorkommt, was aber nicht korrekt ist. Es ist ein Vitamin, das von Mikroorganismen in der Erde gebildet wird. Tiere fressen Gras und damit auch Erde, und so wandert B12 in ihr Fleisch und ihre Milch (dass viele Tiere in der industriellen Haltung kein Gras mehr sehen, davon sprechen wir jetzt mal nicht). Das heißt, dass nicht die vegane Ernährung das Problem beim B12 ist, sondern die fortschreitende Industrialisierung - im Klartext, unser Essen ist zu sauber geworden, und das bisschen Dreck ist nicht mehr vitaminreich genug. Mit B12 ist nicht zu spaßen, da es unter anderem sehr wichtig für das Nervensystem ist. Die Lösung ist hier ganz simpel: Ein Nahrungsergänzungsmittel, um den Bedarf an B12 zu decken. Viele vegane Vereine raten dazu, und es ist wirklich kein großes Ding, ich nehme einfach täglich ein Multivitamin. Schaut mal bei eurem veganen Versandhändler, da gibt es oft genug im Angebot. Und nein, eine ausreichende Abdeckung von B12 durch Algen oder Sauerkraut kann nicht gewährleistet werden.


    Was ist der Sinn dieses Posts - euch den moralischen Gesundheitsfinger ins Gesicht zu strecken, oder euch ein schlechtes Gewissen zu machen, während ihr an einem veganen Keks nascht? Nichts läge mir ferner. Ich ertappe mich nur selbst gelegentlich dabei, wie ich mir einrede, dass die Kartoffelchips und der Schokoriegel eine ausgewogene Mahlzeit sind, weil sie vegan sind. Während nichts dabei ist, sich gelegentlich an Knabbereien, Süßem oder Frittiertem gütlich zu tun, sollten wir uns nicht in die Tasche lügen, dass vegan gleichzeitig gesund ist.

    12. Januar 2012

    Ab jetzt vegan! Tierische Produkte durch vegane Produkte ersetzen

    Ein kleiner Guide, wie ihr tierische Produkte durch vegane Lebensmittel ersetzen könnt. Zum Durchlesen, Ausdrucken, und unter's Kopfpolster legen.

    • Butter: Mittlerweile sind viele vegane Margarine-Sorten auf dem Markt (Achtung, lest die Zutatenliste, es gibt Margarine, die z. B. Molkepulver enthält!). Mein Liebling ist aber die vegane Butter von Alsan. Sie enthält viel Fett und weniger Wasser, und eignet sich daher zum Braten und Backen. Außerdem schmeckt sie einfach wie Kuhbutter.
    • Eier: Wer sich nach klassischem Rührei verzehrt, dem sei ein Rührtofu ans Herz gelegt. Wer Backen möchte, es gibt einige Kniffe, um Eier zu ersetzen: Im Reformhaus und im veganen Versand gibt es veganen Ei-Ersatz, ein Pulver, das mit Wasser gemischt wird und sehr gut bindet. Auch eine Möglichkeit sind gemahlene Leinsamen (1 EL Leinsamen mit 3 EL Wasser und kurz quellen lassen). Wenn es um Saftigkeit geht, gebe ich gerne etwas Soja-Joghurt in den Teig hinein (ca. 4 EL für ein Ei). Auch Wunder wirken kann eine Banane, fein püriert, hier ersetzt 1/2 Banane ein Ei. Wenn ihr Rezepte veganisiert, und das Rezept nur ein einziges Ei enthält, kann man darauf oft verzichten, z. B. bei Mürbteigen. Oder ihr erspart euch das ganze, und probiert meine Rezepte aus, die schon vegan sind. 
    • Eis: Im Reformhaus und Bio-Markt gibt es veganes Eis auf Sojabasis, z. B. Tofutti. In größeren Supermäkten sind auch oft vegane Eis-Sorten zu finden, z.B. von Swedish Glace  (in Deutschland) oder Mio (bei Merkur). Für die ÖsterreicherInnen: Ich bin ein großer Fan des veganen Vanille-Eis von Spar Natur pur.
    • Fleisch: Tofu, Räuchertofu, Soja-Granulat, Seitan, und Tempeh bringen den Biss und leckeren Geschmack in vormals fleischige Gerichte. Auch hier gilt: Legt euch ein gutes Kochbuch zu oder schaut euch erprobte Rezepte online an, und kocht einfach mal drauf los (siehe auch der letzte Post zum Thema Kochen). Übrigens: Tofu muss gut ausgedrückt, mariniert und oft scharf angebraten werden, damit er gut schmeckt. Wenn ich noch einen von euch erwische, der sich rohen Tofu aus der Packung in den Mund steckt, und dann murrt, dass das nicht schmeckt, dann schicke ich euch meinen persönlichen veganen Racheengel! Im Reformhaus, Bio-Markt und Versandhandel gibt es Unmengen an Wurst, Aufschnitt, Gyros, Hühnchen und Grillfleisch auf pflanzlicher Basis. Wer mag, kauft also fix und fertig und testet sich durch die enorme Vielfalt an pflanzlichem Fleisch.
      • Joghurt: In vielen Supermärkten gibt es vegane Joghurts. Im Bio-Markt ist die Auswahl oft noch größer.
      • Käse: Käse ist für die meisten schwierig aufzugeben. Leider habe ich noch mehr schlechte Nachrichten für euch: Ich habe noch kein Produkt entdeckt, das 100% wie Kuhmilchkäse schmeckt. Aber das ist nicht schlimm, denn es gibt viele andere leckere Wege, um Pizza, Pasta und Co. aufzupeppen: Für das feine Topping auf Pasta könnt ihr Pinienkerne rösten, etwas kleinhacken und mit Salz gemischt auf die Pasta streuen. Für Lasagne oder Pizza eignet sich z.B. ein Cashew-Ricotta oder, von VeganerInnen heiß geliebt, Hefeschmelz: Eine Art Bechamel mit einer ordentlichen Portion Nährhefeflocken. Manche behaupten, Nährhefeflocken würden nach Käse schmecken, ich bin mir da nicht so sicher - aber sie schmecken auf jeden Fall gut. Nährhefeflocken bekommt ihr im Reformhaus, Bio-Markt oder veganen Versand. Meine empfohlenen Marken sind Erntesegen und Naturata. Für Hefeschmelz lasst ihr einfach 1 EL vegane Butter in einem Topf auf mittlerer Hitze heiß werden, rührt 1 EL Mehl mit dem Schneebesen dazu, um eine gelbe Paste zu bilden. Ich rühre dann noch etwas weiter, bis sich der mehlige Geruch etwas verflüchtigt hat, und gieße dann 150 ml Sojamilch hinzu und würze mit etwas Salz. Unter Rühren köcheln lassen, bis sich die Sauce verdickt hat, dann vom Herd nehmen und 2 EL Hefeflocken einrühren - reicht für eine Pizza.
      • Wo wir bei Käse sind: Es gibt auch veganen Käse. Aber die Schmelzbarkeit und der Geschmack sind oft... naja, verbesserungswürdig. Beim veganen Versand sind viele Marken erhältlich, ich persönlich finde den Wilmersburger Pizzaschmelz, Cheezly und Tofutti Scheiben ganz gut. Aber Achtung: Sie schmecken nicht unbedingt nach Käse, aber trotzdem lecker. Meine Empfehlung: Streicht den Kuhmilchkäse ein, zwei Monate komplett vom Speiseplan, dann ist der direkte Vergleich weg, und ihr könnt neue Geschmacksrichtungen, auch abseits von Kuhmilchkäse, erst wirklich schätzen lernen. Die Trennung von Kuhmilchkäse ist möglich - es ist immerhin nur Käse, kein Crack.
      • Mayonnaise: Beim veganen Versand gibt es hervorragende Mayonnaisen fix und fertig zu kaufen. Wer  sie lieber selber macht, es ist gar nicht schwer, Mayonnaise ohne Ei herzustellen
      • Milch: Sojamilch gibt es mittlerweile in fast jedem Supermarkt. Aber Achtung: Nicht jede Sojamilch schmeckt gleich, es gibt alles von "getreidig-übelerregend" bis hin zu "fein-lecker-ich-trinke-aus-der-Packung". Probiert doch ein paar Sorten und verschiedene Geschmacksrichtungen wie Vanille oder Schokolade aus und findet euren Liebling. Wenn eure Sojamilch im Kaffee ausflockt, liegt das an einer super-spannenden chemischen Reaktion, die mit der Säure im Kaffee zu tun hat. Testet eine andere Marke oder wechselt euren Kaffee (ihr kauft doch sicher Fairtrade-Kaffee, nicht wahr?). Wenn ihr Zeit habt, könnt ihr auch die Sojamilch auf die gleiche Temperatur bringen wie den Kaffee, auch das soll helfen. Wer Sojamilch nicht mag, es gibt auch noch Reismilch, Mandelmilch, Hafermilch, Kokosmilch, Dinkelmilch und Haselnussmilch. Geht in den Bio-Markt und seid erstaunt, wieviele vegane Milchsorten es gibt.
      • Schlagobers / Sahne: Für Sahne zum Kochen empfehle ich euch die Hafersahne von Oatly, erhältlich im Bio-Markt und Reformhaus, die einen sehr neutralen Geschmack hat. Auch gut ist das äquivalent aus Soja, z.B. die Cuisine von Alpro, Provamel oder Joya, erhältlich im Reformhaus und größeren Supermärkten. Für den Klacks Sahne auf Eisbechern oder Kuchen gibt es im Reformhaus Sprühsahne  auf Sojabasis zu kaufen.
      • Schokolade: Ja, auch als VeganerIn kann man Schokolade essen. Viele Varianten in Zartbitter sind oft vegan, und es gibt auch vegane Milchschokolade auf Reismilchbasis und sogar vegane weiße Schokolade, erhältlich im Reformhaus oder beim veganen Versand.
      • Topfen / Quark: Abgetropftes Soja-Joghurt! Ein feinmaschiges Sieb mit Küchenrolle auslegen, Soja-Joghurt Natur hineingeben, und über Nacht im Kühlschrank abtropfen lassen. Perfekt für Käsekuchen, oder, gemischt mit etwas Tofu, für Aufstriche.

       
       Es gibt auch veganen Käsekuchen... der Tag ist gerettet!

      8. Januar 2012

      Ab jetzt vegan! Hilfe, ich kann nicht kochen

      Du möchtest gerne vegan leben, hast aber keine Ahnung, wie man kocht? Tja, das ist jetzt ganz schön blöd. Pech gehabt!
      Nein, das war natürlich nicht der ganze Beitrag. Glaubt ihr, ich würde nicht an eurer Seite stehen und euch die Hand halten? Die schlechte Nachricht ist allerdings, das Kochen für's vegane Leben unumgänglich ist. Auch, wenn ihr in einer Stadt wohnt, in der ihr mit veganen Restaurants und Imbissen gesegnet seid - daheim zu essen ist einfach immer noch billiger und auch gesünder als dauernd auswärts zu speisen. Die gute Nachricht ist, dass Kochen weniger schwierig ist, als man vielleicht annehmen würde.
      Ich war eine furchtbare Köchin. Und ich meine furchtbar. Ich hatte von nichts Ahnung -  ich stellte Karamell her, der nie fest wurde, ich backte Kuchen, der steinhart war, ich zerkochte Nudeln, als wollte ich einen Rekord aufstellen, ich ließ Reis anbrennen, dass es eine Freude war, ich kaufte Tomaten im Jänner, und wunderte mich, dass sie nach nichts schmeckten.  Zum Glück habe ich diese Phase hinter mir gelassen. Dabei geholfen haben mir ein paar gute Kochbücher und ein wenig Erfahrung. Wenn man küchentechnisch sehr grün hinter den Ohren ist, braucht man mehr Anleitung. Einmal servierte ich eine Curry-Sauce ohne Salz, weil im Rezept kein Salz verwendet wurde. Ich wunderte mich über den faden Geschmack, auf Salz kam ich allerdings nicht.  Ja, ihr dürft jetzt lachen, aber ich hoffe, mein peinliches Beispiel illustriert, was ich meine. Darum: Sucht euch gute Rezepte raus und kocht die einfachen Sachen nach, nicht das fünfgängige Menü. Suppen, Salate oder Pasta-Saucen gehen meistens leicht von der Hand und bescheren die Erfolgserlebnisse, die man als Küchenneuling so dringend braucht. Natürlich findet ihr Rezepte auf diesem Blog, aber auch andere Quellen sind sehr gut, wie z.B. Vegan Guerilla, Rezeptefuchs oder die Datenbank der Veganen Gesellschaft Österreich. Auch die traditionelle Chefkoch-Seite bietet viele vegane Rezepte mit Erfahrungsberichten und Bewertungen anderer User.

      Mein erstes veganes Kochbuch war "How It All Vegan" von Sarah Kramer, und ich kann es jedem, der in Englisch satttelfest und nicht vor amerikanischen Cup-Maßen zurückschreckt, nur wärmstens empfehlen (alle ihre Bücher sind sehr gut, voll mit einfachen und doch leckeren Rezepten). Am deutschen Markt hat Sarah von "Vegan Guerilla" ihr erstes Buch herausgebracht, und natürlich darf man auch nicht auf Attila Hildmann vergessen, der sicher vielen VeganerInnen die Scheu vorm Kochen genommen hat. Auch Björn Moschinski hat ein tolles Kochbuch, das viele einfache und schmackhafte Ideen bietet.

      Darum: Auf in die Küche und fangt an zu kochen! Vieles ist Learning by Doing, aber einen kleinen Tipp darf ich noch geben: Frische ist unschlagbar. Frisches und saisonales Obst und Gemüse schmeckt besser als das Äquivalent aus der Dose oder Tiefkühlabteilung. Erdbeeren im Dezember sind eine Enttäuschung, genauso wie Spargel im September. Gewürze, auf denen eine fingerdicke Staubschicht liegt, sollte man ersetzen. Backpulver kann schlecht werden. Ebenso wie Essig. Gönnt euch ein paar qualitativ hochwertige Basics wie gute Gewürze, ein feines Olivenöl, Meersalz, bummelt mal über den Wochenmarkt und kauft saisonales Gemüse und beim Brot muss es ja nicht unbedingt Toastbrot sein, oder? Wenn ihr frische, geschmackvolle Zutaten verwendet, sind eure Chancen, einen kulinarischen Volltreffer zu landen, einfach viel höher.

      Wenn ihr nun gehofft habt, einen Anleitung zu bekommen, wie man vegan lebt, ohne je zu kochen, dann habe ich euch wohl gehörig enttäuscht. Aber Kochen ist eine wunderbare und oft wunderbar unkomplizierte Angelegenheit, und gibt euch ein Stück Selbstbestimmung zur Hand, dass ihr nur so mit den Ohren schlackern werdet - und es gibt fast kein besseres Gefühl, als den ersten gelungenen veganen Kuchen aus dem Ofen zu heben. Dann ist "Do it yourself" plötzlich mehr als nur ein Slogan.

      5. Januar 2012

      Feiertags-Rückblick - Veganes Raclette!

      Ein kurzer Rückblick über die Feiertags-Schmankerl schadet nie, nicht wahr? Da ich immer viel zu hungrig war, habe ich nur einen Bruchteil von dem fotografiert, was in meinen Bauch wanderte. Zum Beispiel das vegane Menü, gekocht von Papa Totally Veg!

       Vorspeise: Paprika-Suppe mit Knoblauchbrot

      Hauptspeise: Gefüllte Blätterteigschnecken, Kartoffelpüree und Kohlsprossen

      Als ich M fragte, was er denn zu Silvester essen wollte, strahlten er wie ein Lebkuchenpferd und antwortete: "Raclette!" Ihr müsst wissen, M und ich verbringen Silvester seit einigen Jahren sehr faul - mit Essen, gemäßigtem Sekt-Konsum, unserer Couch und Lieblingsserien auf DVD. Das klingt für manche zwar langweilig, aber ich schwöre euch, es gibt nicht's Besseres, als nach einem lustigen Abend mit einem lieben Menschen am Neujahrstag ohne Kopfweh, ausgeschlafen und fit aufzuwachen. Heuer habe ich es sogar am 01. Jänner zum Yoga  geschafft und das neue Jahr mit 108 Sonnengrüßen begonnen - das hatte ich auch dringend nötig nach dem leckeren Raclette-Abend.
      Man würde zwar denken, dass man als veganer lebender Mensch keine Freude mehr an Raclette hat - immerhin dreht sich hier alles um Kuhmilchkäse, oder? Falsch gedacht, auch als Veganerin habe ich Raclette gegessen, bis mir der Bauch stand. Anstatt Kuhmilchkäse könnte man natürlich veganen Käse verwenden, ich habe mir aber eine große Portion Hefeschmelz gemacht (zärtlich "Hefi" genannt) - eine Art Bechamel mit einer gehörigen Menge von Hefeflocken drinnen. Nähr- oder Edelhefeflocken bekommt ihr im Reformhaus oder Bio-Markt - nicht zu verwechseln mit normaler Hefe oder Bierhefe! Meine Markenempfehlungen sind Erntesegen und Naturata. Natürlich gab es auch Gemüse, Brot, Dips und Saucen, vegane Würstchen, Salate und M's geniale Spieße. Yum!

       Silvester-Tisch!

      Selbstgemachte Dips und Saucen: Rechts unten Curry-Sauce, links daneben Kräuterbutter, darüber Knoblauchsauce.

       Für die Schälchen: Gemüse, Kartoffeln und Bratwurst-Stückchen

       M's Spieße: Gemüse, Silberzwieberl, vegane Würstel. Yumyum!

      Mein Hefi: Hefeschmelz zum Überbacken! Im Hintergrund Krautsalat.

      2. Januar 2012

      Ab jetzt vegan! Cold Turkey oder doch die Zehe ins Wasser?

      Normalerweise sind Neujahrsvorsätze ja Hirngespinste, an die man sich bis zum 04. Jänner klammert, die aber dann doch hochkant rausfliegen - weniger Fernsehen, 5 Kilo abnehmen, weniger Alkohol, Laufen gehen... jaja, ich hatte sie alle. Manchmal gibt es aber doch Vorsätze, die gekommen sind, um zu bleiben. Mein Veganismus beispielsweise. Ja, ich bin eine der klischeehaften Personen, die pünktlich am 01. Jänner den Kühlschrank von Milch, Eiern, Fisch und Fleisch befreit haben und dafür die Karotten ausgepackt haben. Das war vor drei Jahren, und ich habe nie mehr zurückgeblickt. Da dieser Neujahrsvorsatz bei mir funktioniert hat, warum sollte er es bei euch nicht auch tun? Gelegentlich tut etwas himmlische Unterstützung ganz gut, und ich bin überzeugt, dass der Beginn eines neuen Jahres etwas besonders Magisches hat - jetzt hat man die Chance, die alte, fade Hülle hinter sich zu lassen! Darum gibt es hier auf Totally Veg! in der nächsten Zeit ein paar Tipps, wie man eigentlich vegan wird. Fangen wir doch mit der ersten Frage an, die die meisten am Anfang beschäftigt (na gut, ich habe zumindest darüber nachgedacht!):

      Wie werde ich denn vegan - Soll ich von heute auf morgen alles umschmeissen, oder mir erst mal in Ruhe anschauen, was da so auf mich zukommt?

      Dass ich am 01. Jänner zur Veganerin geworden bin, stimmt nur halb. Zwar habe ich an diesem Datum den Entschluss gefasst, mich von nun an als vegan zu bezeichnen, geliebäugelt habe ich mit dem Veganismus aber schon früher. Ich war zwei Jahre lang Vegetarierin, und das ging von heute auf morgen: Aus, kein Fleisch mehr für mich, auf der Stelle, die Uhr hat Mitternacht geschlagen! Mit dem veganen Leben hatte ich vor dem Ja-Wort eine etwas längere On-Off-Romanze - es ging sicher ein Jahr ins Land, bevor ich mich offiziell zur Veganerin machte. Ich mochte Schokoladen-Sojamilch, las die ersten veganen Kochbücher, kochte erfolgreich ein paar vegane Gerichte, war aber noch zu scheu, um es Verwandten und Freunden auf die Nase zu binden, und, ja, ich gestehe, ich bin auch öfters dem Monster Kuhmilch-Käse erlegen. Dann bin ich umgestiegen auf "Vegan zu Hause, aber nicht im Restaurant oder bei Einladungen", und nach dieser Phase merkte ich, dass mir dieser Lebensstil gefällt. So richtig. Und ich erkannte (für mich damals sehr wichtig und irgendwie auch sehr neu), dass ich für mein eigenes Leben verantwortlich bin - ja, es mag sein, dass die Freundin mal komisch schaut, wenn es bei mir plötzlich veganes Essen gibt, oder sich die Oma beschwert, warum sie denn jetzt Margarine in den Strudel machen soll, oder der Freund murrt, warum man kein Schinkenbrot mehr teilen kann. Aber wenn man für die Dinge, die einem wirklich, wirklich wichtig sind, ständig Kompromisse eingeht, Bauchweh vom Käse bekommt oder einfach ein unglaublich ungutes Gefühl beim sonntäglichen Bratenessen, sollte man sich überlegen, ob man den anderen alles Recht machen will oder sein eigenes Ding durchziehen möchte. Diese tiefsinnige Erkenntnis hatte ich am 31. Dezember, darum ist der 01. Jänner mein veganer Geburtstag.
      Lange Rede, kurzer Sinn: Es kommt nur auf euch an, wie ihr vegan werdet. Für mich hat der langsame Ansatz gut funktioniert, andere wollen eher alles auf einmal umschmeissen. Es gibt kein Richtig oder Falsch - wichtig ist, dass man sich sicher und gut dabei fühlt und vor allem nicht auf der Stelle tritt. Der Weg ist das Ziel - wieder so ein tiefsinniger Spruch, aber eben wahr.

      Veganismus: Oft mehr als nur ein kurzer Flirt!
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