Wer meine Berichte über die veganen Flusskreuzfahrten gelesen hat (
hier und
hier), der weiß, wie toll, unterhaltsam, abwechslungsreich und vor allem köstlich so ein Urlaub sein kann! Vielleicht habt ihr euch aber auch gefragt, wie man eigentlich auf die Idee kommt, gerade eine Flusskreuzfahrt zu veganisieren - ich zumindest habe mir von Anfang an diese Frage gestellt. Zum Glück gibt es jemanden, der mir Antworten liefern konnte: Dirk Bocklage, Mastermind hinter den
veganen Flusskreuzfahrten. Wer Dirk noch nicht begegnet ist: Er ist derjenige, der immer ein Ohr, ein Lächeln und ein paar nette Worte für alle hat, egal, wie viel gerade los ist. Dirk ist das Herz der veganen Kreuzfahrt und buchstäblich von morgens bis abends unterwegs, ohne, dass ihm jemals die gute Laune ausgehen würde. Auf der letzten Reise habe ich mir Dirk für ein paar Momente zur Seite genommen und ihm meine brennendsten Fragen gestellt.
Dirk mal wieder in Action!
Lieber Dirk, vielen Dank für deine Zeit! Meine erste Frage ist, wer
steckt denn hinter der Organisation der veganen Flusskreuzfahrt?
Dirk: Ich kümmere mich um die Organisation der veganen Flusskreuzfahrt mit meiner Firma "
Vegan Travel", und gemeinsam mit Kristina und Gerrit von
Untervegs stellen wir dann auch das vegane Essen an Bord auf die Beine. Gerrit
und ich kennen uns schon sehr lange - unsere Eltern sind sogar schon ewig
gemeinsam im selben Kegelclub! Durch diese Freundschaft mit Gerrit ist dann
auch die Idee der veganen Flusskreuzfahrt entstanden.
Doch leider muss ich hier anmerken, dass Gerrit und Kristina von Untervegs aus Zeitgründen keine Möglichkeit mehr haben, die nächsten Reisen zu begleiten. Die beiden gehen jetzt schon am Stock mit ihrem kleinen Bistro, auch pflegen sie Kristina’s Mutter… es ist sehr schade, dass die beiden nicht mehr mit an Bord sind, aber natürlich geht es weiter. (lacht)
Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Frage: Warum gerade eine vegane
Flusskreuzfahrt?
Dirk: Ich habe festgestellt, dass es recht wenig Angebot für vegane
Reisen gibt, gerade in Europa. Da ich bereits viel Erfahrung mit Kreuzfahrten
habe durch meine Arbeit bei Kreuzfahrthammer, kam die Idee für diesen veganen
Urlaub auf Flüssen auf, auch um das angestaubte Image der Flusskreuzfahrten
aufzupolieren. Wenn ich etwas mache, dann will ich es komplett machen - da war
es mir auch wichtig, eine rein vegane Kreuzfahrt anbieten zu können. Man möchte
dann ja auch nicht den Tischnachbarn mit ihrem Steak zusehen müssen. Da größere
Schiffe (Anmerkung: Hochsee) eben viel mehr Gäste haben, war der kleinere Rahmen der
veganen Flusskreuzfahrt für uns ideal. Das Image der Flusskreuzfahrt ist wie
gesagt etwas angestaubt, viele denken dabei an ältere Leute - aber wir zeigen,
dass bei uns das Publikum sehr gemischt ist und auch viele junge Leute
mitmachen.
Was sind die Herausforderungen einer veganen Flusskreuzfahrt?
Dirk: Unsere größte Herausforderung ist es nach wie vor, der Reederei
zu beweisen, dass die Kosten des Essens nicht höher sind. Das sind oft
Vorurteile, die die Reedereien haben - aber Gemüse ist ja wirklich nicht
teurer, und um die Differenz für die Kosten des Fleisches, das bei uns
wegfällt, kann man eben andere Produkute kaufen! Auch die Menüauswahl ist oft
eine Herausforderung: Hier freuen wir uns sehr, wenn erste Menüvorschläge vom
Chefkoch oder der Chefköchin kommen, und es dann um die Abstimmung und nicht um
die komplette Vorgabe des Menüs geht. Prinzipiell sind die Reedereien aber
durchaus an dem Konzept interessiert.
Die erste Kreuzfahrt war für uns außerdem ein Risiko - wir wussten nicht, ob
das Schiff voll werden würde, und über ein riesiges Budget verfügen wir auch
nicht. Unsere erste Flusskreuzfahrt am Rhein war dann aber schnell ausgebucht,
was uns sehr gefreut hat!
Wie wird denn das Esssen an Bord zubereitet?
Dirk: Unser Konzept ist, dass wir zwei bis drei Kollegen mitbringen,
die die vorhandene Crew beim veganen Kochen unterstützen. Die Chefköchin oder
der Chefkoch muss aber Chef bleiben, das ist uns wichtig. Wir machen sozusagen
die Beratung während der Kreuzfahrt und die Crew arbeitet in den gewohnten
Strukturen. Wir hatten gerade bei dieser Fahrt durch Holland und Belgien sehr
viele positive Rückmeldungen der Crew! Die Crew begrüßte uns mit einem lauten
"We are ready for the vegan challenge!" Viele kochen sonst immer die
gleichen Gerichte und freuten sich darüber, neue Rezepte auszuprobieren. Gerade
bei der Crew aus dem asiatischen Raum wird ja auch in der Heimat oft sehr viel
mit Gemüse gekocht - Erfahrungen, die sie bei unserer Kreuzfahrt einbauen
konnten!
Was waren die besten und was die schwierigsten Situationen bisher?
Dirk: Der Abschluss der ersten Kreuzfahrt war ein Highlight - die
fröhlichen Gesichter der Gäste zu sehen, das war schon toll. Ein kleines
Mädchen erklärte uns freudestrahlend, dass das der schönste Urlaub bisher
gewesen ist! Und schwierige Situationen... bei der ersten Kreuzfahrt ist der
Bus für einen Ausflug woanders stehengeblieben, und wir mussten mit der ganzen
Gruppe wieder in die andere Richtung laufen, das war ungeplant. Bei einem
Ausflug wurde die Zeit etwas knapp - da fängt man schon an zu schwitzen!
Manchmal unterschätzt man, wieviel Aufwand hinter der Organisation von so einer
Reise steckt. Aber es war nichts dabei, das wir nicht hätten lösen können. Aus
Fehlern lernen wir, schließlich sind wir alle nur Menschen.
Kreuzfahrten haben generell den Ruf, einen großen ökologischen Fußabdruck
zu hinterlassen. Wie wird bei den veganen Flusskreuzfahrt auf die Umwelt
geachtet?
Dirk: Zum einen sind die Schiffe für Flusskreuzfahrten nicht mit den
großen Schiffen auf dem Meer zu vergleichen, es darf zum Beispiel kein Schweröl
verwendet werden. Außerdem sind am Bord sehr hochwertige, sehr teure
Wasseraufbereitungsanlagen, auch das hilft. Und wir achten auch bei der Planung
darauf, neue Schiffe auszuwählen, die viel umweltfreundlicher sind und nach
modernsten Umweltgesichtspunkten gebaut wurden. Ältere Schiffe wären deutlich
günstiger zu haben, aber dieser Aspekt der Umweltfreundlichkeit ist uns einfach
wichtig.
Wie ist das Feedback der Gäste und der Reederei?
Dirk: Bei unserer ersten Fahrt waren alle extrem zufrieden, auch der
Hotelmanager des Schiffes. Wir hatten sogar den größten Getränkekonsum bisher
(lacht)! Wir bekamen tolles Feedback von unseren Gästen. Zu 100% reibungslos
kann so eine Fahrt natürlich nie verlaufen, aber es waren eher Kleinigkeiten,
die wir immer wieder verbessern werden.
Was soll in der Zukunft passieren?
Dirk: Unsere nächste Fahrt ist ja im Sommer, da sind bereits viele
Kabinen gebucht. Zu Silvester gibt es auch eine tolle Fahrt. Und für 2016 haben
wir Pläne, durch Frankreich zu fahren, da gibt es sehr schöne
Strecken.
Im Sommer werden wir erstmals Yoga-Kurse an Bord anbieten. Da die Landschaft
der Donau unbeschreiblich schön ist, passt das einfach. Ein Yoga-Magazin aus
England rief mich an und teilte mir mit,
dass das die weltweit allererste vegane Yogakreuzfahrt auf einem Fluss ist. Gut
zu wissen!
Außerdem wäre es in Zukunft schön, wenn wir bei den Menüs noch mehr Auswahl
bieten könnten, also beispielsweise eine zweite Möglichkeit für den Hauptgang -
momentan fehlen da aber noch Erfahrungswerte, um einschätzen zu können, wieviel
von welchem Essen gerne bestellt wird.
Für die Zukunft wird es auch weiterhin prominente Gäste an Bord geben, die
Kochshows geben und Vorträge halten werden. Und wir möchten unsere
internationale Präsenz noch weiter ausbauen: Schon jetzt haben wir
internationale Gäste an Bord, aus den USA, England und Irland. Für uns ist natürlich
auch Großbritannien ein interessanter Markt, da gibt es eine große vegane
Community.
Und: Wir würden gerne auch landbasierte Reisen anbieten, aber noch gibt es
keine ganz konkreten Pläne.
Lieber Dirk, danke für das Interview und deine Zeit!
Wer jetzt richtig Lust bekommen hat auf die nächste vegane Flusskreuzfahrt - die findet auf der Donau von Budapest nach Passau statt (wer Budapest noch nicht gesehen hat,
ich kann es nur empfehlen)! Das Schiff sieht wirklich luxuriös aus, es wird Yoga im Freien am Sonnendeck angeboten (nicht mal um die Matten muss man sich kümmern!) und natürlich wieder jede Menge veganes Essen. Ich denke, besser kann es im Sommer nicht sein, oder?
Habt ihr auch ein gespaltenes Verhältnis zu Silvester? Ich möchte zwar immer etwas Besonderes unternehmen, aber mich in überfüllten Bars nach dem dritten Tequila-Shot leicht unwohl fühlen, ist auch nicht das, was ich mir an Silvester so wünsche. Wie wäre es mit einer veganen Kreuzfahrt? Die Silvester-Kreuzfahrt wurde uns bei der letzten Reise präsentiert und ich konnte nur daran denken, wie toll sich das alles anhört. Es geht von Passau nach Budapest, und es gibt alles, was man sich für so eine Reise nur wünschen kann: Ein wunderschönes Schiff, zwei verschiedene Restaurants und ein Café mit Leckereien, Silvesterparty und Neujahrsbrunch und das Beste ist - es ist wirklich alles inklusive, auch die Getränke, Internet und die Rückfahrt von Budapest nach Passau oder München! Luxuriöser und angenehmer kann man wohl kaum ins Jahr 2016 starten!