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23. Juli 2015

Vegan bleiben

Gerade ist "vegan" sprichtwörtlich in aller Munde. Mich freut das natürlich - einerseits wird es für uns friedliche Pflanzenesser leichter, wenn das vegane Angebot mehr wird, andererseits werden viele Menschen für den veganen Lebensstil interessiert. Ich hoffe aber, dass es nicht beim Trend bleibt, sondern vielen klar wird, worum es beim Veganismus im Kern geht - um Mitgefühl und Respekt und ein Ja zum Leben.

 Veganes Essen an unserem Hochzeitstag

Ich lebe seit fast 7 Jahren vegan. In dieser Zeit habe ich viele frischgebackene Veganer kommen - und einige leider auch wieder gehen sehen. Wir Langzeit-Veganer sind spezialisiert darauf, Menschen für das vegane Leben zu begeistern. Aber nach den anfänglichen Slogans wie "Go vegan!" und "Fleisch ist Mord", vergessen wir manchmal darauf, dass man gerade zu Beginn auch noch Unterstützung bräuchte. Denn aller Anfang ist schwer. Und es gibt viele, die das vegane Handtuch werfen, weil sie es schwierig oder kompliziert finden, sie sich nicht mehr motivieren können oder sie einfach einsam sind. Um euch zumindest digital das Händchen zu halten, habe ich einige Tipps zusammengefasst wie man nicht nur vegan wird, sondern es auch bleibt - meine persönlichen Erfahrungen, die mir auf meinem Weg geholfen haben.

Stolz auf sich sein | Veganismus ist sicher nicht immer der leichteste Weg - immerhin werden einem tierische Produkte oft förmlich aufgedrängt. Wenn man trotzdem an seinen Moralvorstellungen und Werten festhält, dann darf man ruhig ein wenig stolz auf sich selbst sein. Veganismus ist nichts, wofür man sich schämen oder entschuldigen müsste - und ganz ehrlich, ich war anfangs eine sehr schüchterne Veganerin, die das Gefühl hatte, sich ständig rechtfertigen zu müssen. Vieles davon war nur in meinem Kopf, und ich wünschte mir, ich wäre selbstbewusster gewesen. Die gute Nachricht: Auch das kann man lernen. Heute entschuldige ich mich nicht für mein veganes Leben, sondern ich freue mich darüber, wieviel Positives es mir gebracht hat und ich trage das gerne auch nach aussen.

Sich etwas gönnen | Gerade in der veganen Community wird auf gesunde Ernährung oft sehr viel Wert gelegt und auch hier ist man gegen Trends natürlich nicht gefeit: Glutenfrei, Chia-Samen, grüne Smoothies, Agavensirup, Matcha-Pulver, makrobiotisches Essen... alles sehr feine Dinge! Wenn man sich ausschließlich von Leinsamen und braunem Reis ernähren könnte, weil es einem so gut schmeckt, ist das natürlich schön - aber gerade an diesem Aspekt sehe ich viele frischgebackene Veganer scheitern, weil sich über kurz oder lang die Ernüchterung einstellt. Denn bei aller Gesundheit sollte man sich hin und wieder auch etwas gönnen: Ein knuspriges Baguette, ein Stück Schokolade, ein veganer Eisbecher, etwas Kuchen, vegane Pizza, ein Glas Wein... immerhin wollen Körper und Seele genährt werden. 

Niemand ist gerne allein | Gerade am Anfang können die Reaktionen der anderen auf Veganismus recht heftig ausfallen. Dann ist es wichtig, gleichgesinnte Personen um sich zu haben, die einen unterstützen und verstehen. Niemand fühlt sich gerne einsam oder ausgeschlossen. Ein heißer Tipp sind vegane Stammtische oder lokale Veggie-Gruppen; auch im Internet bieten Foren, Blogs oder vegane Gruppen ein Gefühl der Gemeinschaft. Als ich vegan wurde, kannte ich nicht mal einen einzigen Vegetarier. Websites und dieser Blog halfen mir dabei, mich nicht wie der letzte Mensch auf der Welt zu fühlen. Mittlerweile lebt mein Mann auch vegan, meine Eltern vegetarisch - ich habe also immer Menschen um mich, die genau wissen, wie es mir geht. Und auch alle meine Freunde respektieren meine vegane Lebensweise und ich fühle mich bei ihnen nicht "anders".

Kommt Zeit, kommt Rat | Viele werden über Nacht vegan. Wir wachen auf und fühlen uns neu und aufgeregt und voller Tatendrang. Wir wünschen uns, dass sich unser ganzes Leben diesem Tempo anpassen würde. Doch dann kommt die Ernüchterung: Freunde und Familie sind skeptisch, das erste vegane Weihnachten war schwierig, die ersten Versuche beim veganen Backen wenig erfolgreich, die Witze der Arbeitskollegen nerven immer noch... Wir vergessen, dass Veränderung Zeit braucht. Sie passiert nicht über Tage oder Wochen, sondern dauert manchmal länger. Das soziale Umfeld wird sich früher oder später an die neue Situation gewöhnen, man sammelt mehr Erfahrungen und ist souveräner, aber das geht nicht über Nacht. Darum braucht man oft einfach etwas Geduld - und rückblickend löst sich vieles dann plötzlich von selbst.

Andere teilhaben lassen | Die schönsten Momente für mich sind immer noch, wenn ich andere Menschen mit veganem Essen verwöhnen darf - und sie dann auch noch Nachschlag verlangen. Oft sind Familie oder Freunde veganem Essen gegenüber einfach nur skeptisch, weil sie es noch nie probiert haben. Warum also nicht eine vegane Dinnerparty organisieren, Cupcakes in die Arbeit mitbringen oder mit Mama Weihnachtskekse backen?

Zurück zum Anfang | Manchmal verliert man ein wenig aus den Augen, warum man sich für ein veganes Leben entschieden hat. Bei mir war es meine große Tierliebe - ich möchte nicht, dass Tiere für mich sterben oder leiden müssen. Gelegentlich schaue ich mir Reportagen an, die Grausamkeiten an Tieren dokumentieren. Es fällt mir sehr schwer, es tut mir weh, aber es gibt mir Kraft für den Alltag - weil es mich daran erinnert, warum ich vegan lebe.

Fehler passieren | Man kauft eine neue Sorte Kekse und sieht erst daheim, dass sie Milch enthalten. Im Restaurant entdeckt man beim vorletzten Bissen den Käse in den Nudeln. Man beisst in einen Muffin, bei dem man schwören könnte, dass er vegan wäre. Wichtig ist, dass man sich darüber nicht zu sehr ärgert - was manchmal leichter gesagt als getan ist. Beim nächsten Mal weiß man es besser, und jetzt einfach wieder mit voller Kraft voraus!

9 Kommentare:

  1. Was für ein genialer Artikel! Du hast so Recht. Mir haben auch vegane Stammtische geholfen, oder aber auch, selbst aktiv zu werden in Organisationen wie Peta. Da trifft man auch eine Menge Gleichgesinnter.

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  2. Ich bin froh, dass mir die Umstellung vor zwei Jahren so leicht gefallen ist und ich mir bereits nach kurzer Zeit nicht mehr vorstellen konnte tierische Produkte zu essen. Für mich war es aber auch echt leicht. Einige Monate vor der Umstellung hab ich schon das Fleisch weggelassen, weil ich es einfach nicht mehr runterbekam. Durch Laktoseintoleranz hab ich sowieso seit Jahren auf Milchprodukte verzichtet. So viel musste ich also nicht mehr ändern. Das einzige was ich nach wie vor etwas vermisse ist richtig guter Käse. Aber dann denke ich an die Tiere und es fällt mir nicht mehr schwer. Klar ist es manchmal umständlich sich vegan zu ernähren, trotzdem halte ich es nach wie vor für eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben.

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  3. Danke, das ist genau die Art von Aufmunterung, die ich momentan brauche! Nach etlichen Auf und Abs bin ich seit dieser Woche wieder komplett vegan. Ich bin gespannt, ob ich meinen Mann jemals von Tofu überzeugen kann...

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    1. Hast du es mal mit verschiedenen Sorten probiert? Naturtofu muss man schon ordentlich würzen, damit er schmeckt. Aber es mag eben nicht jeder alles und es gibt ja genug Gerichte ohne Tofu. Mein Mann (Allesesser) ist zwar manchmal skeptisch, aber eigentlich schmeckt ihm immer alles was ich koche. Bestimmte Vorlieben und Abneigungen hat ja jeder, da muss man eben Rücksicht drauf nehmen ;-)
      LG Heike

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    2. Ich fürchte, meine Antwort ist in den Kommentaren gelandet, sorry!

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  4. Danke dir für den Tip, ich muss mal diese gewürzten Sorten testen... Klar, nicht jeder muss alles mögen, aber mich nervt einfach, dass ich jedesmal, wenn ich Tofu machen möchte, immer eine Alternative für ihn einplanen muss. Ich will vegan, Mann will Fleisch und Sohn will Döner. Manchmal nervt diese Mehrfach-Kocherei...
    LG, Gabi

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  5. Toller Beitrag!
    Mir hat mein veganer Stammtisch sehr geholfen... endlich mal unter "normalen" Menschen. Wenn man auf gleichgesinnte trifft, kommt man sich in der Kleinstadt nicht mehr vor wie ein Alien.
    Und die diversen veganen Gruppen bei Facebook sind auch nicht zu verachten... da werden Rezepte ausgetauscht, Einkaufstips gepostet, Aktionen bekannt gegeben.
    Nicht zu vergessen, die ganzen tollen veganen Blogs, in den man stundenlang stöbern kann.
    Bin jetzt schon seit über drei Jahren vegan und es war die beste Entscheidung für mein Leben und das der Tiere!

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  6. Super Beitrag, Claudia! :-) Macht immer wieder richtig Spaß deinen Blog zu lesen!

    Liebe Grüße
    Sina von veganheaven.de

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  7. Hallo Claudia, danke für diesen tollen Beitrag. Ich mache gerade die Vegan for fit Challenge und verschlinge aktuell alles rund um das Thema. Gestern habe ich mir Earthlings angesehen und saß danach einfach nur wie gelähmt da. Deine Tipps sind auf jeden Fall sehr hilfreich, in meinem Bekanntenkreis habe ich leider gar keinen Vegetarier oder sogar Veganer, daher blogge und Instagrame ich nun darüber in de Hoffnung so einen Austausch zu finden.

    Liebe Grüße,
    Sissy

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