31. August 2014

Pastasauce mit Auberginen und Tomaten

Kennt ihr das, wenn sich eure kulinarischen Pläne ändern? Ich habe eine riesige Packung gelbe Curry-Paste daheim und habe schon letzte Woche einen großen Topf aromatisches, dampfendes Thai-Curry mit Gemüse, Tofu und molliger Kokossauce gekocht. Dieses Wochenende wollte ich das wiederholen - immerhin muss ich ja die riesige Packung Curry-Paste aufbrauchen -, allerdings hatte ich dann wirklich keine Lust darauf, und auch M zuckte bei der Erwähnung des Currys nur gleichgültig mit den Schultern. Ich esse nur, worauf ich Appetit habe (für erzwungenes Essen ist das Leben viel zu kurz!), daher wurden die Pläne kurzerhand geändert, und ich durchsuchte meine Küche nach Zutaten für ein alternatives Abendessen: Als einen letzten Gruß an den Sommer köchelte schließlich ein Topf mit sämiger Tomatensauce mit Auberginen auf dem Herd. 

 

Ich weiß, für manche ist Pasta mit Tomatensauce das verlegene vegane Essen, das man bekommt, wenn dem Wirt sonst nichts Bessseres einfällt. Ich dagegegen liebe, liebe, liebe Pasta mit Tomatensauce und könnte es jeden Tag essen. Da ich für das hypothetische Curry schon eine Aubergine gekauft hatte, durfte die auch noch mit in den Topf. Die Sauce ist fruchtig und wohltuend, und wenn man das fertige Gericht dann noch mit reichlich frischem Basilikum bestreut, lässt sie mich an den Sommer denken. Mit etwas knusprigem Knoblauchbrot serviert überzeugt sie auch sicher eure Freunde, das Pasta mit Tomatensauce etwas ganz Wundervolles ist. Und keine Sorge, ich bleibe euch mein Rezept für Thai-Curry nicht schuldig, denn es ist wirklich gut, nur eben nicht immer das Richtige - manchmal muss es ein wenig Sommer auf Nudeln sein.


Pastasauce mit Auberginen und Tomaten (für 3 Portionen)

3 EL Olivenöl
1 mittlere Aubergine, in kleinen Stücken
1 große Zwiebel, fein gewürfelt
3 große Zehen Knoblauch, gepresst
150 ml Rotwein (sollte trinkbar sein)
1 1/2 EL Ahornsirup (oder brauner Zucker)
1 EL Tomatenmark
300 ml fertige Tomatensauce mit Basilikum (z. B. von Alnatura)
70 ml Wasser
1 große, reife Tomaten, in kleinen Stücken
3 - 4 EL Hafer Cuisine
Salz
frischer Basilikum
2 EL Hefeflocken (optional)

In einem Topf das Öl erhitzen. Zwiebel samt Knoblauch darin glasig dünsten. Aubergine dazugeben und ein paar Minuten braten lassen. Mit dem Rotwein aufgießen und ein paar Minuten köcheln lassen. Ahornsirup, Tomatenmark, Tomatensauce, Wasser, Tomate und reichlich Salz hinzugeben und so lange köcheln lassen, bis die Auberginen weich sind, dabei gelegentlich umrühren. Am Ende die Hafer Cuisine und die Hefeflocken einrühren. Über Pasta mit reichlich Basilkum servieren.

24. August 2014

Die erste vegane Flusskreuzfahrt - eine Bildgeschichte

Als ich erfahren habe, dass es eine vegane Flusskreuzfahrt geben würde, auf der neben dem Essen, den Ausflügen und sogar den Pflegeprodukten in den Kabinen alles vegan sein sollte, habe ich nicht lange gezögert und mir und M gleich ein Plätzchen gesichert - da wir heuer keinen großen Urlaub machen wollten, war das genau das Richtige für uns. Letzte Woche ging die erste vegane Flusskreuzfahrt dann schließlich über die Bühne und führte uns in drei Nächten und knapp drei Tagen von Köln über Rüdesheim und Strasbourg nach Basel. Und was soll ich sagen: Wir haben es nicht bereut. Es waren ein paar schöne Tage auf einem tollen Schiff, mit phänomenalem Essen und netten Ausflügen. Wir haben es genossen, uns einfach mal zum Tisch zu setzen und bedient zu werden, ohne vegan vorher groß erklären zu müssen, und das vegane Frühstücksbuffet war auch wirklich eine wunderbare Abwechslung, da es genau da für uns Veganerinnen und Veganern oft ein wenig mau aussieht. Ich höre hier aber auch schon auf zu schwafeln und lasse lieber das sprechen, wegen dem ihr wahrscheinlich hier seid: Die Bilder. 


Begonnen hat unsere Reise in Köln, und dort wollten wir neben dem Sightseeing und Shoppen einfach nur einen Happen essen: Hans im Glück to the rescue, die einen sehr feinen veganen Burger samt supercremiger veganer Sauce anbieten.


Am nächsten Morgen nutzten M und ich die Chance, das vegane Sandwich bei Starbucks zu testen: Mit Avocado, Paprika und Tomaten belegt, und durchaus eine gute Alternative, wenn das Hotelfrühstück mal wieder zu fade aussieht, dazu ein mannsgroßer Sojalatte. Ich weiß, einige von euch mögen Starbucks nicht, aber M und ich gehen gerne hin, weil es uns an unsere Zeit in den USA erinnert, es Sojamilch und Fairtrade-Kaffee gibt. Und jetzt auch ein veganes Sandwich - gerüchtehalber soll es das auch bald in Österreich geben.

Kölner Dom - sehr beeindruckend!


Natürlich rannten wir dann so schnell wie möglich aufs Schiff, der Amadeus Silver. Die Zimmer waren wirklich, wirklich schön, hatten ein modernes Design und waren vor allem penibel gereinigt - das gefällt besonders mir sehr, denn ich neige dazu, beim Anblick fremder Haare im Badezimmer in nervöse Schnappatmung zu verfallen.

Die Panorama Lounge, in der Bier und Cocktails genossen wurden - es gab auch eine eigene vegane Barkarte. Möchte jemand einen veganen Pina Colada?

Und dann ging die Völlerei auch schon los: Ein Begrüßungscocktail mit Sekt und einem Häubchen aus veganer Sahne.

 

Dann wurden wir ins Restaurant zum ersten Abendessen gebeten, bestehend aus fünf (in Worten: FÜNF) Gängen (klick auf's Bild für eine größere Version des Fotos!). Begonnen wurde mit einem erfrischenden Salat mit Avocado-Dressing (erstes kleines Foto oben links); einer bombastischen Süßkartoffelsuppe (rechts davon); gebackenen Champignons mit Remoulade, die sogar M, dem Schwammerl-Skeptiker, schmeckten; einer tollen Pasta Arriabata mit Räuchertofu und veganem Parmesan mit einer aromatischen sämigen Sauce, die aber für eine Arriabata zu wenig Schärfe hatte. Als Dessert gab es Zitronencreme mit Blätterteig, was zwar gut war - aber ich bin jetzt nicht der größte Fan von Zitronencreme. Alles in allem ein köstliches Menü! Übrigens wurde jeden Abend auch noch ein Mitternachtssnack geboten (der einmal sogar von Björn Moschinski himself gekocht wurde), bei dem M und ich aber jedes Mal schon im Bett waren - Wein und vegane Leckereien wirken besser als jede Schlaftablette.



Am nächsten Tag gab es um 6 Uhr morgens den ersten Cocktail des Tages, da unser Schiff an der Loreley vorbeifuhr - ich habe zwei Schluck davon runtergebracht. Cocktails um diese Uhrzeit und vor meinem ersten Kaffee sind schon eine starke Angelegenheit. Dann wartete das erste vegane Frühstücksbuffet auf uns, von dem M und ich schon beim Abendessen träumten. Es enttäuschte nicht: Neben warmen Gerichten wie Tofu Scramble, Baked Beans und Linseneintopf gab es zahlreiche Aufstriche, vegane Aufschnitte und Käsesorten, Müsli, mit allem was dazugehört, knusprige Weckerl, frisches Obst und dreierlei vegane Schokoaufstriche. Ich denke, ich bin drei Mal mit doofem Grinsen ums Buffet gewandert, bevor dann das Schlemmen beginnen konnte. Wir frühstücken einfach gerne und hier konnten wir richtig reinschaufeln, was wir auch gewissenhaft getan haben.







Unser Schiff legte in Rüdesheim an. Ganz ehrlich, Rüdesheim ist keine Reise wert, dafür ist es einfach zu klein, und wenn man schon mal im Burgenland oder in Niederösterreich war, ist die Weingegend jetzt auch nicht so außergewöhnlich. M und ich fuhren darum beim Ausflug zum veganen Winzer mit, wo wir etwas über die Herstellung von Weinen erfuhren, Weine verkosteten und - richtig geraten - eine Kleinigkeit zu uns nahmen, immerhin war das Frühstück schon fast drei Stunden her. Die selbstgemachten Aufstriche waren aber auch zu gut!

 Die Weintrauben waren noch ein wenig sauer...

 ...dafür war die Jause umso besser.

Zurück am Schiff gingen wir zum - genau - Mittagessen. Es gab eine klare Suppe mit Gemüseinlage, Salat vom Buffet und eine gefüllte Paprika. Die Paprikafüllung hat mich nicht umgehauen - ich bin verwöhnt mit Oma's Paprikafüllung aus Faschiertem und Reis, die ich bald gerne vegan nachkochen würde, dafür war der dazu servierte Kräuterbulgur einfach köstlich. Ich sollte erwähnen, dass ich beim Mittagessen den Punkt erreicht habe, an dem ich wirklich keinen Hunger mehr hatte, sondern einfach nur aß, weil es so gut schmeckte.


Den Nachmittag verbrachten wir mit dem Anschauen der vorbeiziehenden Landschaft am Sonnendeck, mit dem einen oder anderen Cocktail und - richtig! - Essen. Immerhin wurde das vegane Kuchenbuffet aufgefahren. Mir als alte Kuchenbäckerin hat der Apfelstrudel am besten geschmeckt, bei den anderen Sorten stand die vegane Sahne zu sehr im Vordergrund.

Kuchen und Bier - der Nachmittag der Gourmets.


Später wanderten wir zum Abendessen, wo es M's erklärtes Lieblingsmenü gab: Rote-Beete-Lauch-Salat mit Mangos (kleines Bild oben links); eine vorzügliche Kressesuppe (rechts davon); ein hervorragender Gemüseschaschlik mit umwerfender Johannisbeer-BBQ-Sauce; dann Sojaschnitzel mit Champignonsauce und Kartofferl - der Österreicherin in mir blutete zwar ein wenig das Herz bei Schnitzerl mit "Tunke", aber es war wirklich gut! -, und zum Nachtisch mein persönliches Highlight: cremiges Panna Cotta mit Cremehäubchen, das unglaublich nach Kernöl schmeckte (ein Gedicht!).


Am nächsten Tag legten wir in Strasbourg an. Für den Stadtbummel, den M und ich auf eigene Faust gestalteten, bekamen wir ein Lunchpaket gestellt, was ich als sehr praktisch empfand. Strasbourg ist ein malerisches kleines Städtchen, wir waren entzückt!




Zufällig kamen wir an einer Patisserie vorbei, die mit ihren veganen Spezialitäten warben. Da ich mich immer bemühe, vegane Produkte zu kaufen, wenn sie in Cafés oder Restaurants angeboten werden, zögerte ich nicht und nahm einen veganen Blueberry Cheesecake mit, der nicht nur hervorragend schmeckte, sondern auch noch perfekt zu meinem Nagellack passte!


Am finalen Abend gab es nach einem Cocktail dann das letzte Menü: Salat mit Austernpilz und Granatapfelkernen, eine Zwiebelsuppe, die einfach bombastisch war; Orangen-Fenchel mit Olivenpüree und Kichererbsentaler, was ebenfalls wirklich köstlich war; ein hervorragendes und auf den Punkt gekochtes Champagnerrisotto mit Zucchini und Marillen, und als Abschluss ein cremiges Nougat-Mousse. Ich war sehr glücklich (und sehr voll). Am Tag darauf ging es für uns von Basel ausheimwärts.


Mein Fazit: Wer sich in gepflegtem Ambiente so richtig vollstopfen will, der ist bei einer veganen Flusskreuzfahrt genau richtig. Es gibt praktisch rund um die Uhr Köstlichkeiten und das Schiff ist sehr hübsch anzuschauen. Angenehm ist auch, dass das Essen natürlich immer vegan ist, darum muss man sich also keine Sorgen machen. Wer gerne Städteurlaube macht und nach seinem eigenen Rhythmus reist, der sollte nur mal eine kurze Kreuzfahrt testen, so wie M und ich es getan haben: Für eine längere Flusskreuzfahrt haben wir dann doch eigene Vorstellungen davon, wie unser Urlaub aussehen sollte, und die lassen sich in dieser Gruppenreise zu wenig umsetzen. Außerdem sind die kurzen Aufenthalte in Städten, die man dann vielleicht auch noch in der Reisegruppe verbringt, wenig dazu geeignet, Städte tatsächlich kennenzulernen oder ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Für ein paar Tage war es absolut ok für uns, für eine längere Reise ist uns eine individuelle Planung dann aber zu wichtig. Wer Interesse an einer veganen Flusskreuzfahrt hat, zu Ostern 2015 geht es von Amsterdam los!

18. August 2014

Marmorierte Bananen-Schoko-Muffins


Ich habe das Backen in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Schuld ist nicht die nicht vorhandene Sommerhitze, sondern eher die Erschöpfung nach dem Foto-Shoot für mein Buch sowie die Tatsache, dass ich mir ein sehr figurbetontes veganes Brautkleid ausgesucht habe - und es wäre doch sehr fein, wenn ich in dem Ding auch noch sitzen, atmen und essen könnte, und ich möchte die Nähte des Kleids daher ungern dem absoluten Belastungstest aussetzen. Darum bin ich froh, wenn ich für einen Anlass backen kann, um nicht dann selbst mit einer ganzen Torte zu enden, die ich mir dann vor dem Fernseher reinschaufle. 


Kürzlich haben wir dann aber liebe Freunde mit ihrer entzückenden kleinen Tochter besucht, die sich alle über selbst gebackene vegane Goodies freuen. Da in meinem Kopf schon seit Tagen Marmorkuchen Cancan tanzten (ja, es ist recht spannend in meinem Kopf), beschloss ich, marmorierte Muffins mit Banane und Schokolade zu backen. Sie sind saftig, schmecken angenehm nach Banane und die Schokoladentropfen sind eine schöne Abrundung. Ich habe sie in großen Förmchen gebacken, es wurden wirklich schöne Muffins daraus, genau so, wie sie in meinem Kopf getanzt haben. Die Muffins sind nicht zu süß, damit man sie auch mit einem Klacks Erdnussbutter oder veganem Schokoaufstrich essen kann, wer sie lieber süßer hat, kann noch 20 Gramm Zucker extra dazugeben.


Bananen-Marmor-Muffins (für etwa 9 Stück)

250 Gramm Mehl
1 1/2 TL Backpulver
1/4 TL Natron
1/4 TL Salz
3 kleine Bananen, fein gestampft
1/8 TL Zimt
100 Gramm Zucker
1 Packung Bourbon-Vanillezucker
50 ml Öl
100 ml Sojamilch
15 Gramm Kakaopulver
3 EL Sojamilch
Vegane Schokotropfen oder gehackte Schokolade

Ofen auf 180 Grad vorheizen. Muffinform mit Papierförmchen auslegen. 
Mehl, Backpulver, Natron, Salz, Zimt, Zucker und Bourbon-Vanillezucker vermischen. Mit Öl, Bananen und 100 ml Sojamilch zu einem glatten Teig rühren. Etwas weniger als die Hälfte des Teigs in eine zweite Schüssel geben. Das Kakaopulver mit 3 EL Sojamilch glatt rühren und unter diesen Teil des Teigs geben. Dann den hellen Teig auf die Förmchen aufteilen, den dunklen Teig darauf setzen, und eine Gabel spiralförmig durch jeden Muffin ziehen für das Marmormuster. Jeden Muffin mit etwa 1 TL Schokotropfen bestreuen (oder nach Belieben). Bei 180 Grad 16 - 21 Minuten backen, oder so lange, bis ein Zahnstocher in die Mitte des Muffins gestochen, sauber wieder herauskommt (falls ihr 12 Muffins macht, würde ich es nach 15 Minuten mal probieren, ob sie schon fertig sind). Komplett auskühlen lassen und genießen (und mit den Muffins eine Runde Cancan tanzen)!

9. August 2014

Es wird besser - mein Fazit nach über fünf veganen Jahren


Im Juli ist Totally Veg! leise, still und heimlich fünf Jahre alt geworden (still und leise deshalb, weil ich von anderen wichtigen Ereignissen abgelenkt war). Wäre mein Blog eine richtige Person, dann wäre bald das letzte Kindergartenjahr angebrochen – hach, sie werden so schnell groß! Statt Sentimentalität wird es aber Zeit für einen Rückblick, ganz unter dem Motto „Es wird besser“. Das ist immer der Rat, den ich frisch gebackenen Veganerinnen und Veganern gebe, die sich mehr oder weniger verzweifelt an mich wenden: Die Eltern reagieren mit Unverständnis, die Freunde nerven, die Arbeitskollegen tuscheln, und beim Lieblingsitaliener wird man schief angeschaut – bleibt das etwa so, ist das jetzt immer die gleiche, vegan-feindliche Leier?

 Erster Vegan Bake Sale in Salzburg!

Nein, meine Lieben. Denn eine Sache ist auf eurer Seite: Veränderung. Auch wenn wir sie alle nicht besonders gerne mögen: Alles ist im Wandel, ob wir wollen oder nicht. Und so wird sich auch euer neues veganes Leben schließlich einpendeln, versprochen. Auch wenn ihr es mir jetzt gerade vielleicht nicht glaubt – und genau für euch habe ich diesen Artikel geschrieben, in dem ich einfach aufliste, was sich bei mir in über fünf Jahren Veganismus so getan hat, und das ganz ohne besonderes Zutun meinerseits.

Veggie Planet 2013

Der (fast) vegane M | Ich glaube, ich habe euch nie erzählt, wie mein Freund (und baldiger Mann) M auf meinen Umstieg zum Veganismus reagiert hat: Mit einem sehr schiefen Seitenblick und dem Satz „Aber ich ess‘ meine Leberkässemmel.“ Alles klar, dachte ich mir damals, das kann ja heiter werden. Wir ließen uns also gegenseitig in Ruhe, ich in meinem pflanzlichen Glück und er trotzig mit seinem Schinken. Als ich die Bitte über einen fleischfreien Kühlschrank äußerte, war das dann aber für M in Ordnung. Ein paar Jahre später verkündete er dann plötzlich, dass er auch kein Fleisch mehr essen würde, für mich aus heiterem Himmel. Und heute führen wir einen veganen Haushalt, er bemüht sich, vegan zu leben, und auch, wenn es manchmal aus Mangel an Alternativen auswärts „nur“ vegetarisch wird, bin ich so froh, dass ich so einen verständnisvollen und mitfühlenden Mann an meiner Seite habe, der sich wie das sprichwörtliche Schnitzel freut, wenn er vegane Chicken Wings bekommt.

Vegetarische Eltern | Für meine Eltern fiel mein Umstieg zum Vegetarismus (vor etwas mehr als sieben Jahren) eher in die Kategorie „Die Diät der Woche“. Also eher etwas, das man aussitzen kann. Mein Papa meinte damals nur, dass er mir dann, wenn „das vorbei wäre“, ein Bio-Huhn braten würde. Nun, es ging nicht vorbei, im Gegenteil, Mama und Papa wurden davon auch noch angesteckt. Die beiden haben sich (ohne Drängeln oder Trotzanfälle meinerseits) mit dem Thema der industriellen Tierhaltung beschäftigt, und verzichten seitdem auf Fleisch. Ich bin sehr stolz auf sie, vor allem, weil das in ihrer Generation nicht selbstverständlich ist. Auch daheim wird vegan gekocht, was die Tochter bei Besuchen in der Heimat natürlich besonders freut.

Das soziale Umfeld | Bei einigen Freunden kam der Umstieg zum veganen Leben vermutlich nicht besonders gut an. Aber da ich tolle Freunde habe, hat niemand etwas gesagt. Heute wird auf Parties extra für mich eingekauft, nach Rezepten gefragt, bei veganen Festen das Buffet geplündert oder vegane Mayonnaise hergestellt. Einige verzichten selbst ganz auf Fleisch, andere testen gerne mit M und mir vegane Restaurants. Ich bin dankbar, dass unser Freundeskreis da so unkompliziert ist – es wurde akzeptiert, dass dieser Lebensstil einfach zu M und mir dazu gehört.

Im Supermarkt | Die vegane Bewegung ist relativ jung, und die, die sie mittragen, sind ebenso jugendlich (auch wenn wir mittlerweile in das Alter kommen, wo Babies auf die Welt kommen und Hochzeiten stattfinden). Fünf Jahre sind da schon relativ lang – und dieser Zeitraum lässt sich nicht nur in Tagen und Monaten messen, sondern auch an dem Unterschied in veganem Angebot. Als ich noch ein Frischling war, war Sojamilch und ein veganer Aufstrich in einem Supermarkt schon ein Hit. Und heute gibt es eine Vielzahl an veganen Produkten im normalen Supermarkt, von verschiedenen Sorten pflanzlicher Milch zu veganem Eis zu Tortellini und Sojabolognese. Der Sprung, der in dieser Zeit gemacht wurde, ist enorm. Und ohne undankbar zu sein, sage ich: Da geht noch was.

Das Wort mit V | Vegan klang früher ein bisschen wie etwas vom Planeten Vega: Sind das nicht die, die nur das tote Obst essen? Sind die gefährlich?
Heute ist das Wort „Vegan“ fast schon in aller Munde. Erst kürzlich bestellte ich eine Pizza ohne Käse in einem italienischen Restaurant, worauf der Kellner murmelte, wie viele Veganer immer zu ihm kommen würden. Was früher fast ein Schimpfwort war - so schlimm, dass manche Veganer selbst es nicht benutzten, aus Angst, Leute zu vergraulen- , das nur im staubigen Reformhaus leise über den Tresen gehaucht wurde, ist heute zum Slogan einer neuen, frischen veganen Bewegung geworden, die das V-Wort stolz vor sich her trägt. Yes, ve-gan!

Und bei mir selbst | Ich war eine furchtbar scheue Veganerin. Anfangs war ich sehr gehemmt, auch nur ansatzweise zu verkünden, dass ich weder Fleisch noch Milch noch Eier esse, aus Angst, dass andere Personen unangenehm reagieren könnten. Das war ziemlich bescheuert, was ich jetzt auch weiß – immerhin sind die allermeisten Reaktionen auf meinen veganen Lebensstil positiv-interessiert, und wenn mal jemand negativ reagiert hat, war die Person an sich eh schon.. naja, auffällig, und ich kann großzügig darauf kontern. Daher an alle Undercover-Veganer da draussen: Ich kann es euch nachfühlen. Aber auch aus mir ist eine stolze, selbstbewusste Veganerin geworden, und wenn ich das kann, dann gelingt euch das auch. Manche Dinge brauchen nur einfach etwas Zeit und ein wenig Erfahrung. Übrigens war ich nie eine große Missionarin, und bin es aus heute nicht - wenn mich jemand nach den Gründen für mein veganes Leben frägt, erzähle ich gerne, sonst halte ich aber auch gerne einfach mal meine Klappe - stattdessen versuche ich, als positives Beispiel (mit den Händen voll mit veganem Kuchen) voranzugehen. Ich selbst habe nicht zum Veganismus gefunden, weil mich jemand mit Argumenten überzeugt hat. Ich kannte die Argumente vorher, und es klang zwar alles sehr vernünftig, aber es musste trotzdem in mir selbst "Klick" machen. Und ich denke nicht, dass ich das bei anderen Leuten durch Schreiduelle oder das Aufzählen wissenschaftlicher Studien zum Thema Milchkonsum erreichen werde.
Veganismus ist so selbstverständlich ein Teil von mir geworden, und gelegentlich ertappe ich mich dabei, dass ich mich erinnern muss, dass es der Rest der Welt nicht ist. Doch obwohl viele Aspekte meines veganen Lebens praktisch automatisch ablaufen (wie Einkaufen oder Kochen) rufe ich mir doch gelegentlich ins Gedächtnis, warum mein Weg so verläuft - eine gelegentliche Erinnerung an die unausprechliche Gewalt gegen Tiere, die im Namen der industriellen Tierhaltung verübt wird, ist zwar schmerzhaft, sorgt aber sicher dafür, dass ich nie vergesse, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

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