Vor zehn Jahren haben mein Mann M und ich in Ohio studiert und dort sehr gute Freunde kennengelernt. Wir sind seitdem in Kontakt und haben uns auch 2013 wiedergesehen. Da das nun schon wieder vier Jahre her ist, wurde es Zeit für einen Besuch und so sind M und ich im September nach Nordamerika aufgebrochen, mit einem Abstecher nach Kanada. Es war ein toller Urlaub und wir hatten Glück mit dem Wetter - es war richtig heiß, wir hatten viele Tage weit über 30 Grad, und für uns war das vor dem Herbst und Winter eine gute Gelegenheit, Sonne zu tanken. Gestartet sind wir in
Toronto, eine unserer liebsten Städte
überhaupt (gleichauf mit London!). Toronto hat das
"Großstadt-Feeling", aber ist trotzdem überschaubar, sicher und ist von
wunderbarer Natur und dem riesigen Lake Ontario umgeben.
Toronto Financial District
Street Art in Toronto
Wir haben in einem sehr gemütlichen Bed & Breakfast übernachtet, das ich euch nur ans Herz legen kann. Pauline und Jeff vom
Elliott House Bed & Breakfast sind wunderbare Gastgeber und man hat nach einem langen Tag in Toronto das Gefühl als würde man nach Hause kommen. Ich habe Pauline vorab geschrieben, dass M und ich vegan leben, und sie hat für uns Sojamilch, Hummus und vegane Muffins zum Frühstück gekauft, an einem Morgen hat sie uns sogar vegane Waffeln gemacht. Da wir mit dem Auto unterwegs waren, haben wir den Parkplatz genutzt, der zwar extra zu bezahlen ist, aber dessen Erlös an ein Tierheim geht, was uns natürlich besonders freut.
Das Bed & Breakfast von außen
Vegane Waffeln mit Banane und natürlich Ahornsirup
Unser erster Weg in Toronto ging zu
Doomie's, einem veganen Junk-Food-Restaurant - anders kann man es nicht bezeichnen. Hier sucht man Clean Eating oder Salate vergeblich, stattdessen gibt es Burger, Frittiertes und allerlei Kalorienbomben. Es war göttlich! M hat den den Fried Chicken Burger bestellt, ich den normalen Chicken Burger, und obwohl beides ausgezeichnet war, waren die Pommes dort nicht von dieser Welt und ich träume noch heute von ihnen. Als Dessert teilten wir uns einen riesigen, warmen Chocolate Chip Cookie, der in einer heißen Pfanne mit Vanilleeis serviert wird. Rückblickend war es ein Fehler, so viel zu essen, da uns beiden dann leicht unwohl war, aber ich würde den gleichen Fehler wohl wieder machen.
Chicken Burger
Fried Chicken Burger
Chocolate Chip Cookie mit Eis
Auch ein Highlight in Toronto war sicher das ebenfalls rein
vegane Restaurant Fresh, wo es viele frische Salate, Wraps und Suppen gibt. Wir waren dort gleich zwei Mal essen und es war unser liebstes Restaurant in Toronto. M hat sich in den Buffalo Chicken Wrap verliebt, ich fand den Thai Salat mit Erdnussauce und Tofu super.
Buffalo Chicken Wrap
Salat mit Tofu und Erdnussauce
In Toronto selbst kann ich euch die tolle Aussicht vom
CN Tower nur empfehlen, gleich daneben befindet sich die stylishe
Steamwhistle Brewery, wo man in schönster Kulisse ein veganes Bier und eine eingelegte Gurke genießen kann.
Steamwhistle Brewery
Außerdem lohnt sich ein Ausflug in den
Distillery District, in dem man in schöner Atmosphäre bummeln und essen kann. Wir haben in einem kleinen Bistro indische Wraps und Kichererbsen-Salat gegessen.
Kichererbsen-Salat
Wrap mit Kartoffeln und Chutney gefüllt
Ein absolutes Highlight ist auch ein Abstecher auf die
Toronto Islands, den vor Toronto gelagerten Inseln. Man hat nicht nur einen fantastischen Ausblick auf Toronto, sondern auch einen wunderschön angelegten Park, der zu langen Spaziergängen einlädt.
Weiter ging es zu den
Niagara Fällen. Auf dem Weg dorthin hielten wir in St. Catharines, einem Ort etwa 20 Minuten vor den Wasserfällen, für ein Mittagessen an. Dort kehrten wir in das vegane Restaurant
Rise Above ein. Wir bestellten Mac and Cheese mit Kale Caesar's Salad und ein Tempeh Bacon Sandwich. Alles ganz ausgezeichnet! Im Anschluss ging es für ein Dessert über die Straße in den veganen Donut-Laden
Beechwood Doughnuts, wo man die Qual der Wahl hat. Der Bananen-Kokos-Donut ist einer der besten Donuts, die ich je gegessen habe! Wenn ihr die Niagara Fälle mit dem Auto besucht, kann ich euch einen kurzen Abstecher nach St. Catharines nur empfehlen, da die Gegend direkt rund um die Wasserfälle leider sehr touristisch und wenig vegan-freundlich ist. Die Wasserfälle selbst sind aber wunderschön und absolut beeindruckend!
Kale Caesar's Salad
Mac and Cheese
Tempeh Sandwich mit hausgemachten Pommes
Donuts! Schoko, Banane-Kokos, Peanutbutter & Jelly und Snickerdoodle
Die Horseshoe Falls mit meterhoher Gischt
Die Fälle bei Nacht - auch sehr beeindruckend!
Unsere Tour führte uns dann weiter nach
Cedar Point, ein großer Vergnügungspark direkt am Lake Erie gelegen. Der Ort bezeichnet sich auch selbst als "Roller Coaster Capital of the World" und das mit gutem Grund. Während andere Vergnügungspark wie Disney eher viel Wert auf das Theming legen, stehen in Cedar Point die schnellen, riesigen Achterbahnen im Vordergrund. Wer auf Nervenkitzel steht, für den zahlt sich der Besuch jedenfalls aus! Und auch als Veganer muss man nicht verhungern, es gibt ein (überschaubares) veganes Angebot im Park. Wir sind bei
Melt eingekehrt, die mit veganem Burger und Käsesandwich aufwarten, vorab gab es noch frittierten Tofu. Sehr deftig, aber gut! Obwohl bereits die Halloween-Feierlichkeiten in Cedar Point im vollen Gange waren, war es unglaublich warm und so haben wir den Sommer wirklich verlängern können.
Frittierter Tofu mit Dip
Veggie Burger Sandwich
Grilled Cheese mit Zwiebel
Danach ging es Richtung "zweite Heimat", nach Bowling Green, Ohio, wo wir 2007 studiert haben. Für M und ich ist es jedes Mal wie Heimkommen, wir haben dort sehr prägende und schöne Erinnerung gesammelt. In Bowling Green nahmen uns Freunde in Empfang und es war ein sehr herzliches und fröhliches Wiedersehen. Kennt ihr das Gefühl, wenn man jemanden nach langer Zeit trifft und es sich aber so anfühlt, als wäre man nie getrennt gewesen? Wir haben viel Zeit mit unseren Freunden verbracht (wir haben zwei verschiedene Familien besucht), und wir haben es sehr genoßen, mit ihnen zu plaudern, zu lachen, Filme anzusehen und einfach den Alltag zu teilen. Für uns ist es eine große Bereicherung, mit ihnen befreundet zu sein, auch wenn wir uns alle wünschen, uns öfter zu sehen. Unsere Freunde leben übrigens nicht vegan, aber sind sehr interessiert
und hilfsbereit, und so haben wir immer ausgezeichnet gespeist.
Hier haben wir früher gewohnt!
An einem Abend waren wir in einem extrem schnuckeligen Örtchen essen (es sieht orginal aus wie den Gilmore Girls entsprungen). In einem Diner haben unsere Freunde einen veganen Bohnen-Burger für uns ausfindig gemacht, der zwar seltsam aussieht, aber sehr gut geschmeckt hat. Und wie in den USA so üblich waren die Portionen riesig.
Grand Rapids
Veganer Bohnen-Burger mit Pommes und Salat
Ein Mittagessen haben wir in einem
Restaurant verbracht, das nur Bowls serviert, die man sich selbst zusammenstellt, mit sehr vielen veganen Optionen. Die Erdnussauce war eine Wucht und der Tofu so lecker! Man sieht, dass die vegane Lebensweise am Vormarsch ist, wenn man auch in kleinen Städten so tolle Angebote findet.
Wenn ihr je in der Gegend nahe der großen Seen in Michigan und Ohio seid, kann ich euch einen Besuch direkt an die
Great Lakes nur wärmstens ans Herz legen. Die großen Seen sind das, was das Wort sagt: Groß. Man fühlt sich, als würde man am Meer stehen und jeder See bei uns kann dagegen wirklich einpacken. Wir haben eine Schiffahrt auf die beliebte Insel Put-In-Bay unternommen, die süße Souvenirshops, Restaurants und Bars und wunderschöne Natur bietet. Das Wetter war grandios, wir hatten eine Jause eingepackt und sind mit unseren Freunden mit einem Golfmobil über die Insel gedüst. Abends sind wir dann verschwitzt, müde, aber sehr glücklich noch bei Taco Bell eingekehrt, wo man übrigens sehr einfach veganes Fastfood bekommt! Rückblickend war das wohl mein liebster Tag unserer Reise und ich bin sehr dankbar für die schöne Erinnerung an diesen heißen Spätsommertag.
Restaurants und Shops auf Put-In-Bay mit den allgegenwärtigen Golfmobilen
Natur auf Put-In-Bay
Ein Strand voll mit Muscheln auf Put-In-Bay
Unser Picknick: Tofurkey-Sandwich mit Gurkerl und Senf, dazu Maischips, Mandeln und frische Zwetschken.
Taco Bell: Unsere liebste Wahl ist der Seven Layer Burrito mit Bohnen statt Beef und ohne Käse oder Sour Cream. Dazu bestellen wir gerne Kartoffeln und Reis.
Ein anderes Highlight, das wir mit Freunden verbracht haben, ist ein Besuch auf einer Fruit Farm. Dort gibt es neben frischen Äpfel und riesigen Kürbissen auch liebevoll gestaltete Dekoration zu bestaunen - ich war im Herbst-Himmel, es war herrlich kitschig! Dazu gibt es einen entzückenden Markt, wo man allerlei selbstgemachte Produkte erwerben kann, und das Angebot, auch selbst Äpfel zu pflücken. Man bekommt einen großen Sack, den man bis zum Anschlag mit selbstgepflückten Äpfeln füllen kann. Normalerweise ist das nur am Wochenende möglich, und wir waren an einem Montag dort - als die nette Besitzerin allerdings hörte, das unsere Freunde extra mit Besuchern aus Österreich da waren, machte sie für uns eine Ausnahme. Und so haben wir in der schönen, goldenen Septembersonne Äpfel von den Bäumen geholt, ganz alleine auf dem Feld. Ich habe eine neue Lieblingssorte: Jonathan! Die waren riesig, knackig und süß-säuerlich und am besten schmecken sie frisch vom Baum und noch warm von der Sonne.
Auf dem Weg von Ohio nach Detroit blieben wir noch eine Nacht in
Ann Arbor, einem schönen College-Städtchen in Michigan, das wirklich sehr vegan-freundlich ist. Hier haben wir in
The Lunchroom gegessen. M hat ein Tempeh Sandwich bestellt, ich hatte Mac and Cheese und als Abschluss gab es noch hausgemachtes Eis (Mint-Chocolate Chip und Erdbeer). Ann Arbor war nett, aber leider hatten wir etwas Pech und landeten in einem muffigen, abgewohnten Motel, in dem unser Zimmer streng nach Putzmittel roch. Irgendwie gehört das aber scheinbar zu unserem Urlaub dazu, da wir in jedem Urlaub mit einem Hotel Pech haben. Heute lachen wir aber natürlich schon darüber!
Die Innenstadt in Ann Arbor
Am Campus der riesigen University of Michigan
Mac and Cheese
Tempeh Bacon Sandwich mit Chips und Gurkerl
Eis zum Dessert: Erdbeer und Mint Chocolate Chip
Abschließend waren wir noch in
Detroit und sind dort in einem sehr netten
Bed & Breakfast geblieben. Auch hier war ein Frühstück dabei, und nach einem E-Mail gab es hier auch reichlich veganes Essen für uns: Kokos-Joghurt, vegane Muffins, verschiedene Sorten Pflanzenmilch, Hummus, Avocado, frische Früchte und sogar Clif-Bars. Wir haben das Frühstück hier sehr genossen! Detroit sieht man zwar noch an, das es eine zeitlang nicht besonders floriert hat, aber es ist doch wieder am Aufstieg. In vielen Gebäuden sind kleine Coffee Shops oder Restaurants angesiedelt. Zu Abend haben wir bei
PJ's Lagerhouse gegessen, einem Pub mit guter veganer Auswahl. Das Pub ist schon unter Zeiten der Prohibition in Betrieb gewesen und ist zwar etwas abgewohnt, dafür sehr charmant und mit herzlicher Bedienung. Ich habe das Banh Mi bestellt, ein vietnamesisches Sandwich mit Tofu, M hatte den Burrito. Beides war ausgezeichnet, mein Favorit war aber sicher das Banh Mi. Nahe Detroit liegt das
Henry Ford Museum, das ich auch sehr empfehlen kann. Es geht hier zwar in erster Linie um Autos, aber damit auch um einen großen Teil amerikanischer Geschichte. Es sind tolle alte Fahrezeuge und Leuchtreklamen ausgestellt, man kann die Autos der US Präsidenten bewundern, in einem orginalen Diner aus den 1950ern Kaffee trinken, oder im Bus von Rosa Parks auf ihrem Platz sitzen.
The Inn on Ferry Street
Frühstück im Bed & Breakfast
Downtown Detroit
Downtown Detroit
Tofu Banh Mi
Burrito mit Bohnen, Gemüse und Queso
Henry Ford Museum
Henry Ford Museum: Der historische Bus, in dem Rosa Parks ihren Platz nicht für Weiße geräumt hat
Henry Ford Museum
Picknick nach dem Museum: Eine Auswahl von Whole Foods und Trader Joe's
Oft werde ich gefragt, ob die USA denn vegan-freundlich zu bereisen sind. Und meine Antwort lautet ganz klar: Ja! Wir sind überall, in noch so kleinen Orten fündig geworden, auch wenn es nur bei Taco Bell war (und es wäre trotzdem ganz praktisch, den auch bei uns zu haben). In größeren Städten warten tolle Supermärkte auf einen, die teilweise vor veganen Produkten nur so übergehen. Unser Liebling ist sicher Whole Foods, und wir haben einen gefunden, der nicht nur eine schöne Bar im Markt hat, sondern wo man an besagter Bar auch noch ein umwerfendes Tempeh Bacon Sandwich bestellen kann. Daneben bietet jeder Whole Foods auch eine Salat und Hot Foods Bar, an der man sich auch als Veganer gut satt essen kann, oft gibt es dazu auch noch vegane Pizza, Sushi, Burger und natürlich Mehlspeisen. Whole Foods ist allerdings nicht gerade günstig, und obwohl wir im Urlaub nicht so auf's Geld achten, merkt man schnell, warum der Supermarkt den Spitznamen "Whole Paycheck" (dt. ganzes Gehalt) trägt. Im Gegensatz dazu ist Trader Joe's eine günstigere Alternative. Hier gibt es zwar kein Salat Bar, sondern nur ein paar gekühlte Sandwiches, aber dafür hat Trader Joe's allerlei schön bunt verpackte vegane Köstlichkeiten wie Kekse, Knabberzeug, Eis und Marshmallows, alles zu vertretbaren Preisen. Wir haben gerne in beiden Märkten eingekauft und oft unterwegs ein Picknick gegessen.
Sandwich an einer Bar in Whole Foods
Auswahl von der Salat-Bar in Whole Foods
Salat-Bar, Falafel und vegane Pizza von Whole Foods
Auswahl von der Salat-Bar in Whole Foods (meine Portion ist immer die mit mehr Grünzeug, M bevorzugt seine Auswahl in Beige-Tönen)
Ich finde es persönlich interessant, Amerika auch abseits von den
riesigen Großstädten zu erleben, denn die USA sind eben nicht nur
Manhattan und LA. Unser Urlaub in Nordamerika war toll, wir haben viel erlebt, uns noch mehr in Kanada verliebt, und vor allem viele schöne Momente mit unseren Freunden erlebt.