Muttertag. Ein Anlass, um unsere Mütter hochleben zu lassen.
Mit lieben Worten, Umarmungen, Blumensträußen. Während wir unseren Müttern
danken, sie herzen und ihnen Gedichte aufsagen, verschwenden wir ungern einen
Gedanken daran, dass für die Pralinen ein Kind von seiner Mutter getrennt
wurde, damit wir die Milch benutzen können. Oder dass hinter dem liebevoll
zubereiteten Frühstücksei eine Produktion steht, das junge, flaumige Küken als
Abfall betrachet. Oder dass im schicken Restaurant Mütter auf unseren Tellern
liegen. Während unseren Müttern ein Ehrentag eingeräumt wird, stützt sich
unbeachtet ein ganzes System auf die Ausnutzung anderer Mütter.
Es sind die Kuhmütter, die ihre Kälbchen gleich am ersten
Tag aufgeben müssen, damit wir die Milch trinken können, die eigentlich für ihre
Jungen gedacht ist. Das Kälbchen sehen sie nie wieder; ist es weiblich, wird es
eines Tages auch zur Milchkuh gemacht und muss wie seine Mutter auch Kind um
Kind um Kind verschwinden sehen; ist es männlich, wird es gleich geschlachtet,
um als Kalbfleisch das Muttertagsmenü zu veredeln. Am Ende ihrer Produktivität
wird die Kuh selbst geschlachtet.
Es sind die Hühnermütter, deren männliche Küken gleich nach
dem Schlüpfen in den Tod geschickt werden – dieser Nachwuchs legt keine Eier,
und hat daher für die Ei-Industrie keine Bedeutung. Kann eine Henne keine Eier
mehr legen, wird sie selbst geschlachtet.
Es sind die Schweinemütter, deren einzige Aufgabe darin
besteht, rosige Ferkel in die Welt zu setzen, pardon, Fleischeinheiten oder
Schnitzel, die noch als Kinder sterben werden. Wenn eine Sau keine Ferkel mehr
wirft, wird sie selbst geschlachtet.
Mütter sind zentral für die Tierproduktion, weil sie Milch
geben, Eier legen, neues Leben erschaffen. Dann werden diese Eigenschaften auf
den Kopf gestellt: Die Milch ist nun nicht mehr für den Nachwuchs. Das neue
Leben wird zum schnellen Sterben verurteilt.
Gleichzeitig gelten viele Verhaltensweisen von Tieren als
Symbole für Mutterliebe: Eine gluckenhafte Mutter lässt den Nachwuchs nicht aus den
Augen, so wie es eine Henne mit ihren Küken tut. Nimmt man jemanden unter seine
Fittiche, erinnert dieser Ausspruch an die Verhaltensweise der Vögelmütter.
Kämpft jemand wie eine Löwin, wird mit Ehrfurcht daran gedacht, wie eine Mutter
ihr Kind verteidigt.
Tiere, so hört man es gelegentlich, hätten ein anderes
Konzept von Mütterlichkeit und Familie, es sei mit unserem rein gar nicht zu
vergleichen. Es ist reiner Instinkt, fast reflexartig, und jede andere
Interpretation ist übertriebene Sentimentalität und Gefühlsduselei und ohnehin
nur für Weicheier. Viele Veganerinnen und Veganer entscheiden sich aber bewusst
für diese Gefühlsduselei. Ich bin lieber gefühlsduselig, als Kinder von Müttern
wegzusperren. Ich bin lieber sentimental, als Mütter als Produktionseinheiten
zu betrachten. Ich gelte lieber als Weichei, als die Augen vor der Realität zu
verschließen: Nur, weil ich andere Familien oder Mütter vielleicht nicht
verstehe, gibt es mir nicht das Recht, sie zu essen.
Einen frohen Muttertag wünsche ich allen Leserinnen und
Lesern.
Das ist so wundervoll geschrieben und doch so traurig.
AntwortenLöschenMit dem Muttertag ist es leider wie mit vielen Feiertagen: So schön und harmonisch es bei uns dann zugeht, umso grausamer müssen andere leiden. Aber das sind ja "nur" Tiere.
Dein Artikel hat mich wirklich berührt. Ich bin gerade zwar sehr unglücklich über das Leid der Tiere (ja, ich bin auch ein gefühlsdusseliges Weichei), aber gleichzeitig so unglaublich glücklich, dass ich mich für den leidfreien Weg entschieden habe.
Liebe Grüße!
Ganz toll geschrieben, stimmt nachdenklich. Danke.
AntwortenLöschenToller Post!
AntwortenLöschenDa kommt mal wieder richtig Mitgefühl auf...
Ich bin auch viellieber ein "weichei" als....naja, das Gegenteil eben.
Lg :)
tiere und menschen kann man ja auch so toll auf eine stufe stellen -.-
AntwortenLöschenund neinm tiere haben nicht die selben gefühle wie menschen, tut mir leid aber jeder das denkt lebt in einer fantasiewelt. gott sei dank stellt ihr nur eine verschwindend kleine minderheit dar.
bin auch schon wieder weg von dieser seite und lass euch in ruhe deprimiert ob der menschlichen grausamkeit sein.
Duktus sagt alles. Und die Tatsache, dass man sich die Mühe macht, auf einem veganen Blog zu pseudo-trollen. Honi soit qui mal y pense...
LöschenLiebe/r Anonym, schade, dass du hier beleidigende Kommentare postet, ansonsten hätten wir vielleicht einen interessanten Dialog starten können. Wenn man den Artikel aufmerksam liest, dann kann man auch erkennen, dass es nicht darum geht, Menschen und Tiere gleich zu machen. Aber darum, dass Andersartikeit nicht das Recht dazu gibt, andere Lebewesen zu quälen oder zu töten. Wenn du mal einen Blick in unsere "Fantasiewelt" werfen willst, ich beantworte gerne (respektvolle) Kommentare und Fragen.
AntwortenLöschenDer Artikel hat mich ziemlich beeindruckt, bin ich doch bisher selber noch nicht auf die Idee gekommen, den Muttertag aus dieser Perspektive zu betrachten. Auch kann ich nur sagen das jmd wie "Anonym" sich scheinbar auf den Schlips getreten fühlt, weil er selber es nicht schafft sich von alten Essgewohnheiten zu trennen. Ich selber sehe keinen Grund warum der Mensch sich anderen Spezies überlegen fühlen sollte, das Einzige was er auf die Reihe bekommt ist doch diese Welt zu zerstören, und das hat bisher keine andere Art so hinbekommen!
AntwortenLöschenEin wundervolles Wort zum Muttertag, das sehr nachdenklich stimmt und gleichzeitig auch so wahr ist....
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Hallo. Ja das ist ein ergreifender Text. Ich würde jedoch nichtmenschliche Tiere oder andere Tierarten schreiben, damit die Mensch-Tier-Dichotomie nicht aufrecht bleibt.
AntwortenLöschenIhr Lieben, vielen Dank für euer positives Feedback und euren Input. Ich weiß das wirklich zu schätzen.
AntwortenLöschenDanke für deinen tollen Eintrag, ich habe ihn jetzt gerade erst gelesen.
AntwortenLöschenSchade allerdings daß Manche doch zu feige sind um hinter dem zu stehen was sie schreiben, wie oben der anonyme Kommentar.
Liebe Claudia, danke für deinen tollen Blogeintrag!
Dieser Artikel hat mir Gänsehaut beschert... wow !
AntwortenLöschenIch bin 'nur' Vegetarierin, weil ich noch nicht dazu bereit bin, meine Ernährung so stark umzustellen... aber solche Artikel bringen einen dazu, seine eigenen Essgewohnheiten nochmal zu überdenken und zumindest festzustellen, dass wir in Zuständen leben, die nicht toleriert werden sollten und die man ändern muss...
Einsicht ist der erste Schritt in die bessere Richtung... so sehe ich das zumindest - und dieser Artikel hilft, diese Einsicht zu erlangen. Danke ! :)
ich hab den Beitrag eben erst entdeckt
AntwortenLöschen..
danke