27. Oktober 2014

Meine vegane Hochzeit - Outfits von Braut & Bräutigam


M und ich sind schon sehr lange ein Paar - im Jänner werden es 12 Jahre. Wir haben schon seit geraumer Zeit darüber gesprochen, dass 2014 ein schönes Jahr wäre, um zu heiraten. Normalerweise wäre es nach diesem Gespräch sehr damenhaft gewesen, die Augen niederzuschlagen, den Faltenrock glattzustreifen und darauf zu warten, dass der Geliebte einen Antrag macht, bei dem man vor Rührung die Englein im Himmel singen hört. Wer mich aber kennt, der weiß, dass weder das Damenhafte noch das Warten meine Stärke ist. Und als mein jetziger Göttergatte ein Jahr vor unserem angepeilten Termin - wir wollte gerne im Herbst heiraten - immer noch keine Anstalten machte, vor mir auf die Knie zu fallen, redete ich ihm ins Gewissen, dass wir uns langsam wirklich an die Planung machen sollten, worauf wir uns einen Termin bei einer möglichen Hochzeitslocation vereinbarten. Das war das Ende der kurzen Geschichte unserer Verlobung. Bin ich traurig, dass ich keinen filmreifen Antrag bekommen habe? Nein, überhaupt nicht, als Paar hat diese Variante zu uns einfach am besten gepasst - ich finde es ganz befreiend, wenn man nicht immer dem Protokoll folgen muss, und genau das haben wir auch bei der Hochzeit nicht getan. Die Freude an unserem besonderen Tag hat es übrigens nicht geschmälert: Es klingt nun unglaublich abgedroschen, aber es war für uns wirklich der schönste Tag, und wenn ich je zu einer Zeitreise eingeladen werde, dann möchte ich genau diesen Tag nochmal erleben. Aber der Reihe nach...

Alle Fotos wurden von der rundum fabelhaften Kerstin Weidinger von Theoneswelove. Photography gemacht. Ich kann sie uneingeschränkt als fotografische Begleitung für eure Hochzeit empfehlen, mehr zu ihr auch im nächsten Teil dieser Serie!



Das Brautkleid
Der allerallerwichtigste Aspekt an der Hochzeitsplanung ist wohl das Brautkleid. Wenn ich für jedes atemlose "Hast du schon ein Kleee-iiid?" einen Euro bekommen hätte, dann - nun ja, dann hätte ich vermutlich die Hochzeit zahlen können. Ich schweife ab: Ich wünschte mir ein knielanges Kleid,  das mit etwas Spitze besetzt war, und es sollte natürlich auch vegan sein. Mir war es als vegane Braut sehr wichtig, ein Kleid ohne Seide, Federn, Perlen oder sonstige tierische Materialien zu erstehen. Ich entschied mich, mein Glück in einem klassischen Brautmodengeschäft zu versuchen: Hänsel & Gretel in Oberösterreich war das Ziel. Kurzerhand schrieb ich auch noch ein E-Mail um die Ankunft der veganen Braut anzukündigen, und prompt kam die Antwort: Das wäre gar kein Problem, die meisten Kleider wären sowieso aus synthetischen Materialien und wir würden sicher etwas finden. So packte ich meine Eltern ein und wir fuhren zum Ort der weißen Wattebäusche, aufgewühlten Emotionen und glühenden Kreditkarten. Bei der Anprobe der Kleider bewahrheitete sich wieder: Brautkleider muss man anziehen, um zu wissen, ob sie einem gefallen. Genau die Modelle, die ich mir immer gewünscht hatte, sahen absolut furchtbar an mir aus, was die Stimmung schon etwas drückte. Bis... ja, bis die Beraterin ein Kleid aus dem Lager holte, es mir anzog, ich mich in den Spiegel sah und dachte: "Hm. Hübsch. Sehr hübsch! Aber doch gar nicht das, was ich wollte!" Natürlich sah man mir schon an der Nasenspitze an, dass es DAS Kleid war, und ich nur noch ein paar Minuten brauchte, um diese Erkenntnis zu verarbeiten. Nach einem kurzen Ausflug in die Welt der bodenlangen Prinzessinnen-Kleider wurde ich also wieder in DAS Kleid gesteckt, und dann war es klar: Die Suche hatte ein Ende. Ganz filmreif wurden dann auch noch von allen Beteiligten ein paar Tränchen gedrückt, Prosecco geschlürft und nach Accessoires gesucht. Das Besonders an dem Kleid ist auch die abnehmbare Schleppe, die ich nach der Trauung einfach abstreifte. Ein kleiner Spitzen-Bolero vervollständigte das Outfit. Veganes Brautkleid: Check!



Wer vegan lebt und ein Brautkleid sucht, der ist bei Hänsel & Gretel bestens aufgehoben. Nicht nur, dass die meisten Kleider ohnehin vegan sind, meine Beraterin kletterte auch noch in jedes Kleid hinein, um mir genauestens das Etikett vorzulesen - das nenne ich Einsatz! Außerdem war jeder Termin dort wirklich ein Spaß, der die Vorfreude auf die Hochzeit nur noch steigerte, und das Wort "vegan" hat statt Augenrollen nur Kundenservice ausgelöst. Übrigens sind die meisten Brautkleider deswegen vegan, weil sie an sich schon sehr teuer sind, und der Einsatz von Seide oder echten Perlen den Preisrahmen dann vollends sprengen würden.
Wer sich an dieser Stelle übrigens fragt, warum wir weder Seide noch Wolle an unserer Kleidung wollten, der kann sich hier informieren.



Schmuck
Schmuck fand ich bei meinem Lieblings-Schmuckhersteller Leaf aus München, die filigranen Schmuck mit schönen Steinen herstellen. Zur entzückenden Kette mit grünem Turmalin gab es auch passende Ohrringe.
Da ich keinen Schleier tragen wollte (da fühlte ich mich wie bei der verpassten Erstkommunion), gab es von der Floristin in die Blume für meine Haare, passend zu meinem Brautstrauß.




Make-Up und Styling
Zu einem schönen Kleid gehört natürlich auch ein tolles Styling, und mir war es auch hier wichtig, dass Make-Up ohne Tierversuche oder tierische Inhaltsstoffe verwendet werden würden, so wie ich es sonst auch im Alltag handhabe. Allerdings war ein veganer Make-Up-Artist in meiner Nähe nicht aufzutreiben. Kurzfristig überlegte ich, mich für die Hochzeit selbst zu schminken, was an sich vermutlich zumindest halbwegs geklappt hätte - spätestens bei der Frisur hörte der Spaß dann aber auf, da ich da komplett unbegabt bin. Meine Mama rief schließlich bei ihrem Friseur an, die auch einen Braut-Service anbieten, bei dem man in den eigenen vier Wänden zurechtgemacht wird - und dort wurde versichert, dass ich auch gerne meine eigenen Produkte mitnehmen und es damit mal ausprobieren könnte. So hortete ich bis zum Probeschminken vegane Produkte daheim, hauptsächlich von Alverde und e.l.f. Cosmetics. Beim Probetermin dann angekommen, wurde mir dort ein so schönes Make-Up mit wunderbarem dicken Lidstrich gezaubert, dass ich mich entschloss, das ganze Beauty-Programm lieber den Profis zu überlassen - mit meinen eigenen veganen Produkten, aber in den erfahrenen Händen einer Visagstin. Am Hochzeitstag selbst war es dann sehr entspannend, von der sehr netten und schon bekannten Visagistin Anna gestyled zu werden, ohne auch nur einen Fuß vor die Türe zu setzen! Die Nägel machte ich mir selber mit Nagellack von e.l.f. Cosmetics - den Nagellack habe ich mir übrigens letztes Jahr bei unserem USA-Urlaub gekauft und bis zur Hochzeit aufbewahrt.





Anzug für den Bräutigam
Natürlich muss der Bräutigam an so einem besonderen Tag ebenso gut aussehen, und auch mein Mister hatte bestimmte Anforderungen an seinen Anzug: Es sollte kein klassischer Hochzeitsanzug sein, er sollte später auch noch tragbar sein und - er musste ohne Wolle auskommen. Nachdem wir durch einige Geschäfter geirrt waren, nur um festzustellen, dass dort ausnahmslos alle Anzüge mit Wolle versehen waren, beschloss ich, mich erneut an das Team von Hänsel & Gretel zu wenden, ob vegane Anzüge ohne Wolle oder Seide im Angebot wären. Sie erbaten sich ein paar Stunden Zeit für die Suche, und riefen dann zurück, dass auch das kein Problem sein würde. Und das war es auch nicht: Nach drei anprobierten Anzügen hatten wir den Favoriten gefunden, der statt mit Wolle mit einer Mischung aus hochwertiger Baumwolle und Leinen auskam. Auch hier übersetzte uns die Beraterin wieder alle Etiketten (viele davon waren auf Italienisch oder Spanisch), und so konnten wir ruhigen Gewissens einen wirklich tollen Anzug kaufen. Eine passende seidenfreie Krawatte hatte M noch daheim (Krawatten ohne Seide wären aber auch zu haben gewesen).


Die Union-Jack-Socken passend zu unserem Doubledecker-Bus, die für einige Lacher noch während der Trauung sorgten, sowie die Star Trek-Manschettenknöpfe waren ein Geschenk von mir. Auch Männer brauchen schließlich Accessoires, selbst wenn sie es nicht so gerne zugeben!




Im nächsten Teil der Serie geht es um die Location, Hochzeitsfotografie, Deko und alles, was man sonst noch so braucht!

23. Oktober 2014

Vegane Kräuterbutter-Schnecken - oh ja!

Meiner Erfahrung nach hat jeder ein kleines kulinarisches Geheimnis. Etwas, auf das man nicht besonders stolz ist, ein schmutziges Detail, das man lieber für sich behält. Auch wir Veganer haben das - da gibt es die, die den Saft der Essiggurkerl trinken, die, die Senf pur essen, die, bei denen veganer Schokoaufstrich niemals etwas anderes als den Löffel kennenlernt. Oder die, die Räuchertofu und veganen Käse gleich aus der Packung (bei offener Kühlschranktüre) essen oder die, die lieber mit getrockneten als mit frischen Kräutern kochen. Je nach Selbstbewusstsein werden diese Geschichten erzählt oder lieber verschwiegen, aber ich bin heute mutig und teile euch mein kleines Geheimnis mit: Ich esse zu viel vegane Kräuterbutter. Ich esse sie nicht jeden Tag, aber wenn ich sie mache, dann esse ich gerne viel davon. Und noch ein Geheimnis: Am allerbesten schmeckt mir Kräuterbutter mit Pommes. So, nun ist es raus. Vom schlanken Schlemmen sind "Pommes à la  Claudia" zwar meilenweit entfernt, aber es gibt nichts besseres als knusprige Pommes Frites mit schon etwas geschmolzener Kräuterbutter. Generell passt Kräuterbutter aber natürlich überall dazu, finde ich zumindest.


Um meine Liebe für Kräuterbutter mit euch zu teilen und in akzeptable Rezepte zu verwandeln (immerhin wirkt "Dippt ein frittiertes Kartoffelstäbchen in die Kräuterbutter" doch etwas seltsam), habe ich lange darüber nachgedacht, in welcher Form Kräuterbutter noch lecker wäre. Und da alles, was in Schneckenform ist, gut schmeckt, waren Kräuterbutter-Schnecken schließlich etwas, was ich unbedingt ausprobieren wollte. Weicher Hefeteig, gefüllt mit aromatischer, leicht salziger Kräuterbutter, die ein wenig in den Teig einzieht - es schmeckt wirklich bombastisch, das sage ich euch jetzt nicht nur als Kräuterbutter-Junkie. Diese Kräuterbutter-Schnecken passen perfekt zu Gegrilltem oder auf jedes Buffet, zu einem gemütlichen Fernsehabend, oder bei diesen herbstlichen Temperaturen als Beilage zu einem wärmenden Eintopf oder einer aromatischen Suppe. Ein Wort der Warnung: Wenn ihr Angst vor Fett habt, dann macht lieber ein anderes Rezept, diese Schnecken hauen schon rein - aber sie sind eine Sünde wert, so gut sind sie.

Übrigens, wenn ich Kräuterbutter sage, meine ich natürlich Kräutermargarine. Allerdings hat sich im Hause Totally Veg! der Butter-Begriff eingebürgert, und da die Grenzen zwischen Butter und Margarine sowieso fließend sind, sehe ich nicht ein, warum mein tolles veganes Rezept nicht den wesentlich ansprechenderen Namen Kräuterbutter tragen sollte. Die Kräuterbutter ist übrigens lächerlich einfach zu machen, ich werde nie verstehen, warum man so etwas als Fertigprodukt kaufen sollte.


Kräuterbutter-Schnecken

Für den Teig:
250 Gramm Mehl
1 Packung Trockenhefe
1 gestrichener TL Salt
1 TL Zucker
2 EL Olivenöl
125 ml Wasser

Mehl mit Hefe, Salz und Zucker verrühren. Dann Olivenöl und Wasser hinzugeben und zu einem glatten Teig kneten - das dauert einige Minuten. An einen warmen Ort stellen, mit einem Geschirrtuch bedecken und etwa 1.5 Stunden gehen lassen.

Für die Kräuterbutter:
130 Gramm rein pflanzliche Margarine, Zimmertemperatur
3 Zehen Knoblauch, gepresst
2 - 3 EL gehackte Kräuter (ich verwende eine TK-Mischung)
Salz

Margarine mit Knoblauch vermischen, dann die Kräuter und etwas Salz unterrühren. Beiseite stellen. Es wird übrigens nicht die gesamte Kräuterbutter gebraucht, aber ich bin mir sicher, ihr findet einen Einsatz für den Rest!

Ofen auf 180 Grad vorheizen. Den Teig erneut kurz durchkneten, dann auf einer leicht bemehlten Fläche zu einem Rechteck ausrollen (etwa 25 - 30 cm lang). Mit etwa 3 großzügigen EL der Kräuterbutter bestreichen und der Länge nach zu einer Rolle rollen. Die Rolle in etwa 2 cm dicke Stücke schneiden und mit der Schnittfläche nach oben in eine Auflaufform setzen, die Stücke können einander ruhig berühren. Bei 180 Grad 30 - 35 Minuten backen, bis die Schnecken leicht gebräunt sind. Kurz auskühlen lassen, dann noch mit 1 - 2 EL Kräuterbutter bestreichen. Mahlzeit!

19. Oktober 2014

Apfelstrudel Oatmeal

Ich liebe Herbst. Hab ich das schon mal erwähnt? Ich denke schon. Jedenfalls: Hach, Herbst, du hast mein Herz gestohlen. Die bunten Blätter, die goldene Herbstsonne, die schönen Hochzeiten und natürlich das saisonale Essen. Endlich ist die Zeit der Suppen, Eintöpfe und warmen wohligen Gerichte angebrochen!


Bei uns daheim wird hauptsächlich selbst gekocht, was natürlich die perfekte Gelegenheit ist, dem Herbst zu huldigen. Die einzige Mahlzeit, die bei uns meistens auf der Strecke bleibt, ist das Frühstück. Vor allem M ist keine großen Frühstücker, leider - jedem Training und jeder Gewöhnung zum Trotz habe ich es nicht geschafft, etwas anderes beim Frühstück aus ihm herauszulocken als Herumgestochere und müde Blicke. Man muss offensichtlich einsehen, wenn ein Vorhaben sinnlos ist, und so verbringen wir den recht kurzen Morgen mit einer Tasse Kaffee und ein paar netten Worten am leeren Frühstückstisch, denn alleine essen ist mir dann auch zu langweilig. Aber: Kaum ist der Kreislauf in Schwung (das ist meistens nach dem Weg zum Büro der Fall), kommt der Hunger, gelegentlich sogar bei M, und dann wird das von daheim Mitgebrachte eben im Büro gegessen. Und da lasse ich es mir dann nicht mehr nehmen, etwas Herbstliches zu verspeisen. 


Ich bin ja ein großer Fan Oatmeal, zu deutsch Haferbrei - aber ganz ehrlich, mit Brei verbinde ich nicht gerade wohlschmeckendes Essen, darum gefällt mir Oatmeal besser. Leider ist Oatmeal bei uns nicht besonders verbreitet, Haferflocken werden meistens in staubigen Müslis mit pickigen Trockenfrüchten und eiskalter Sojamilch verzehrt - damit kann man mich nicht locken. Aber Oatmeal, Oatmeal ist schon was Feines - warm serviert, mit cremiger Konsistenz, die Haferflocken schmelzen auf der Zunge, feine Gewürze und frische Früchte locken... mhmm! Als diese Woche in meiner Küche die Äpfel herumkugelten, wurden sie daher in Apfelstrudel Oatmeal verwandelt, mit herbstlichem Zimt und etwas Nelkenpulver. Wer mag, serviert das Oatmeal auch noch mit ein paar Walnüssen.


Und vielleicht fragt sich manch einer von euch, warum ich denn Oatmeal koche, wenn nach dem Aufstehen bei uns sowieso niemand essen will: Trick 17! Ich koche eine größere Portion Oatmeal, stelle sie nach dem Auskühlen in den Kühlschrank und wärme mir dann bei Haferflocken-Hunger einfach ein Schälchen davon auf (in der Mikrowelle oder am Herd). Man braucht für die cremige Konsistenz nur ein paar Esslöffel Sojamilch oder Wasser dazugeben, und fertig ist das warme Frühstück oder der Büro-Imbiss oder was auch immer... es schmeckt jedenfalls ausgezeichnet!

Apfelstrudel Oatmeal (für 2 große oder 4 kleine Portionen)

2 große Äpfel, samt Schale in kleinen Würfeln (am besten eine säuerliche Sorte)
100 Gramm Haferflocken, großblättrig
1 gehäufter EL brauner Zucker
400 ml Sojamilch (oder Wasser)
3/4 TL Zimt
1/8 TL Nelkenpulver
Prise Salz
Zum Aufwärmen: 2 - 3 EL Sojamilch oder Wasser pro Portion

Äpfel mit Zucker in einem Topf geben und bei mittlerer Hitze erwärmen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Restliche Zutaten hinzugeben und köcheln lassen, bis die Haferflocken weich sind (etwa 15 - 20 Minuten). Entweder gleich servieren, oder auskühlen lassen und nach Hunger mit 2 - 3 EL Sojamilch oder Wasser aufwärmen (hält sich etwa fünf Tage im Kühlschrank).

12. Oktober 2014

Warum es gut ist, vor dem Fernseher zu weinen

Vegan ist gerade in aller Munde - wir sind endlich aus der staubigen Müsli-Ecke herausgekommen und sind jetzt eine ganze Menge Dinge: Fit. Sexy. Modern. Süß. Lecker. Naschkatzen. Trendy. Lifestyle. 
Ich bin die Letzte, die sich darüber beschwert - wie könnte ich auch? Wenn ich jemandem erzähle, dass ich vegan lebe, bekomme ich in letzter Zeit beifälliges Nicken und Erzählungen des letzten grünen Smoothies anstatt ungläubiger Blicke und halbherziger Witzeleien über Vegetarier. In Restaurants kann man mir tatsächlich vegane Alternativen vorschlagen, anstatt mich nach einer peinlichen Pause zu fragen, ob ich denn Fisch essen würde. Arbeitskollegen berichten mir von den veganen Rezepten, die sie ausprobiert haben. Die vegane Welle ist ein Segen, anders kann ich es nicht bezeichnen - einmal Händeklatschen und dreimal Hallelujah, bitte!


Und trotz der glücklichen veganen Welt finde ich es gelegentlich ganz hilfreich, wenn ich furchtbar traurig bin. Wenn ich vor dem Fernseher in mein Taschentuch heule. Oder im Internet Bilder ansehe, bei denen ich mir das Schluchzen verbeissen muss. Gibt es Tränen in einer Welt, die voll ist von gut gelaunten, trendy Veganern und Veganerinnen, die die allerbesten Cake Pops backen? Ja. Ich sage, es muss sie für mich geben. Weil es mich erinnert, wie ich zu all dem gekommen bin. Weil hinter meinem Verständnis von Veganismus die Ablehnung von Tierquälerei steht.

Ich habe mich immer bemüht, den Blog hier positiv zu gestalten - ohne detaillierte Beschreibungen von grausigen Praktiken an sogenannten Nutztieren. Ich denke, das ist mir auch ganz gut gelungen. Es ist wichtig, sich auf das Positive zu konzentrieren, denn das macht den veganen Lebensstil zugänglicher und interessanter für andere. Wer will sich schon ständig Schauergeschichten anhören?

Trotzdem finde ich, dass genau diese Schauergeschichten nicht aus dem Blick rücken dürfen zwischen all dem veganen Hype und den Hochglanz-Reportagen über die neuen, fröhlichen Veganer. Sie müssen erzählt werden, auch denen, die schon länger vegan leben. Weil diese Geschichten im Unterschied zu den Geschichten, die man rund ums Lagerfeuer erzählt, wahr sind. In diesen Geschichten geht es um verbrauchte Milchkühe, die nach etlichen Kälbern, die sie nie säugen durften, nicht mal mehr laufen können und entsorgt werden. Es geht um Schweine, die nie das Sonnenlicht gesehen haben, ständig auf Beton in ihren eigenen Exkrementen standen, bis ihr miserables Leben schließlich in Wurst endete. Es geht um Hühner, die sich gegenseitig zu Tode picken, weil sie so unnatürlich gehalten werden, dass sie schlichtweg verrückt werden. Das ist hundert Mal schauriger als jedes Schlossgespenst.


Ich bin vor sechs Jahren zum Veganismus gekommen, weil ich diese Schauergeschichten zuerst nicht glauben und dann nicht mehr unterstützen konnte. Und ich weiß, es gibt viele Wege zum Veganismus: Gesundheit, Klimaschutz oder eben Tierrechte - ich will keinen davon bewerten. Tatsache ist aber, dass wir die Traurigkeit im Veganismus nicht loswerden, egal wie bunt unsere Cupcakes oder wie lecker unsere Smoothies sind. Denn die Traurigkeit darüber, wie andere Lebewesen für unser Essen behandelt werden, treibt uns an. Treibt mich an.

Darum weine ich gelegentlich vor dem Fernseher, wenn ich mir ganz bewusst eine Reportage über Milchkühe oder Schweinemast ansehe, und es tut mir gut. Es tut weh, ich sehe es mir nicht gerne an, ich würde am liebsten umschalten - aber es tut gut. Nicht, weil ich eine Märtyrerin bin und mir dann selbst so unglaublich leid tue, oder weil ich mir am Samstagabend gerne Bambusstäbe unter die Fingernägel schiebe, sondern weil es eine kleine Erinnerung daran ist, dass für mich Veganismus mehr ist als mein neuestes Rezept für Marmorkuchen: Es ist ein alternativer Lebensstil, der aus dem Erkennen von Ungerechtigkeit geboren wurde. Und bei aller Fröhlichkeit und bei allem Genuss erlaube ich mir, darüber gelegentlich auch sehr traurig zu sein.

9. Oktober 2014

Buch, Hochzeit - und Apfelkuchen

Ich bin nicht in eine Grube gefallen. Ich habe auch nicht zu bloggen aufgehört. Ich weiß, besonders fleißig war ich in letzter Zeit nicht - aber ich habe eine gute Entschuldigung. Zwei, um genau zu sein. Meine erste Entschuldigung: Mein Buch, Vegan für Naschkatzen, ist endlich, endlich, endlich fertig geworden und das hat noch einiges an Zeit gefressen. Aber jetzt ist alles gut, ich konnte mein Baby endlich in Händen halten und es wartet nur darauf, dass ihr mit ihm Köstlichkeiten zaubert: Pumpkin Pie zu Halloween, Peanut Butter Pancakes zum Frühstück, meine Schokoladentorte für Mutti's Geburtstag oder weiche Chocolate Chip Cookies um Mitternacht - ich sehe schon, ihr habt Großes mit dem Buch vor! Ihr könnt es in jeder Buchhandlung erwerben (oder bestellen, falls es nicht lagernd ist) oder auch hier direkt bei meinem Verlag versandkostenfrei bestellen. Ich freue mich schon darauf, mit euch in der Küche zu stehen (zumindest als mein literarisches Ich). Und wie immer habt ihr hier auch mein großes Totally Veg! Ehrenwort: Alle Rezepte sind von mir entwickelt und vor allem getestet worden, sind leicht nachzumachen und schmecken einfach gut! Und da das Buch nun endlich am Markt ist, kann ich euch auch einige der tollen Bilder im Buch zeigen und euch lange Zähne machen:




Ich und mein Schaaatz!

Übrigens, wenn ihr in Wien seid, und nächste Woche am Donnerstag 16. Oktober noch Zeit am Abend habt, ich bin zu Gast im Thalia und stelle das Buch vor. Mehr Informationen hier. Ich würde mich freuen, euch dort zu treffen!

Meine zweite Entschuldigung: Ich habe am 4. Oktober geheiratet. M und ich sind jetzt Mr. und Mrs. Totally Veg! Und ich habe komplett unterschätzt, wieviel Arbeit so eine Hochzeit macht, auch wenn man sie im eher kleinen Rahmen feiert. Da müssen Termine eingehalten, Zeitpläne erstellt, Farben für die Deko ausgesucht, Kerzenhalter gebastelt, Gastgeschenke vorbereitet, Outfits abgestimmt, Make-Up getestet und überhaupt muss alles fünfzehntausenddreihundertzweiundvierzig Mal durchgesprochen werden - ihr seht schon, heiraten war irgendwie ein Fulltime-Job, den M und ich so nebenher noch betrieben haben. Aber die Arbeit hat sich gelohnt, wir hatten einen wirklich wunderschönen Tag und sobald ich die professionellen Fotos habe (nein, ich habe nicht meine eigene Hochzeit fotografiert - ich habe zwar manchmal komische Ideen, bin aber nicht komplett durchgeknallt), möchte ich diesen besonderen Tag mit euch teilen. Und natürlich war es eine rein vegane Hochzeit, auch das möchte ich euch gerne erzählen! Noch ein wenig Geduld, dann geht es los hier auf Totally Veg! mit der großen, bunten veganen Hochzeitsreihe. Ich bin mir sicher, nicht nur einige Damen in der Runde wird das brennend interessieren.

 Eine erste Vorschau auf unsere Fotos... alle Fotos von Theoneswelove Photography

Damit das Warten nicht so lange wird und quasi als Entschuldigung für meine Abstinenz - hier noch ein Rezept für einen sehr leckeren Apfelkuchen, den ich für einen gemütlichen Abend mit Arbeitskollegen gebacken habe. Er schmeckt schön herbstlich, und ist noch besser, wenn man ihn mit etwas Soja-Vanillepudding serviert. Mhmmm! Und ich habe leider kein Foto für euch - bin ich die einzige, die bei diesem Satz an Heidi Klum denkt? -, da ich in meinem Hochzeitswahn komplett darauf vergessen habe. Aber keine Sorge, nach dem Ja-Wort bin ich wieder ganz zu meinem Ausgangszustand zurückgekehrt!

Apfelkuchen mit Cashews

350 Gramm Mehl
100 Gramm brauner Zucker
100 Gramm weißer Zucker
2 Packungen Bourbon-Vanillezucker
200 ml Sojamilch
1 EL Essig
120 ml Öl
3/4 TL Salz
1 TL Natron
1/2 TL Backpulver
1 TL Zimt
280 Gramm geschälte und entkernte Apfelstücke (aus ca. 2 mittleren Äpfeln)
50 Gramm Cashews, gehackt
Soja-Vanillepudding

Ofen auf 180 Grad vorheizen. Eine Springform (26 cm) mit Backpapier auslegen und an den Seiten einfetten.
Sojamilch mit Essig vermischen und beiseite stellen. Mehl, Zucker, Salz, Natron, Backpulver und Zimt vermischen, dann Öl und Sojamilch hinzugeben und zu einem glatten Teig rühren. Apfelstücke und Cashews unterheben und den Kuchen in die Form geben. Etwa 50 - 60 Minuten backen, bis ein Zahnstocher, in die Mitte des Kuchens gestochen, sauber wieder herauskommt. Komplett auskühlen lassen und jedes Stück mit etwas Soja-Vanillepudding servieren.
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