30. Juni 2013

Was Veganer so essen - mein veganer Speiseplan

Die Frage "Was isst du eigentlich?" hat jeder vegan lebende Mensch sicher schon einmal gestellt bekommen. Ich habe sie in meiner fünfjährigen veganen Karriere schon so oft gehört, dass ich wohl schon in meinem eigenen schottischen Schloss wohnen könnte, wenn ich jedes Mal einen Euro für diese Frage bekommen hätte. Ganz klar: Die Frage nervt. Aber sie ist meistens wirklich ernst gemeint: Wenn sich nicht-vegane Menschen ihren Speiseplan vorstellen, und dabei alles Tierische wegstreichen, dann bleiben trockene Nudeln, Kartoffeln und ein wenig Gemüse über. Besonders appetitanregend ist das nicht. Ihr seht schon, ich nehme die gefürchtete Essens-Frage in Schutz, vor allem, weil auch viele Neu-Veganer so ihre Probleme damit haben - "Was soll ich heute nur essen?" ist übrigens auch bei Nicht-Veganern oft ein großes Thema. Da wundert es kaum, dass der vegane Speiseplan Probleme bereitet. Aber wie immer bin ich hier, um euch das Patschhändchen zu halten, und enthülle hier Ideen aus meinem Essensrepertoire.



Frühstück

Ich muss etwas frühstücken, sonst beiße ich meinen Arbeitskollegen spätestens um halb 10 den Arm ab. Besonders kreativ bin ich dabei nicht, es muss morgens einfach schnell gehen - ich denke, das kennen viele von euch.


Kaffee - Für mich gibt es nur Kaffee morgens, am besten mit Sojamilch
Müsli - eher selten, aber gelegentlich gibt es doch fertiges oder selbstgemachtes Müsli oder Frühstücksflocken mit Sojamilch
Soja-Joghurt - mit Fruchtgeschmack, am besten mit frischem Obst
Super-Power-Frühstück - lässt sich toll am Vorabend vorbereiten!
Toast oder Brot - Vollkorn, entweder mit veganem Aufstrich oder Marmelade


Mittagessen

Ich bringe mein Essen meistens in meine Arbeit mit, M macht es genauso. In der Arbeit wärme ich mein Mittagessen auf oder esse es gleich kalt - man sollte nicht glauben, wie gut die meisten Gerichte auch bei Raumtemperatur schmecken. M liebt sogar kalte Suppen! Die Vorbereitungen machen wir meistens am Vorabend, weil in der Früh keine Zeit dafür bleibt. Außerdem packe ich immer reichlich Obst ein als schnellen Snack zwischendurch.


Essen vom Vortag - Ich versuche meistens, am Vorabend mehr zu kochen, damit M und ich am nächsten Tag noch eine Portion zu Mittag essen können. Das funktioniert eigentlich mit allen Gerichten sehr gut (bis auf fertig marinierte Blattsalate), und es macht am Abend für mich keinen Unterschied, ob ich nun zwei oder vier Portionen mache. Besonders gut schmecken aufgewärmte Eintöpfe!
Bohnensalate - mit Kidney- oder weißen Bohnen, Paprika, Zwiebel, Gurke, und einem Dressing aus Kürbiskernöl, Essig, etwas Wasser, Salz und etwas Agavensirup oder Zucker, dazu ein Stück Brot.
Kartoffelsalat - immer ein Hit!
Nudeln mit Tomatensauce - wenn alle Stricke reissen, werfe ich morgens rasch ein paar Vollkorn-Nudeln ins Wasser und gebe eine fertige Tomatensauce darüber, gerne auch ein paar Handvoll Ruccola dazu. Einfach, aber gut.
Pastasalat - mit  veganen Tortellini oder Penne, geraspelten Karotten, Paprika, Mais und einem Dressing aus veganem Pesto, etwas Kochwasser von den Nudeln, Salz und einer ordentlichen Prise Edel-Hefeflocken!
Salate mit Couscous oder Quinoa - perfekt zum Vorbereiten, und schmecken mit viel frischem Gemüse wie Tomaten, Gurken, und Zwiebel, dazu schmeckt ein Dressig aus Olivenöl und Essig, oder auch reichlich Pesto!
Sandwiches - mit Vollkornweckerl (Brötchen für euch Nicht-Österreicher), Salat, geschnittenem Gemüse, veganem Aufstrich oder veganer Wurst.


Abendessen

Das Abendessen ist unsere Hauptmahlzeit, weil M und ich dann gemeinsam essen können. Meistens muss es am Abend vor allem eines sein: Schnell am Tisch. Wir sind beide berufstätig, und haben im Feierabend dann Besseres zu tun, als Zucchini-Schiffchen zu schnitzen oder Desserts zu flambieren.


Eintöpfe - die Grenze zwischen Suppe und Eintopf ist fließend. Wir lieben Eintöpfe heiß und innig, besonders an kalten Tagen. Kartoffelgulasch geht immer, im Herbst steht Kürbis-Eintopf regelmäßig am Speiseplan, wenn es mal etwas Außergewöhnliches sein darf, dann empfehle ich den falschen Lamm-Eintopf
Gemüsepfannen - perfekt um den Kühlschrank von Gemüse zu befreien, werfe ich hier einfach alles mit Zwiebeln und reichlich Knoblauch in eine Pfanne, dünste es bissfest, gebe dann Sojasauce, Agavensirup, reichlich Gemüsebrühe und scharfe Sauce dazu und binde die Sauce dann mit etwas Maisstärke. Dazu gibt es Reis oder Quinoa.
Ofengemüse - Ofengemüse ist auch ein schöner Weg, um viel Gemüse zu verbrauchen, dazu schmeckt Reis, Quinoa, Nudeln oder auch Polenta, und man kann es auch am nächsten Tag noch essen.
Pasta - ich liebe Pasta (und esse fast ausschließlich nur solche aus Vollkorn), und könnte sie jeden Tag essen. Abends servieren wir sie mit selbstgemachter Tomatensauce, Bolognese, als Nudelauflauf, oder mit Spinat-Sauce.
Pizza - wenn wir nachmittags etwas mehr Zeit haben, kneten wir einen Pizzteig, der dann mit reichlich mit Tomatensauce und Gemüse belegt wird - und für den nächsten Tag gibt es auch noch eine Portion!
Reisgerichte - M liebt mexikanischen Reis! Schmeckt auch sehr gut in einer Variante mit reichlich Curry und scharfer Sauce.
Salate - gerade im Sommer sind M und ich am Salat-Kick. Blattsalat, Radieschen, Paprika, Gurken, Mais, Bohnen und gegrillter Räuchertofu oder gekaufte vegane Burger, mit einem Dressing aus Kürbiskernöl, Essig, Wasser, Agavensirup oder Zucker und Salz, oder aus Senf, reichlich Agavensirup, Olivenöl, Wasser und Salz.  Wenn es mal etwas spezieller sein darf, schmeckt mein Nacho-Salat sehr lecker. M und ich können tagelang Salat essen!
Sandwiches - wenn ich die Beine hochlegen möchte, dann macht M Sandwiches. Das ist nämlich ausschließlich seine Domäne, und es ist beeindruckend, was er aus Brot, Tofu, Gemüse und Senf so zaubern kann!
Suppen - Suppen sind unsere Salate für kalte Tage. Sie sind einfach zuzubereiten, und wir können sie mit Gemüse füllen. Wir essen gerne Linsensuppe, cremige Kartoffelsuppe, Broccolisuppe (mit Kartoffeln für die Cremigkeit beim Pürieren), Tomatensuppe, und klare Suppen mit Gemüseeinlagen.


Nachspeisen

Ihr seid auf meinem Blog und wisst nicht, was ihr als Nachspeise essen sollt - obwohl es hier so viele Rezepte für Kuchen, Torten und Cupcakes gibt? Aber zugegeben, während der Arbeitswoche backe ich so gut wie nie, darum gibt es dann auch etwas einfachere Desserts für M und mich. 


Eis - im Sommer naschen M und ich auch mal gerne Soja-Vanilleeis mit frischen Früchten.
Obst - manch einer würde das als fade Nachspeise bezeichnen, aber für mich geht nichts über ein großes Stück kalte Wassermelone!
Schokolade - meine neue Lieblingsschokolade ist weiß und einfach köstlich!
Vegane Kekse - M ist zum Cookiemonster mutiert, und ich befürchte, dass ihm bald ein blauer Pelz wächst. Diese veganen Doppelkekse aus dem Biomarkt sind aber auch zu lecker.


Wochenendessen

Sind wir die einzigen, die Wochenendessen haben? Unter der Woche muss es schnell gehen und auch recht gesund sein. Am Wochenende werden die Regeln etwas gelockert - dann haben wir Zeit, auch mal länger in der Küche zu stehen, und es schleichen sich etwas mehr Fett, Zucker, weißes Mehl und Kalorien in das Essen hinein... huch! Aber YOLO, nicht wahr? (YOLO habe ich gestern übrigens zum ersten Mal bei einer Gruppe Teenager aufgeschnappt... und ja, ich fühle mich sehr alt.)


Brunch - mit Kartoffelpfanne mit Räuchertofu, Baked Beans, Avocado, Obst und frischem Gebäck lässt es sich herrlich entspannen.
Burger - so wie Sandwiches ebenfalls M's Metier. Dazu gibt es je nach Laune amerikanischen Krautsalat, Pommes oder Ofenkartoffeln.
Burritos - ich liebe Guacamole, und daher fülle ich mir unsere Burritos bis zum Anschlag mit dem grünen Wunder, und auch gerne mit veganem Faschierten!
Indisches Essen - ich liebe indisches Essen, und stöbere samstags gerne im Asialaden nach tollen Gewürzen und exotischem Gemüse. M liebt Schwarzaugenbohnen und Dhal Makhani mit selbstgemachten Naan
Knödel - echt österreichisch, echt lecker!
Mehlspeisen - ich backe für mein Leben gerne, und endlich habe ich dann Zeit für die besten Kuchen, Cupcakes und süßen Leckereien! Wenn es ganz schnell gehen soll, empfehle ich meinen rustikalen Apfelkuchen
Pasta mit cremiger Sauce - Saucen mit reichlich veganer Sahne gibt es meistens als besonderes Schmankerl für das Wochenende. M's Favorit sind Nudeln mit Pilzen!
Pho - meine neueste Obsession ist vietnamesische Nudelsuppe, und für das Kochen der Brühe habe ich nur am Sonntag Muße.
Risotto - für das meditative Rühren im Kochtopf habe ich unter der Woche keinen Kopf, aber am Wochenende macht es richtig Spaß!
Sandwiches - am Wochenende wächst M über sich hinaus und kreiert die besten veganen Sandwiches überhaupt!
Sushi - ich liebe Sushi. Um etwas Geld zu sparen und nicht ständig Sushi beim Lieferservice zu bestellen, rolle ich es am Wochenende gerne selbst, denn da habe ich Zeit und den freien Kopf für die perfekte Rolle!


Was esst ihr denn gerne, und welche Gerichte sind Neu-Veganerinnen und Neu-Veganern zu empfehlen?

23. Juni 2013

Veganes Grillen mit perfektem Kartoffelsalat

Sommerzeit ist Grillzeit. Leider. In diesem Jahr scheint das Brutzeln im Freien besonders modern zu sein: Einen Supermarkt kann ich kaum noch betreten, ohne dass mir die fertig marinierten Fleischberge nicht schon am Eingang den Appetit verderben. Und für viele Menschen hört der Grill-Gedanke leider beim Fleisch auf: Hauptsache viel Tier am Grill, da braucht man zur Beilage höchstens noch etwas Ketchup. Dass man aus Gemüse, Kartoffeln, Soja und Seitan, Brot und Nudeln ein wunderbares gegrilltes Fest zaubern kann, diesen Gegenbeweis treten zum Glück zahlreiche Hobby-Grillmeister an (wie M und ich bei unserer letzten Sommerparty), und ich hoffe, dass diese Erkenntnis sich wie ein Lauffeuer verbreitet - darum ladet doch eure Freunde zu tollen veganen Sommerparties ein.

 Echte Männer grillen natürlich - aber vegan. M ist ein richtiger Grillmeister!

Mittlerweile gibt es ein breites und abwechslungsreiches Angebot an leckeren veganen Würstchen, Burgern und Schnitzeln, die nicht nur am Grill eine gute Figur machen - ganz zu schweigen von all dem tollen Gemüse, das durch das rauchige Aroma eines Grills zu einer Gourmet-Mahlzeit wird. Ernsthaft: Gegrillte Maiskolben sind die beste Erfindung seit... nun, seit der Erfindung des Grills!


Aber natürlich sind die heimlichen Stars eines Grill-Abends die Beilagen: Leckere und bunte Salate, würzige Dips, knuspriges Brot. Ich liebe vor allem Kartoffelsalat, und esse ihn am liebsten mit einem cremigen Dressing und viel frischem Gemüse drinnen. Umengen an veganer Mayonnaise verwandeln Kartoffelsalat leider von einem leichten Begleiter zu einer echt schweren Angelegenheit, darum basiert mein Dressing auf Soja-Joghurt und schmeckt so viel frischer. Und der Kartoffelsalat ist so köstlich, dass man fast auf knackige Veggie-Bratwurst und Seitan-Steaks vergisst - aber eben nur fast.



Perfekter Kartoffelsalat (für etwa 3 - 4 als Beilage)

500 Gramm Kartoffeln, geschält und in Scheiben
100 Gramm Radieschen, in kleinen Stückchen
100 Gramm Maiskörner
100 Gramm Delikatess-Gurken (süß-sauer), in Stückchen
25 Gramm Senf
180 Gramm Soja-Joghurt, natur
3/4 TL Agavensirup (oder Zucker)
1 - 2 Zehen Knoblauch, gepresst
2 EL gutes Olivenöl
Salz
optional: Schwarzes Salz (Kala Namak)
frisch gemahlener Pfeffer

Die Kartoffeln in einem Topf mit Wasser erhitzen, zum Kochen bringen und bissfest kochen (nicht zu weich!), dann die Kartoffeln mit kaltem Wasser sehr gut abschrecken. Während die Kartoffeln kochen, das restliche Gemüse in eine große Schüssel geben. In einer kleinen Schüssel das Joghurt, Senf, Agavensirup, Knoblauch und Öl sehr gut vermischen. Die erkalteten Kartoffeln zum Gemüse geben und das Dressing dazu geben, ordentlich vermischen und noch etwas nachsalzen - wer möchte, verwendet jetzt Kala Namak, das dem Salat einen ei-igen Geschmack verleiht. Mit frisch gemahlenem Pfeffer bestreuen und am besten bei Zimmertemperatur etwa eine Stunde ziehen lassen.

17. Juni 2013

Kulinarischer Urlaub auf Balkonien

Nach unserem letzten Urlaub in Bella Venezia ist es bis zu unserer nächsten Reise noch ein Weilchen (die wird dafür wirklich der Kracher werden...). Nichts verkürzt die Wartezeit auf Ferien mehr als ein wenig Urlaub auf Balkonien, sprich: Auch daheim kann es sehr schön sein. M und ich haben in unserer Mini-Wohnung auch einen Mini-Balkon, der im Winter als externer Kühlschrank gebraucht wird, nun im Sommer aber wieder seinem eigenen Zweck zugeführt worden ist: Dank Blumen, Laternen (und einiger an Putz-Unterstützung meiner Eltern...) erstrahlt unser Balkon nun wieder in neuem Glanz und versüßt uns so die warmen Abende. 


M und ich sitzen im Freien, teilen uns Bier, das er aus allen möglichen Shops mitnehmen muss, beobachten die Nachbarn, zählen Fußgänger und vor allem essen wir köstliche Gerichte. Am Balkon schmeckt alles doppelt so gut, besonders wenn man es gemeinsam mit einem lieben Menschen essen kann.


An heißen Tagen schmeckt natürlich Eis ganz wunderbar. Gerne als pures Vanilleeis mit Schokoladensauce und Früchten, oder auch als veganes Cornetto zum Dahinknuspern, um anschließend prächtige Schokoladenflecken auf dem T-Shirt zu haben - so schmeckt der Sommer!


Sehr einfach zuzubereiten ist meine Version von Pad Thai, bei dem man nur ein wenig Schnippel-Arbeit hat. Für mich gibt es Pad Thai mit extra Koriander, für M dafür ganz ohne, denn der hasst das unschuldige Kraut mit Leidenschaft. Mein Pad Thai isst er trotzdem gerne!



Bei dem heißen Wetter und der Völlerei im Urlaub ist es gar nicht schlecht, mehr Salat zu essen (und den Hosenbund entlastet es auch etwas). Wer auf Tex-Mex Kreationen steht, der sollte meinen Nacho-Salat probieren. Momentan kommt aber so ziemlich alles in den Salat, was die Küche her gibt: Rucola, Bohnen, Avocado, Sojabohnensprossen, Radieschen, Gurke, Tomaten, veganes Hühnchen und Kernöl.



All das Gemüse hält mich aber nicht vom Backen ab: Kuchen für die Eltern beispielsweise. Hier ein Schokoladenkuchen mit Marillenmarmelade, Schokoladencreme und frischen Himbeeren. Und der Kuchen schmeckt besser, wenn man ihn am Balkon isst!


Morgen sitze ich auch wieder auf meinem Balkon und genieße meinen Mini-Urlaub. Außer es hagelt, so wie auf diesem Bild...


Macht ihr auch gerne Urlaub auf Balkonien?

5. Juni 2013

Vegan in Venedig

Venezia!

 Wasser-Gässchen

Venedig ist wohl der hübscheste, romantischste Ort, der mir je untergekommen ist. Ich habe auf unserem Weg durch die Stadt eine Million Brückchen bewundert, Blumenkisten fotografiert, beim Anblick von Wasserbussen vor Freude geseufzt und nur schwer den Drang unterdrückt, laut "Venezia" zu rufen. Venedig hat alles, was ich in einer Stadt gerne sehe: Alte Gebäude, verschnörkelte Brücken, Wasser, enge Gassen, viele Blumen, keine Autos, und dann natürlich auch noch Pizza, Pasta, Gelato, und den Aperol Sprizz zur Mittagszeit... aber fangen wir von vorne an.

Chioggia

Unser Hotel in Chioggia, Grande Italia, bei Nacht

M und ich blieben aufgrund der horrenden Preise nicht direkt in Venedig, sondern hatten ein Hotel in einem Ort etwas außerhalb, in Chioggia, einem beliebten Badeort und auch als das kleine Venedig bekannt. Die Anreise dauert mit Boot, Bus und wieder Boot zwar etwas, aber für alle, die so wie wir gerne mit dem Schiff unterwegs sind, vergeht die Zeit wie im Flug - außerdem kann man am Abend in Chioggia die Ruhe genießen und wesentlich günstiger als in Venedig essen und schlafen. Unser Hotel, das Grande Italia, liegt direkt an der Anlegestelle der Fähre und überzeugt nicht nur durch das hübsche Gebäue, ein altes Palazzo, sondern auch durch Sojamilch zum Frühstück, die mir auf meine dezente E-Mail Nachfrage serviert wurde.

 Wilder Müsli-Mix als Stärkung für den Tag

Aber natürlich seid ihr nicht hier, um mich als Tourguide zu erleben, sondern wollt wissen, was wir in Venedig an leckeren veganen Sachen gegessen haben. Wie immer empfiehlt es sich, vor Beginn der Reise die Restaurantliste auf Happy Cow anzusehen - aber eigentlich ist die italienische Küche selbst schon sehr nett zu uns Veganerinnen und Veganern, dazu später mehr.

 Gam Gam von außen - mit einem "Vegetarians welcome!"-Sticker

Zu Mittag besuchten wir Gam Gam, ein koscheres Restaurant im Norden von Venedig, das jüdische Küche anbietet - und das bedeutet Hummus, Falafel und Kichererbsen, immer ein Treffer. Ein kleiner Tipp: Wenn ihr vom Markusplatz zu Fuß unterwegs seid, tut euch selbst einen Gefallen und nehmt den Wasserbus - erstens sieht man so viel mehr und kann tolle Fotos schießen, zweitens verläuft man sich im Gassengewirr von Venezia nicht. Ehrlich, gelegentlich kam ich mir (trotz Stadtplan!) vor wie beim verrückten Labyrinth: Ständig standen wir entweder in einer Sackgasse, am Wasser oder mussten in die falsche Richtung gehen. Lange Rede, kurzer Sinn: Fahrt mit dem Boot, das Gam Gam liegt direkt an einer Anlegestelle. 
Ich erklärte dem Kellner, dass wir gerne etwas Veganes hätten und bat ihn um den Falafel-Teller mit einer Auswahl an Vorspeisen, den wir für zwei Personen bestellten, dazu empfahl er uns die frittierten Artschocken-Böden mit Tahini-Sauce. Der Kellner konnte mich bei den Zutaten sehr gut beraten, und tauschte auch gleich den Eiersalat aus, der versehentlich auf unserem Tisch gelandet war. Die Falafel waren knusprig, dazu gab es gefühlt tausende köstliche Vorspeisen, wie Zucchinisalat, Kichererbsensalat, eingelegte Melanzani, Fenchelsalat, Hummus, scharfe Sauce, frisches Brot und natürlich die warmen Artischocken in cremiger Sauce. Alles köstlich, alles mit einem ordentlich Schuß Olivenöl versehen.

Falafelteller mit Vorspeisen: Hummus, scharfe grüne Sauce, gegrillte Melanzani, Fenchelsalat, Kichererbsensalat..., dahinter frittierte Artschocken

Markusplatz und Dogenpalast vom Wasser aus

Am nächsten Tag waren wir in Le Spighe essen, einem kleinen Reformhaus, das auch einige frische vegetarische Speisen anbietet, von denen sehr viele vegan sind. Es liegt nahe der Biennale an der belebten Straße - in diesem Viertel tummeln sich viele Künstler und weniger Touristen. Das Essen aus Le Spighe ließen wir uns einpacken, um im Park zu essen - für mich gab es einen sehr leckeren Couscous-Salat mit Pinienkernen, Fenchelsalat, Kartoffeln mit Pesto und Melanzani, Karottensalat mit Kümmel und Krautsalat mit Feigen. Le Spighe ist eine schöne vegane Option in einer sehr netten Gegend, danach kehrt man am besten auf einen Espresso oder einen Aperol Sprizz, der meistens auch mit einer Portion Chips oder Nüssen serviert wird, in eine der zahlreichen Bars ein.

 Picknick aus Le Spighe

Superstarker, superguter Espresso in einer kleinen Bar

Natürlich ist auch Gelato in Italien eine große Sache, und viele Sorbets sind von Haus aus vegan, hier lohnt sich das Nachfragen. Beim Eissalon Il Doge gab es mehrere vegane Eissorten, ich entschied mich für Erdbeere und, ganz klassisch, Zitrone - und ich muss sagen, das erfrischende Zitroneneis stellte sogar meine geliebten Erdbeeren in den Schatten!

 Erbeer- und Zitroneneis - yum!

Wo wir gerade bei Erdbeeren sind, überall in Venedig gibt es bereits fertig geschnittenes Obst zu kaufen und auch auf den zahlreichen Märkten wird man mit frischem Obst fündig - hier mit einigen wunderbar süßen Früchtchen.

 Mhmm... frische, süße Erdbeeren!

Romantisches Brückchen... hach.

Obwohl Venedig aussieht wie keine andere Stadt, gibt es auch hier ganz normale Supermärkte. Dort findet man neben einer großen Auswahl an veganen Milchsorten wie Haselnuss, Reis und Soja auch wirklich leckere, gefährlich süchtig machende Croissants, die ohne Ei und Milch auskommen. Sie sind meistens mit Marillen- und manchmal auch mit Schokoladencreme gefüllt und schmecken fantastisch - perfekt als Snack auf dem Weg durch Venedig, als schnelles zweites Frühstück oder auch einfach so. Am besten, man kauft so viele Packungen, wie man tragen kann, sie werden auf magische Weise schnell verschwinden...

 Ein Traum mit Marille...

 ... und Schokolade!

Und natürlich kommt kein Italien-Besuch ohne die obligatorische Pizza oder Pasta aus, und ich habe mir den Bauch mit Pizza vollgeschlagen. Generell gibt es in italienischen Restaurants ja immer vegane Speisen wie Pasta Pomodoro (die getrockneten Nudeln sind überlicherweise vegan, die frischen meistens mit Ei), aber Pasta esse ich daheim genug - Pizza musste es also sein! Durch eine wunderbare vegane Fügung des Himmels steht in Venedig auf jeder Pizzakarte eine bei uns leider sehr unbekannte Sorte - Pizza Marinara, die Ur-Pizza mit Tomatensauce und Knoblauch, ganz ohne Käse.* Wer meint, dass das fade ist, wird von mir einfach nur mit meiner Verachtung gestraft, denn die Mutter aller Pizzen ist knusprig, köstlich und aromatisch. Dazu schmeckt ganz vorzüglich gegrilltes Gemüse wie Zucchini und Melanzani, das man selbst mit Olivenöl beträufeln kann. Überhaupt wird in vielen Restaurants sehr einfach gegessen: Pizza, Pasta, Gemüse, als Nachspeise Obst und Espresso. Fertig. Kein Schnickschnack, kein Fifi, dafür frische, simple Zutaten. La dolce vita!
*Übrigens könnt ihr gerne den Kellner im Restaurant fragen, ob der Pizzateig vegan ist, aber ich warne euch: Ich habe einen Kellner einmal zutiefst in seiner italienischen Ehre gekränkt, kommt doch in einen echten Pizzateig nur Mehl, Wasser, Olivenöl, Salz und Hefe. Nur damit ihr Bescheid wisst, falls euch der Kellner einen Schuh nachwirft (und nein, das ist mir noch nie passiert, aber es könnte ja sein)....

Gegrilltes Gemüse, über das ich dann eine ordentliche Portion Olivenöl gegossen habe. Wir waren ja im Urlaub!

Die berühmte Pizza Marinara - yum!

Noch mehr Brückchen. Mit Schnörkeln! Besser geht's nicht.

Tour mit dem Bus. Der in Venedig ein Schiff ist.



So einen Balkon möchte ich auch!
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