Im Herbst haben mein Mann M und ich uns einen Traum erfüllt: Wir sind endlich nach Japan gereist! Wir waren beide schon viel in der Welt unterwegs, und veganes Essen zu finden war noch nie ein Problem. Trotzdem hatte ich vor der Reise nach Japan doch etwas Bedenken, ob diese denn auch kulinarisch für uns ansprechend wäre. Immerhin ist das Konzept des Vegetarismus in Japan sehr wenig bekannt, und Fisch sowie Fischflocken (aka Bonito) wird in
fast jede Speise fröhlich hineingemischt. Dazu kommt noch die Sprachbarriere,
denn wir können keinen Brocken Japanisch. Spoiler-Alert: Wir haben sehr gut
gespeist.
Bei dieser Reise muss ich ehrlich zugeben, dass wir uns
recht wenig vorbereitet haben, da wir beide beruflich gut eingespannt sind (das
ist auch der Grund, warum es hier am Blog ein wenig ruhig geworden ist, mea
culpa). Wir haben zwar einen schicken Reiseführer gekauft, den wir im Flugzeug
auf dem Weg zu anderen Destinationen durchgeblättert haben und wir haben uns
für eine Reiseroute entschieden, aber das war’s dann auch. So fleißig wie
andere Blogger, die sich bestens für den Japan-Urlaub vorbereiten, war ich
demnach nicht, aber meiner Meinung nach war das auch nicht nötig. Das tröstet auch vielleicht diejenigen unter euch, die mit
hängender Zunge in den Urlaub starten, so wie das heuer bei uns der Fall war.
Da wir verschiedene Destinationen in Japan besucht haben und
mit dem Zug reisen wollten, haben wir uns für den Japan Rail Pass entschieden,
der sehr praktisch ist, da man im Nahverkehr in Tokio beispielsweise auch viele
Züge damit benutzen kann. Und hier kommt mein erster, großer Tipp für Japan:
Bucht euch mit eurem Japan Rail Pass ein Pocket WiFi dazu, quasi euer persönliches
WLAN zum Mitnehmen. Wir haben unsere ganze Reise damit navigiert, da Google
Maps wirklich unverzichtbar war für uns, gerade dort, wo Straßennamen nur auf
Japanisch angeschrieben waren – nicht nur bringt Google Maps einen von A nach B, es
zeigt einem sogar in Bahnhöfen an, auf welchem Gleis der Anschlusszug losfährt,
und glaubt mir, auf japanischen Bahnhöfen, wo es vor Leuten wuselt, kann dieser
kleine Informationsvorsprung echt gut
sein. Und natürlich bringt es einen zu den besten veganen Restaurants via HappyCow. Zwar gibt es in einem fortschrittlichen Land wie Japan sehr viele gratis
Zugänge zu WLAN, aber man wandert trotzdem nicht flächendeckend von einem Netz
ins andere und muss sich natürlich für verschiedene Anbieter immer wieder neu
einloggen. Und bevor man bereits zum dritten Mal im Kreis geht, weil man
einfach nicht die richtige Straße findet und das Internet immer wieder
ausfällt, denkt an meine Worte: Bucht. Euch. Pocket. WiFi.
Gestartet haben wir unsere Reise in Tokio. Tokio ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe: Laut, schrill, bunt, voll mit Menschen und trotzdem hat alles irgendwie seine Ordnung. Wir haben uns in die Stadt verliebt. Geschlafen haben wir in einem Hotel in Shinjuku, was sich von der Lage her als Glücksgriff herausgestellt hat: Nicht nur war wenige Minuten Fußmarsch ein tolles veganes Restaurant, Shinjuku hat auch einen der verkehrsreichsten Bahnhöfe der Welt, was einerseits ziemlich überwältigend ist, andererseits auch sehr praktisch, weil man von dort aus überall hinkommt. Das Hotel haben wir ohne Frühstück gebucht, weil wir keine großen Frühstücker sind und eigentlich nur Kaffee am Morgen brauchen, und wir uns auf eine besondere Eigenheit in Japan verlassen haben: Combinis.
Combinis sind kleine Supermärkte, die sich ein wenig wie
Tankstellenshops bei uns anfühlen, und die neben Knabberzeug, Bier und
Erwachsenenheftchen auch eine ganze Reihe an frisch zubereitetem, abgepacktem
Essen verkaufen, darunter der Freund jedes veganen Reisenden in Japan –
Onigiri. Onigiri ist quasi Sushi in Pyramiden-Form, kleine eckige Klumpen aus
Sushi-Reis, umwickelt von Nori, die unterschiedlich gefüllt sind (übrigens
haben wir drei Versuche gebraucht um zu verstehen, wie man die Dinger richtig
auspackt. Jeder, der schon mal Onigiri gegessen hat, wird verstehen, was ich
meine). Ich mag als Füllung Umeboshi (eingelegte Pflaume), mein Mann M steht
auf Algen und auf Senfblätter. Mein Liebling war aber sicher das Onigiri, die
nur aus gesalzenem Reis bestehen – gerade morgens war mir das Nori zum Kaffee
doch etwas zu steil. Dazu findet man noch Sojamilch von Kikkoman in den
Combini, Chips, Nüsse, herrlichen gekühlten grünen Tee und mit etwas Glück auch
Bananen und Äpfel (frisches Obst ist sehr teuer in Japan, zumindest in den
Städten). Die Google Translate App hilft euch beim Entziffern der Zutaten, aber
erwartet euch nicht zuviel – das erste Mal, wenn das Wort „Schlitzdings“ als
Zutat auftaucht, wisst ihr, dass die Übersetzung nicht allzu verlässlich ist. Die
Onigiri sind aber generell eine sichere Sache, bebildert und in den
allermeisten Fällen auch auf Englisch beschriftet. Wir haben in diesem Urlaub
sicher unser Gewicht in Onigiri verspeist und sie wirklich jeden Tag gegessen,
weil es einfach praktisch ist. Gegen Ende hin sind sie mir beim Hals
herausgehangen, jetzt würde ich aber jemanden töten für ein himmlisches
Reisbällchen. Tja.
In Tokio war das vegane Burger-Restaurant Ripple ganz in der Nähe unseres Hotels und wir haben dort oft (räusper, jeden Tag) zu Abend gegessen – Burger machen können die Japaner! Wirklich köstlich.
Nahe des Tokio Skytrees, der für alle Menschen, die auf
große Höhen und atemberaubende Aussichten stehen, wirklich eine Empfehlung ist,
und quasi ums Eck des Senso Ji Tempels, der uns nicht besonders beeindruckt hat,
waren wir zu Mittag essen in Kaeomon Asakusa, das mittlerweile leider geschlossen hat! Vielleicht lag es an der
Location im dritten Stock eines Bürogebäudes, ohne mein
veganes Adlerauge wären wir wohl verhungert. Das Restaurant bietet ein veganes
Buffet mit einigen westlichen und japanischen Spezialitäten. Mein Favorit war
die hervorragende Miso-Suppe mit Kabocha-Kürbis, das in der Konsistenz leicht
rotzige Sojafleisch hätte ich nicht haben müssen.
Ein Pflichtpunkt in Tokio für alle Pflanzenesser ist sicher
T’s Tantan, ein komplett veganes Restaurant, das für seine
Ramen-Suppen bekannt ist, direkt im Hauptbahnhof von Tokio. Und es ist wirklich direkt im
Hauptbahnhof, man braucht ein Zugticket (oder einen Railpass), um dorthin zu
kommen und es ist quasi knapp vor einem Gleis. Klingt schräg, ist es auch. Die
Ramen-Suppen sind wirklich gut, das Curry von M war in Ordnung, aber jetzt
nichts Besonderes. Aufgrund der Lage haben wir dort mehrmals gespeist, die
kleinen Sandwiches haben sich dann als Favorit herausgestellt!
Sehr nett war auch der vegane Brunch im Lovinghut Tokio, der nur samstags stattfindet: Hier gibt es ein köstliches Buffet in Wohnzimmer-Atmosphäre mit herzlichen Gastgebern, die sich in gebrochenem Englisch versichern, ob es eh schmeckt, und ob man nicht noch etwas essen möchte (danke, ich platze gleich). M redet heute noch den Sojafleisch-Spießchen, ich würde jemanden wehtun, um eine süße Teigtasche zu bekommen.
Einen Tagesausflug haben wir nach Yokohama unternommen, eine
direkt an Tokio angrenzende Stadt. Dort haben wir in Chinatown gegessen, in
einem Restaurant, in das uns Happy Cow geführt hat. Es gab gefüllte Teigtasche
und gebratene Nudeln, lecker, aber auch sehr fettig. Übrigens ist uns ins
Yokohama auch das passiert, wovon ich immer gelesen habe: Wir wurden als westliche Touristen
fotografiert und haben mit einer sehr lieben japanischen Schulklasse posiert.
Von Tokio ging es dann mit dem Shinkansen weiter nach Osaka
(und ehrlich, der Shinkansen ist eine Offenbarung, nach diesem Schnellzug kann
man sich die Uhr stellen). In Osaka haben wir die sehr schöne Burg besichtigt,
aber eigentlich waren wir für den Vergnügungspark Universal Studios dort. Die
Universal Studios machen übrigens großen Spaß und es waren auch gerade
Halloween-Horrornights. Wer also immer schon mal von Zombies und Mutanten durch
die Dunkelheit gejagt werden wollte, während der Ehegatte lautstark zetert, nie
wieder mit einem irgendwohin zu gehen, ist dort sehr gut aufgehoben.
Um uns für die Zombie-Verfolgung zu stärken, haben wir uns noch
im Food Court des etwas überwältigenden Technik-Geschäfts Yodobashi (quasi Saturn auf
Ecstasy) eine köstliche Ramen-Suppe bei Chabuton einverleibt. Dort
wählt und bezahlt man am Automaten seine
Bestellung, vegan ist dort die Gemüse-Ramen-Suppe und die Gyoza (Teigtaschen)
mit Gemüsefüllung. Anschließend gibt man den Zettel der Kellnerin, die wenige
Momente später mit dampfenden Schüsseln voll herrlicher Gemüsesuppe auftaucht.
Wer mag, man kann bei Chabuton auch kostenlos Nudeln nachbestellen, aber danach
ist man mit Sicherheit sehr satt.
Weiter ging es dann für uns nach Hiroshima, das wir aufgrund
seiner historischen Bedeutung und der schönen umliegenden Natur besichtigen
wollten. Der A-Bomb Dome in Hiroshima ist ein gespenstischer Zeitzeuge des
ersten kriegerischen Einsatzes einer Atombombe, das zugehörige Peace Memorial Museum
ist sehr interessant aufbereitet, ausgelassene Partystimmung kommt aber bei
beidem nicht gerade auf, seid also gewarnt – ein wenig auf’s Gemüt schlägt es
sich schon.
Abgelenkt haben wir uns dann mit einem Lunch im Art Cafe Elk, wo M
sich Udon Nudeln mit Gemüse einverleibt hat und ich mich, sehr tapfer, für ein
japanisches Lunch-Set entschieden habe. Letzteres fiel unter die Kategorie „kann
man, muss man aber nicht“. Während der Tofu sehr gut und Reis, Salat und
Edamame wie gewohnt waren, war der Rest etwas abenteuerlich. Die Miso-Suppe war
zwar gut, die Einlage aus geschmackloser, schwammiger Wurzel (?) aber eher
gewöhnungsbedürftig. Die getrockneten Algen, die eher an graue Haare erinnert
haben, habe ich übergelassen, ebenso die eingelegten Schoten mit weißen
Kügelchen mit einer Konsistenz wie Kaugummi, die salzig-fad geschmeckt haben. Für
meine Experimentierfreudigkeit habe ich mich dann beim Dessert belohnt –
köstlicher, warmer Schokoladenkuchen und frittierte Banane im Teigmantel.
Auch empfehlenswert in Hiroshima ist ein indisches Restaurant nahe des Bahnhofs. Zu diesem Zeitpunkt wollte keiner von uns mehr
Reis essen, es gelüstete uns nach Brot. Die Linsen mit Chapati kamen also genau
richtig!
Einen Ausflug haben wir auf eine Insel nahe Hiroshima unternommen, Miyajima. Die Insel ist einerseits bekannt für den Itsukushima-Schrein und das Tor (Torii) im Wasser, andererseits für die freilebende Rehe, die wirklich überall unterwegs sind, ganz ungewohnt zutraulich. Miyajima ist herrlich grün und auch zum Souvenir-Shopping bestens geeignet. Zum Essen sind wir in einem Restaurant eingekehrt, das laut Happy Cow vegane Optionen hat, gegessen haben wir beide das Gemüse-Curry. Und dazu bekommt ihr einen Kommentar von zu dem Zeitpunkt aus Hunger grantigem M: „Das ist schon ganz schön mutig, die Pampe Gemüse-Curry zu nennen.“ Ganz unrecht hat er damit nicht: Denkt man an Gemüse-Curry, kommt einen die indische oder thailändische Variante in den Sinn, die ja vor Gemüse wirklich strotzt. Die japanische Version hingegen konzentriert sich eher auf die aromatische Sauce, mit Gemüse sind hier eher die drei Würfelchen Kartoffel und der Schnitzer Karotte gemeint. Schmecken tut es trotzdem sehr gut! Als Nachtisch gab es dann fein geschabtes Eis mit Mango-Saft, eine Spezialität der Insel.
Nach Hiroshima ging es für uns weiter nach Kyoto, wo es sehr
viele Tempel und tolles veganes Essen gibt. Fangen wir mit den Tempel an, und
ich sage jetzt für Touristen in Japan etwas sehr Ketzerisches: Nach zwei
Tempeln hatten wir eigentlich genug davon. Sorry, not sorry, irgendwie sind
Tempel nicht unseres. Wir können mit der (jedweder) Religion nichts anfangen, die
Tempel sind oft frustrierend schlicht gehalten und Steine sind zwar schön, aber
unseren Gesichtsausdruck, als wir realisierten, dass mit „Stone Garden“
wirklich ein Innenhof mit Kieselsteinen gemeint war, für den wir uns jetzt auch
noch angestellt haben, hätte man sich rahmen lassen können. Keine Frage: Die
Gärten sind wunderschön angelegt und haben uns viel besser gefallen als die
Tempelgebäude selbst. Aber hier kommt wieder ein Aber: Die Menschenmengen sind
nichts für schwache Nerven. Und so schön kann der Garten gar nicht sein, wenn
man ständig einen Ellbogen in der Seite oder einen Selfie-Stick im Auge hat.
Natürlich macht man das Tempel-Programm, wenn man das erste Mal in Kyoto ist,
nochmal müsste ich es nicht machen. Wie immer kommt jetzt auch hier eine
Ausnahme: Wo ich wieder hingehen würde, ist Fushimi-Inari. Während das
Tempelgebäude mich – sorry! – an ein China-Restaurant erinnert hat, ist der
dazugehörige Berg mit seinen hunderten Holztoren und der herrlichen Natur ein
wirklich tolles, fast schon spirituelles Erlebnis. Nach einigen Höhenmetern hat
man die Touristenhorden hinter sich gelassen, und man ist alleine mit dem Geruch
des Waldes, den lärmenden Zikaden und den roten Holztoren, durch die man auf
dem steilen Weg wandert. Mich hat Fushimi-Inari tief beeindruckt.
Nach dem
doch etwas schweißtreibenden Anstieg auf den Berg kann man sich danach mit dem relativ nahen
Vegans Cafe mit der besten Pizza überhaupt stärken: Die wartet nämlich statt
mit ordinärer Tomatensauce mit Teriyakisauce auf. Sogar der vegane Käse-Feind M
hat mir meine Pizza streitig gemacht. Sehr lecker ist auch das
Sojamilch-Softeis, überhaupt ist das Vegans Cafe ein schöner Ort zum
Völlern und Ausruhen.
Sehr gut kann man in Kyto auch im Morpho Cafe speisen, der vegane
Burger ist zwar eine ganz schöne Patzerei, aber unglaublich gut, fast noch
besser ist aber die Caramel Pizza mit veganem Schlagobers, für die ich auch
jemanden umbringen würde (ich bin ganz schön gewalttätig, was Essen angeht).
Nahe der Einkaufsstraße von Kyoto gibt es das Ain Soph, die einen sehr leckeren Burger haben (übrigens von den gleichen Betreibern, die auch das Ripple in Tokio besitzen!), aber besonders empfehlenswert dort sind die Pancakes mit Heidelbeerkompott, Eis und Schlagobers. Mhm.
Abschließend ging es für uns zurück nach Tokio, und wer den
Blog schon eine Weile liest, der weiß, warum: Tokio hat nicht einen, sondern
zwei Disney Parks. Einer davon ist der klassische Disneyland Park, der
andere ist der wunderschöne und einzigartige DisneySea Park. Für Disney-Fans
eine absolute Empfehlung, alle anderen müssen sich fragen, ob die Menschenmassen
es ihnen wirklich wert sind. Für vegane Disney-Fans gibt es zumindest ein wenig
Auswahl, unsere Favoriten waren sicher die süßen Eislollies, das vegane
Curry (an das sich M inzwischen gewohnt hatte) und das süße Reisbrot mit einer Füllung aus roten Bohnen.
Meine Lieben – das war’s. Mein Reisebericht aus Japan!
Fazit: Eine Investition in mobiles Internet ist es für uns absolut wert
gewesen, Happy Cow hat uns gut beraten, ebenso haben wir die Onigiri-Industrie
ordentlich angekurbelt. Ich habe Japan als Veganerin nicht besonders schwierig
erlebt, wir sind aber auch recht einfache Esser, die nicht drei Mal am Tag ins
Restaurant müssen. Restaurants haben wir uns nach Sehenswürdigkeiten
herausgesucht und nicht umgekehrt, was aber sehr gut funktioniert hat. Darum:
Keine Angst, ihr werdet in Japan nicht verhungern! Stattdessen werdet ihr euch
in ein Land zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kitsch und Understatement,
zwischen Ruhe und Chaos verlieben und überlegen, wann euch eine Reise endlich dorthin zurückführt.