M und ich sind schon sehr lange ein Paar - im Jänner werden es 12 Jahre. Wir haben schon seit geraumer Zeit darüber gesprochen, dass 2014 ein schönes Jahr wäre, um zu heiraten. Normalerweise wäre es nach diesem Gespräch sehr damenhaft gewesen, die Augen niederzuschlagen, den Faltenrock glattzustreifen und darauf zu warten, dass der Geliebte einen Antrag macht, bei dem man vor Rührung die Englein im Himmel singen hört. Wer mich aber kennt, der weiß, dass weder das Damenhafte noch das Warten meine Stärke ist. Und als mein jetziger Göttergatte ein Jahr vor unserem angepeilten Termin - wir wollte gerne im Herbst heiraten - immer noch keine Anstalten machte, vor mir auf die Knie zu fallen, redete ich ihm ins Gewissen, dass wir uns langsam wirklich an die Planung machen sollten, worauf wir uns einen Termin bei einer möglichen Hochzeitslocation vereinbarten. Das war das Ende der kurzen Geschichte unserer Verlobung. Bin ich traurig, dass ich keinen filmreifen Antrag bekommen habe? Nein, überhaupt nicht, als Paar hat diese Variante zu uns einfach am besten gepasst - ich finde es ganz befreiend, wenn man nicht immer dem Protokoll folgen muss, und genau das haben wir auch bei der Hochzeit nicht getan. Die Freude an unserem besonderen Tag hat es übrigens nicht geschmälert: Es klingt nun unglaublich abgedroschen, aber es war für uns wirklich der schönste Tag, und wenn ich je zu einer Zeitreise eingeladen werde, dann möchte ich genau diesen Tag nochmal erleben. Aber der Reihe nach...
Das Brautkleid
Der allerallerwichtigste Aspekt an der Hochzeitsplanung ist wohl das Brautkleid. Wenn ich für jedes atemlose "Hast du schon ein Kleee-iiid?" einen Euro bekommen hätte, dann - nun ja, dann hätte ich vermutlich die Hochzeit zahlen können. Ich schweife ab: Ich wünschte mir ein knielanges Kleid, das mit etwas Spitze besetzt war, und es sollte natürlich auch vegan sein. Mir war es als vegane Braut sehr wichtig, ein Kleid ohne Seide, Federn, Perlen oder sonstige tierische Materialien zu erstehen. Ich entschied mich, mein Glück in einem klassischen Brautmodengeschäft zu versuchen: Hänsel & Gretel in Oberösterreich war das Ziel. Kurzerhand schrieb ich auch noch ein E-Mail um die Ankunft der veganen Braut anzukündigen, und prompt kam die Antwort: Das wäre gar kein Problem, die meisten Kleider wären sowieso aus synthetischen Materialien und wir würden sicher etwas finden. So packte ich meine Eltern ein und wir fuhren zum Ort der weißen Wattebäusche, aufgewühlten Emotionen und glühenden Kreditkarten. Bei der Anprobe der Kleider bewahrheitete sich wieder: Brautkleider muss man anziehen, um zu wissen, ob sie einem gefallen. Genau die Modelle, die ich mir immer gewünscht hatte, sahen absolut furchtbar an mir aus, was die Stimmung schon etwas drückte. Bis... ja, bis die Beraterin ein Kleid aus dem Lager holte, es mir anzog, ich mich in den Spiegel sah und dachte: "Hm. Hübsch. Sehr hübsch! Aber doch gar nicht das, was ich wollte!" Natürlich sah man mir schon an der Nasenspitze an, dass es DAS Kleid war, und ich nur noch ein paar Minuten brauchte, um diese Erkenntnis zu verarbeiten. Nach einem kurzen Ausflug in die Welt der bodenlangen Prinzessinnen-Kleider wurde ich also wieder in DAS Kleid gesteckt, und dann war es klar: Die Suche hatte ein Ende. Ganz filmreif wurden dann auch noch von allen Beteiligten ein paar Tränchen gedrückt, Prosecco geschlürft und nach Accessoires gesucht. Das Besonders an dem Kleid ist auch die abnehmbare Schleppe, die ich nach der Trauung einfach abstreifte. Ein kleiner Spitzen-Bolero vervollständigte das Outfit. Veganes Brautkleid: Check!
Wer vegan lebt und ein Brautkleid sucht, der ist bei Hänsel & Gretel bestens aufgehoben. Nicht nur, dass die meisten Kleider ohnehin vegan sind, meine Beraterin kletterte auch noch in jedes Kleid hinein, um mir genauestens das Etikett vorzulesen - das nenne ich Einsatz! Außerdem war jeder Termin dort wirklich ein Spaß, der die Vorfreude auf die Hochzeit nur noch steigerte, und das Wort "vegan" hat statt Augenrollen nur Kundenservice ausgelöst. Übrigens sind die meisten Brautkleider deswegen vegan, weil sie an sich schon sehr teuer sind, und der Einsatz von Seide oder echten Perlen den Preisrahmen dann vollends sprengen würden.
Wer sich an dieser Stelle übrigens fragt, warum wir weder Seide noch Wolle an unserer Kleidung wollten, der kann sich hier informieren.
Schmuck
Schmuck fand ich bei meinem Lieblings-Schmuckhersteller Leaf aus München, die filigranen Schmuck mit schönen Steinen herstellen. Zur entzückenden Kette mit grünem Turmalin gab es auch passende Ohrringe.
Da ich keinen Schleier tragen wollte (da fühlte ich mich wie bei der verpassten Erstkommunion), gab es von der Floristin in die Blume für meine Haare, passend zu meinem Brautstrauß.
Make-Up und Styling
Zu einem schönen Kleid gehört natürlich auch ein tolles Styling, und mir war es auch hier wichtig, dass Make-Up ohne Tierversuche oder tierische Inhaltsstoffe verwendet werden würden, so wie ich es sonst auch im Alltag handhabe. Allerdings war ein veganer Make-Up-Artist in meiner Nähe nicht aufzutreiben. Kurzfristig überlegte ich, mich für die Hochzeit selbst zu schminken, was an sich vermutlich zumindest halbwegs geklappt hätte - spätestens bei der Frisur hörte der Spaß dann aber auf, da ich da komplett unbegabt bin. Meine Mama rief schließlich bei ihrem Friseur an, die auch einen Braut-Service anbieten, bei dem man in den eigenen vier Wänden zurechtgemacht wird - und dort wurde versichert, dass ich auch gerne meine eigenen Produkte mitnehmen und es damit mal ausprobieren könnte. So hortete ich bis zum Probeschminken vegane Produkte daheim, hauptsächlich von Alverde und e.l.f. Cosmetics. Beim Probetermin dann angekommen, wurde mir dort ein so schönes Make-Up mit wunderbarem dicken Lidstrich gezaubert, dass ich mich entschloss, das ganze Beauty-Programm lieber den Profis zu überlassen - mit meinen eigenen veganen Produkten, aber in den erfahrenen Händen einer Visagstin. Am Hochzeitstag selbst war es dann sehr entspannend, von der sehr netten
und schon bekannten Visagistin Anna gestyled zu werden, ohne auch nur
einen Fuß vor die Türe zu setzen! Die Nägel machte ich mir selber mit Nagellack von e.l.f. Cosmetics - den Nagellack habe ich mir übrigens letztes Jahr bei unserem USA-Urlaub gekauft und bis zur Hochzeit aufbewahrt.
Natürlich muss der Bräutigam an so einem besonderen Tag ebenso gut aussehen, und auch mein Mister hatte bestimmte Anforderungen an seinen Anzug: Es sollte kein klassischer Hochzeitsanzug sein, er sollte später auch noch tragbar sein und - er musste ohne Wolle auskommen. Nachdem wir durch einige Geschäfter geirrt waren, nur um festzustellen, dass dort ausnahmslos alle Anzüge mit Wolle versehen waren, beschloss ich, mich erneut an das Team von Hänsel & Gretel zu wenden, ob vegane Anzüge ohne Wolle oder Seide im Angebot wären. Sie erbaten sich ein paar Stunden Zeit für die Suche, und riefen dann zurück, dass auch das kein Problem sein würde. Und das war es auch nicht: Nach drei anprobierten Anzügen hatten wir den Favoriten gefunden, der statt mit Wolle mit einer Mischung aus hochwertiger Baumwolle und Leinen auskam. Auch hier übersetzte uns die Beraterin wieder alle Etiketten (viele davon waren auf Italienisch oder Spanisch), und so konnten wir ruhigen Gewissens einen wirklich tollen Anzug kaufen. Eine passende seidenfreie Krawatte hatte M noch daheim (Krawatten ohne Seide wären aber auch zu haben gewesen).
Die Union-Jack-Socken passend zu unserem Doubledecker-Bus, die für einige Lacher noch während der Trauung sorgten, sowie die Star Trek-Manschettenknöpfe waren ein Geschenk von mir. Auch Männer brauchen schließlich Accessoires, selbst wenn sie es nicht so gerne zugeben!
Im nächsten Teil der Serie geht es um die Location, Hochzeitsfotografie, Deko und alles, was man sonst noch so braucht!