Man isst unschuldig sein Hummus-Brötchen im Schulhof / Pausenraum / auf der Familienfeier, möchte nur seinen Gedanken nachhängen und in Ruhe kauen, da passiert es... Jemand setzt sich dazu, man kommt ins Plaudern, und im Laufe des Gespräch findet der andere heraus, dass er vor einem waschechten Veganer sitzt. Die Augen weiten sich ungläubig und heraus kommt ein "Vegan?", gefolgt von einem Vorurteil gegen die vegane Lebensweise. Kennt ihr? Ich auch, und darum wollte ich ein paar sehr häufige Vorurteile richtig stellen.
„Vegan? Da sind Tiere mehr wert als Menschen…“
„Vegan? Da sind Tiere mehr wert als Menschen…“
Auch wenn ich es durchaus verstehe, wenn man nach einem langen Tag
unter Mitmenschen die ruhige Anwesenheit eines Tieres bevorzugt, so liegen den
allermeisten Veganerinnen und Veganern Menschen doch sehr am Herzen. Viele
machen sich genau darum Gedanken über Fair-Trade-Produkte und über die
Ausbeutung von Menschen in der Mode-Branch. In den letzten Jahren gibt es erfreulicherweise
immer mehr vegane Familien (und man setzt doch keine Menschen in die Welt, wenn
man sie nicht mag) und gerade Social Media boomt in der veganen Community –
weil niemand gerne allein ist, auch nicht allein unter Tieren. Dass uns Menschen
also nicht wichtig sind, das stimmt sicher nicht, aber dass Tiere in unserer
Gesellschaft nichts wert sind, nur weil sie Tiere sind, das stößt vielen von
uns sauer auf.
„Vegan? Das sind doch
ungewaschene Hippies…“
Was hat man eigentlich gegen Hippies? Die waren doch mal
cool! Jedenfalls: Die vegane Community ist bunt und vielfältig. Eltern,
Bankangestellte, Uni-Profs, Ärztinnen, Bauarbeiter, Geschäftsleute, Alleinerzieher… Veganerinnen und Veganer findet man in allen
Lebensentwürfen. Sicher sind auch ein paar Hippies dabei, aber man muss kein Batik-Muster mögen, um vegan zu leben.
„Vegan? Da ist man
ständig krank!“
Na klar, weil einem das Fleisch fehlt! So ein Blödsinn –
sorry, anders kann ich es nicht formulieren. Nachdem viele Studien zeigen (ich verlinke hier auf den großartigen Dr. Michael Greger, der wichtige Studien umfassend zusammenträgt), dass
eine vegane, vollwertige Ernährung der Gesundheit sehr förderlich ist, möchte
ich diesen Punkt eigentlich gar nicht mehr diskutieren. Gelegentlich wird dann
die Großcousine des Zimmerkollegen des Neffen der besten Freundin als
Negativbeispiel angeführt, die eine Woche vegan gelebt hat und der dann alle
Haare ausgegangen sind. Okay, auf dem Niveau diskutiere ich natürlich gerne. Neben den wissenschaftlichen Studien kann ich
dann immer nur sagen, dass ich seltener und weniger intensiv krank bin als früher und mich
einfach körperlich besser fühle – veganen Personen aus meinem Umfeld geht es
übrigens genauso.
„Vegan? Die sind alle so dürr“
Ich würde es schön finden, wenn vegane Cupcakes und Eisbecher
und Schokoriegel schlank und rank machen würden. Aber es sind eben Cupcakes und
Eisbecher und Schokoriegel und die haben ebenso Kalorien wie ihre unveganen Kollegen. Fakt ist: Obwohl im Schnitt vegane Menschen leichter sind als nicht-vegane Menschen,
gibt es auch Veganer, die nicht dürr oder schlank sind. Und das ist genauso
ok.
„Vegan? Da isst man nur nur gesund und bio“
Ich esse nicht nur gesund. Meine überwiegende Ernährung
versuche ich vollwertig und ausgewogen zu gestalten, aber ehrlich –
gelegentlich mal Pommes oder Kuchen oder ein Aperol Spritz, das hat
schon was. Ich bin vegan, keine Nonne. Genauso versuche ich schon viel
Bio-Lebensmittel zu kaufen, aber das geht nicht immer. Mein Mann und ich
arbeiten Vollzeit, ich fahre mit den Öffis, da fahre ich nicht extra wegen
jeder Kleinigkeit in den Bio-Markt. Ich kenne viele, die genau so eine Mischung
haben. Gibt es andere, die wirklich nur gesund und bio essen? Bestimmt, aber
das ist sicher bestimmend für die gesamte vegane Community.
„Vegan? Die glauben doch, sie sind etwas Besseres“
Ich gehe nicht mit Heiligenschein herum, nur weil ich keine
tierischen Produkte esse, ich sehe mich deswegen nicht als besseren Menschen.
Gibt es herzensgute Menschen, die nicht vegan leben? Natürlich. Gibt es Veganer, die richtig fiese und unangenehme Zeitgenossen
sind? Klar. Für mich ist an einem Menschen mehr dran als seine Essgewohnheiten –
zumal jeder das Potenzial hat, die zu ändern (denn wie viele von euch sind schon
vegan auf die Welt gekommen? Dachte ich es mir doch).
„Vegan? Das ist doch total teuer“
Oberflächlich gesehen – ja, vegane Produkte können teurer
sein. Sojamilch ist teurer als Kuhmilch, Bio-Tofu kostet gerne mehr als
Fleisch (was an sich schon ein Wahnsinn ist), manche vegane Eis- oder Käsesorten verlangen fantastische Preise (die
man gelegentlich trotzdem gerne zahlt). Einerseits hat das denn Grund, dass Milch, Fleisch und Eier heftigst subventioniert werden, sprich, man zahlt als Endkonsument nicht das Geld, das eigentlich in das Produkt geflossen ist. Andererseits sind viele vegane Produkte oft von kleineren Firmen hergestellt, die noch nicht die Preise anbieten können wie große Konzerne. Aber selbst wenn vegane "Spezialprodukte" teuer sein können - die Grundlagen einer veganen Ernährung sind es nicht. Mein Mann und ich essen sehr einfach: Kartoffeln, Vollkorn-Nudeln, Reis, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, und das sind alles sehr günstige Lebensmittel! Wenn man es hochrechnet, gebe ich jetzt sogar weniger für Essen aus wie früher, trotz gelegentlicher veganer Goodies.
Fallen euch noch mehr Vorurteile gegenüber einer veganen Lebensweise ein? Lasst uns in den Kommentaren diskutieren!
Fotos von Brooke Lark
Fallen euch noch mehr Vorurteile gegenüber einer veganen Lebensweise ein? Lasst uns in den Kommentaren diskutieren!
Fotos von Brooke Lark
Oh ja, das kenne ich nur zu gut! Am Anfang haben mich die Vorurteile und Verurteilungen schon belastet. Man hat gar nichts gesagt und wurde trotzdem angegriffen. Ich bin ziemlich schnell dazu übergegangen, dass ich vermieden habe über mein vegan-sein zu sprechen. Konstruktive und ernstgemeinte Gespräche führe ich natürlich gerne, aber nicht auf dem oben öfters genannten Niveau.
AntwortenLöschenNoch so ein Vorurteil ist, dass man ja quasi gar nichts mehr essen kann außer Salat. Die Frage "Was darfst du denn dann überhaupt noch essen?" ist glaube ich die häufigste die ich höre. Ich antworte dann immer, dass ich alles essen "darf", nur eben bestimmte Dinge nicht essen "möchte". Dann folgt eine fast endlose Aufzählung von leckeren Gerichten ;-)
Liebe Grüße Heike
Hi Heike, ja, was wir Veganer alles "dürfen", das höre ich gelegentlich auch ;-) Ich breche Gespräche übrigens auch ab bzw. wechsle das Thema, wenn ich schon heraushöre, dass das zu nichts führt, das schont meine Nerven ungemein!
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