Ich gestehe: Wenn ich an "Urlaub" denke, dann muss ich zumindest die eigene Landesgrenze überqueren. In dieser Hinsicht habe ich wohl Fernweh der schlimmsten Stufe. Mein Herz klopft schneller, wenn ich an unsere Aufenthalte in Italien, Paris, den USA oder gar in der Karibik denke. Urlaub in Österreich? Das entlockt mir eher ein mattes Lächeln - mein Vorurteil ist, dass ich in den eigenen Landen auch reisen kann, wenn ich alt bin. Ja, schon ziemlich eingebildet. Keine Sorge, ich wurde bereits eines Besseren belehrt. Österreich hat viel zu bieten - auch in veganer Hinsicht.
Eher zufällig bin ich auf das Hotel Alpendorf im Salzburger St. Johann gestoßen, eine knappe Stunde von der Stadt Salzburg entfernt. Das Hotel ist sehr idyllisch gelegen und bietet den perfekten
Ausgangspunkt zum Schifahren oder Wandern und verfügt über einen Wellnessbereich mit schönem Indoor-Pool, Sauna und Dampfbad. Viel wichtiger ist jedoch: Dort bietet man (nach Voranmeldung) vegane Halbpension an - großes Frühstücksbuffet und abends 5-Gang Menü. Die Neugier überwog, und M und ich beschlossen, dieses Angebot zu testen.
Aufenthaltsraum
Speisesaal
Da wir zu Mittag schon mit Hunger anreisten, führte uns der erste Weg auf die Terrasse des Restaurants. Dort gibt es in der Karte einen eigenen veganen Teil mit großer Auswahl. Wir entschieden uns für Brezelknödel mit Linsen und Fleischlaibchen mit Kartoffelpüree und Gemüse. Beides schmeckte vorzüglich - besonders die fein gewürzten Laibchen und das super-cremige Püree begeisterten mich. Als Nachtisch gab es vegane Nusstorte, die unglaublich nach Weihnachtsmarkt schmeckte (ich vermute, durch die karamelisierten Nüsse in der Füllung), mit veganem Eis und einem Schoko-Rum-Shot, auch definitiv eine gute Wahl! Alles war sehr schön angerichtet und diese feine Präsentation zieht sich im Hotel Alpendorf durch alle Mahlzeiten.
Nach dem Mittagessen mussten wir uns die Beine vertreten, in der Nähe des Hotels verläuft ein idyllischer Paranomaweg mit Baumlehrpfad, der aber eher ein Spazierweg als eine handfeste Wanderung ist. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit Planschen im Pool und im Dampfbad.
Am Baumlehrpfad sollte man bei einer Station Bäume umarmen - das muss man mir nicht zweimal sagen!
Abends erwartete einen dann ein Fünf-Gänge-Menü. Sehr liebevoll gibt es für die veganen Gäste eine eigene kleine Karte am Tisch. Der erste Gang besteht aus einem Ausflug zum Salatbuffet - und da es Käferbohnen und Kartoffelsalat gab, waren wir ohnehin begeistert. Auch am Buffet sind Dressings mit der veganen Blume gekennzeichnet. Der zweite Gang waren Spinat-Taschen mit Broccoli-Topinambur-Creme - beides vorzüglich, allerdings war die Creme kalt, was mich etwas irritierte, geschmeckt hat es trotzdem. Als Suppe gab es eine sehr originelle Himbeer-Paprikaessenz mit einer kleinen Avocado-Tomate - so ein Süppchen habe ich noch nie gegessen und es war süß-säuerlich und einfach wunderbar! Die Hauptspeise war ein großer Burrito, prall gefüllt mit veganem Chili - sehr gut, aber ich begann schon zu schwächeln und musste schweren Herzens einen Teil überlassen, um auch noch etwas Platz für den Nachtisch zu lassen. Die Nusstorte, die wir schon zu Mittag genossen hatte, hatte einen erneuten Auftritt! Darüber war ich aber nicht böse, denn sie ist wirklich vorzüglich, und auch die säuerlichen Rum-Beeren waren ein neues Aroma dazu. Ganz ehrlich, wir sind dann aber ins Zimmer gerollt.
Am nächsten Tag mussten M und ich noch vor dem Frühstück unbedingt eine Runde im Pool planschen - wie oft kann man das schon machen? Das Frühstück selbst war dann mein persönliches Highlight: Man bekommt eine Etagère, die mit veganen Köstlichkeiten nur so übergeht: Erdnussbutter, vegane Nutella, zweierlei Pudding, Joghurt mit Beeren, Bircher-Müsli, Hummus, frisches Gemüse, frische Säfte, karamelisierte Nüsse und Kekse, alles liebevoll präsentiert in kleinen Schüsselchen und Gläschen. Dazu kann man auch vegane Wurst und veganen Käse, Avocado-Hummus-Brot, Tofu-Rührei und Pancakes bestellen. Am Buffet gibt es frisches Gebäck, Obst und - natürlich - allerlei pflanzliche Milch. Ich war sehr geflashed, so ein schönes und leckeres Frühstück bekommt man wirklich selten serviert.
Mein persönliches Fazit: Wartet nicht mit dem Urlaub in Österreich, bis ihr alt und grau seid, ansonsten verpasst ihr all die Köstlichkeiten im Hotel Alpendorf. Dort scheint das vegane Angebot sehr gut anzukommen, wir konnten drei andere Paare beobachten, die sich auch alle das vegane Essen schmecken ließen. Auch die freundliche Dame an der Rezeption bestätigte stolz, dass das vegane Angebot sehr gefragt ist. Übrigens: Falls ihr keine großen Schifahrer oder Wanderer seid (ich bin es nicht), man findet in der Gegend auch sehr schöne Spazierwege und Ausflugsziele, außerdem ist Salzburg etwa 50 Minuten entfernt. Wir haben am Heimweg noch Halt gemacht bei den Bluntauseen, wo das Wasser glasklar ist und eine fast unheimliche türkise Farbe hat. Schöner kann der Herbst nicht werden!
Ja, das Wasser hat wirklich diese Farbe!
Mir als Herbst-Fan werden hier die Knie weich.
Wer sich fragt: Ich habe alles selbst bezahlt und singe Lobeshymnen auf das Hotel gänzlich unaufgefordert. Aber auch sonst würde ich euch nichts vorstellen, was mir nicht 100%-ig gefällt.